Wädenswil

16-jähriger Geigensolist reisst Publikum von den Bänken

Am Konzert des Kammerorchesters Wädenswil vom Sonntag, 11. September, in der reformierten Kirche Wädenswil unter der bewährten Leitung von Felix Schudel war das zahlreiche Publikum zu einer Standing Ovation mit langanhaltendem Applaus hingerissen. Auslöser für den Begeisterungssturm war der junge Geigengensolist Marvin Naef aus Stäfa.

Mit ihm zusammen führte das Orchester das bekannte und grandiose Violinkonzert e-Moll von Felix Mendelssohn auf. Das war der erste grosse Auftritt des Solisten mit einem ganzen Konzertstück in Zusammenarbeit mit einem Orchester. Und er brillierte mit auswendigem Spiel von hoher Klasse sowohl im Violinkonzert von Mendelssohn als auch in einer Solo-Zugabe von Johann Sebastian Bach. Nicht dass ihm das alles einfach in den Schoss gefallen wäre. Auch als musikalisches «Wunderkind» hat er mit seinem Geigenlehrer Xiaoming Wang, stellvertretender Konzertmeister der Philharmonia Zürich (Opernhaus-Orchester), intensiv während fast einem Jahr auf den Konzertauftritt hingearbeitet.

Übung macht den Meister

Und üben und nochmals üben gehört dazu. Dies gilt für den Solisten und das Orchester. Neben dem eigenen Üben zu Hause hat sich das Orchester seit den Sommerferien auf das Konzert vorbereitet. Schlussendlich wurde in mehreren Proben auch das Zusammenspiel von Solist, Dirigent und Orchester geübt und eingepasst. Es gibt also heute noch Teenager in der Schweiz, welche bereit und fähig sind, ein solch grosses und arbeitsintensives und auch mental höchst anspruchsvolles Engagement zu erbringen.
Naef besucht die Kantonsschule in Küsnacht mit dem Ziel, die Matura im musischen Profil abzuschliessen. Auch das Orchester und der Dirigent waren gefordert mit dem Stück und in der subtilen Zusammenarbeit mit dem Solisten. Von Beginn weg gelang eine gute Interaktion mit dem Solisten in musikalischer und menschlicher Hinsicht. So kann gegenseitig Vertrauen und eine auch rhythmisch nuancierte Interpretation erzielt werden, was gerade mit einem Laienorchester nicht selbstverständlich ist und hohe Disziplin und Einsatzbereitschaft fordert. Eine Besonderheit dieses aufgeführten Violinkonzertes ist, dass die einzelnen Sätze nicht wie üblich gut separiert sind. Der Komponist hat geniale Übergänge z.B. einmal durch eine Fagott-Stelle komponiert. Das verleiht dem Konzert eine besondere und spannungsvolle Note.
Zu Beginn des Konzertes waren Sätze aus der Ouvertüre Nr. 3 von Johann Sebastian Bach zu hören, gespielt von der Stammformation des Kammerorchesters ohne Bläser. Darunter das festliche «Air», gut passend zur Advents- und Vorweihnachtszeit.

Kontrastreiche Musik

Dirigent Felix Schudel ist aber stets für musikalische Kontraste zu haben. Hier kommt seine didaktische Ader zum Zug, denn sowohl für das Orchester als auch für das Publikum sind Kontraste wertvoll und führen heraus aus einer seichten Komfortzone hin zu einer anspruchsvollen Auseinandersetzung mit den Dimensionen der Musik. Dieser Kontrast wurde mit der Streicherserenade von Paul Juon denn auch geboten, wobei auch hier differenziert werden sollte. Denn das Werk selber ist in sich sehr kontrastreich. Vorbild des Enkels eines aus dem Bündnerland nach Russland ausgewanderten Schweizers, der von 1872 bis 1940 lebte, war Tschaikowsky. Entsprechend konnte das Orchester hier volle Energie entfalten, aber eben auch feine und leise Töne schwingen lassen. Es gibt eine internationale Juon-Gesellschaft (www.juon.org) mit Sