Der Wädenswiler Zimmermann Jerôme Flüeler ist in seiner neuen Heimat Sechelt, wo er 18 Monate arbeiten möchte, angekommen. Wie man den kanadischen Ortsnamen richtig ausspricht und dass man im nordamerikanischen Land lieber die Kreditkarte als Bargeld zückt, sind nur zwei von vielen Dingen, die er in den vergangenen Wochen gelernt hat.
«Sechelt spricht man übrigens «Siischelt» aus», sagt der 21-jährige Jerôme lachend, «das habe ich ziemlich schnell nach meiner Landung in Vancouver herausgefunden.» Der Flug von Zürich in die Kanadische Stadt war die bis anhin weiteste Reise für den jungen Mann. Umso grösser die Neugierde, was ihn auf der anderen Seite des Atlantiks erwartet. Kaum vom Boden abgehoben, konnte er sich ein bisschen darauf vorbereiten: «Neben mir sass ein sehr nettes Ehepaar, welches sich als Vancouver-Kenner entpuppte», erzählt er. Von ihnen habe er wertvolle Tipps für seinen Aufenthalt in der Metropole erhalten.
In dieser war nämlich kein Zwischenstopp für Sightseeing geplant, sondern ein paar Tage Zeit, in denen sich der Zimmermann um Organisatorisches zu seinem Aufenthalt kümmern musste. «Direkt nach der Ankunft musste ich ins Immigrationcenter für meine Arbeitsbewilligung», berichtet Flüeler, das habe ewig gedauert. Offen für Neues habe er in dieser Zeit nette Bekanntschaften mit anderen Visaanwärtern gemacht. Und war das Administrative dann endlich erledigt, blieb auch noch ein bisschen Zeit die Bar im Erdgeschoss seines Hostels im lebhaften Stadtteil Gas-town zu testen.
Von der Grossstadt an die Sunshine Coast
In Vancouver war es einfach, die Nacht zum Tag zu machen. «Ich hatte Jetlag, ich schlief am Tag und war nachts wach», erzählt Flüeler. Es habe ein paar Tage gedauert seinen Körper an die neue Zeitzone zu gewöhnen. Nach dem geglückten Start ging es weiter an die Sunshine Coast in Vancouvers Nordwesten. Eine Gegend, die den 21-jährigen begeistert. «Diese Küste ist jede Minute wert, die man hier verbringt», schwärmt er. Genauso offen wurde er in die Europäische Gruppe aufgenommen, welche für denselben Arbeitgeber arbeitet. Eine Gruppe aus vier Schweizern, zwei Deutschen, einem Tschechen, einem Japaner, einem Holländer und einem Kanadier. «Noch am Ankunftstag wurde ich Zuhause abgeholt, um alle bei Tischfussball, Trinken und Reden in einer Bar kennen zu lernen», sagt Flüeler. Das sei ein toller Einstieg gewesen in die neue Umgebung.
Jerôme Flüeler lebt nicht wie die meisten der ausländischen Arbeitergruppe im Haus des Arbeitgebers in Gibsons, er ist zusammen mit Hannes aus Deutschland im 30 Minuten Autofahrt entfernten Sechelt einquartiert. «In der Gruppe wird ziemlich konsequent Englisch gesprochen», erzählt er, «Zuhause sprechen wir allerdings ein lustiges Schweizerdeutsch-Hochdeutsch-Gemisch.» In der Kleinstadt der Provinz British Columbia steht Flüelers Zuhause in einer ruhigen Sackgasse. Zwei Wohnungen, die umfunktioniert wurden in eine grosse Wohngemeinschaft. «Ich fühle mich hier pudelwohl!», so Flüeler. Und nach drei Versuchen habe er auch die Waschmaschine zum Laufen gebracht, erzählt der Auswanderer augenzwinkernd.
Kanadischer Lifestyle braucht Gewöhnung
Zwar weckt der Name der Sonnenscheinküste Feriengefühle, die Arbeit wartete aber bereits drei Tage nach der Ankunft in Sechelt auf Flüeler. «Als Erstes konnte ich einen Hauseingang verschönern», berichtet er. Die Arbeit sei allerdings ganz anders als in der Schweiz. Dies auf verschiedenen Ebenen, von der Ausrüstung bis hin zu den Befestigungsmöglichkeiten. «Manchmal fühle ich mich, als hätte ich noch nie als Zimmermann gearbeitet», so Flüeler. «Die Häuser im amerikanischen Stil sehen zwar von aussen schön aus. Wenn man genauer hinsieht, bemerkt man ganz viele Fehler.»
Auch sonst gibt es Dinge, die den Schweizer verwundern. «Es ist hier völlig normal frühmorgens vor der Arbeit bei McDonalds zu halten und sich irgendetwas Fettiges reinzustopfen», sagt er. Und anstatt sich den Kaffee zu Hause zu machen, fahre man bei Tim Hortons vorbei und hole sich einen Becher «to go». An diese kanadischen Sitten muss sich Jerôme Flüeler erst noch gewöhnen. Auch daran, dass man die 1.90 Kanadischen Doller für das koffeinreiche Getränk danach nicht bar, sondern mit der Kreditkarte bezahlt. Aber wie es laut Flüeler ein Kanadier sagen würde: «It is, what it is.» (suv)
Der Wädenswiler Anzeiger berichtet in unregelmässigen Abständen über Jerôme Flüelers Leben als Zimmermann in Kanada.
Hier geht es zu Teil I
Hier geht es zu Teil III
Hier geht es zu Teil IV
Hier geht es zu Teil V
Hier geht es zu Teil VI
Hier geht es zu Teil VII
Der Wädenswiler Zimmermann Jerôme Flüeler ist in seiner neuen Heimat Sechelt, wo er 18 Monate arbeiten möchte, angekommen. Wie man den kanadischen Ortsnamen richtig ausspricht und dass man im nordamerikanischen Land lieber die Kreditkarte als Bargeld zückt, sind nur zwei von vielen Dingen, die er in den vergangenen Wochen gelernt hat.
«Sechelt spricht man übrigens «Siischelt» aus», sagt der 21-jährige Jerôme lachend, «das habe ich ziemlich schnell nach meiner Landung in Vancouver herausgefunden.» Der Flug von Zürich in die Kanadische Stadt war die bis anhin weiteste Reise für den jungen Mann. Umso grösser die Neugierde, was ihn auf der anderen Seite des Atlantiks erwartet. Kaum vom Boden abgehoben, konnte er sich ein bisschen darauf vorbereiten: «Neben mir sass ein sehr nettes Ehepaar, welches sich als Vancouver-Kenner entpuppte», erzählt er. Von ihnen habe er wertvolle Tipps für seinen Aufenthalt in der Metropole erhalten.
In dieser war nämlich kein Zwischenstopp für Sightseeing geplant, sondern ein paar Tage Zeit, in denen sich der Zimmermann um Organisatorisches zu seinem Aufenthalt kümmern musste. «Direkt nach der Ankunft musste ich ins Immigrationcenter für meine Arbeitsbewilligung», berichtet Flüeler, das habe ewig gedauert. Offen für Neues habe er in dieser Zeit nette Bekanntschaften mit anderen Visaanwärtern gemacht. Und war das Administrative dann endlich erledigt, blieb auch noch ein bisschen Zeit die Bar im Erdgeschoss seines Hostels im lebhaften Stadtteil Gas-town zu testen.
Von der Grossstadt an die Sunshine Coast
In Vancouver war es einfach, die Nacht zum Tag zu machen. «Ich hatte Jetlag, ich schlief am Tag und war nachts wach», erzählt Flüeler. Es habe ein paar Tage gedauert seinen Körper an die neue Zeitzone zu gewöhnen. Nach dem geglückten Start ging es weiter an die Sunshine Coast in Vancouvers Nordwesten. Eine Gegend, die den 21-jährigen begeistert. «Diese Küste ist jede Minute wert, die man hier verbringt», schwärmt er. Genauso offen wurde er in die Europäische Gruppe aufgenommen, welche für denselben Arbeitgeber arbeitet. Eine Gruppe aus vier Schweizern, zwei Deutschen, einem Tschechen, einem Japaner, einem Holländer und einem Kanadier. «Noch am Ankunftstag wurde ich Zuhause abgeholt, um alle bei Tischfussball, Trinken und Reden in einer Bar kennen zu lernen», sagt Flüeler. Das sei ein toller Einstieg gewesen in die neue Umgebung.
Jerôme Flüeler lebt nicht wie die meisten der ausländischen Arbeitergruppe im Haus des Arbeitgebers in Gibsons, er ist zusammen mit Hannes aus Deutschland im 30 Minuten Autofahrt entfernten Sechelt einquartiert. «In der Gruppe wird ziemlich konsequent Englisch gesprochen», erzählt er, «Zuhause sprechen wir allerdings ein lustiges Schweizerdeutsch-Hochdeutsch-Gemisch.» In der Kleinstadt der Provinz British Columbia steht Flüelers Zuhause in einer ruhigen Sackgasse. Zwei Wohnungen, die umfunktioniert wurden in eine grosse Wohngemeinschaft. «Ich fühle mich hier pudelwohl!», so Flüeler. Und nach drei Versuchen habe er auch die Waschmaschine zum Laufen gebracht, erzählt der Auswanderer augenzwinkernd.
Kanadischer Lifestyle braucht Gewöhnung
Zwar weckt der Name der Sonnenscheinküste Feriengefühle, die Arbeit wartete aber bereits drei Tage nach der Ankunft in Sechelt auf Flüeler. «Als Erstes konnte ich einen Hauseingang verschönern», berichtet er. Die Arbeit sei allerdings ganz anders als in der Schweiz. Dies auf verschiedenen Ebenen, von der Ausrüstung bis hin zu den Befestigungsmöglichkeiten. «Manchmal fühle ich mich, als hätte ich noch nie als Zimmermann gearbeitet», so Flüeler. «Die Häuser im amerikanischen Stil sehen zwar von aussen schön aus. Wenn man genauer hinsieht, bemerkt man ganz viele Fehler.»
Auch sonst gibt es Dinge, die den Schweizer verwundern. «Es ist hier völlig normal frühmorgens vor der Arbeit bei McDonalds zu halten und sich irgendetwas Fettiges reinzustopfen», sagt er. Und anstatt sich den Kaffee zu Hause zu machen, fahre man bei Tim Hortons vorbei und hole sich einen Becher «to go». An diese kanadischen Sitten muss sich Jerôme Flüeler erst noch gewöhnen. Auch daran, dass man die 1.90 Kanadischen Doller für das koffeinreiche Getränk danach nicht bar, sondern mit der Kreditkarte bezahlt. Aber wie es laut Flüeler ein Kanadier sagen würde: «It is, what it is.» (suv)
Der Wädenswiler Anzeiger berichtet in unregelmässigen Abständen über Jerôme Flüelers Leben als Zimmermann in Kanada.
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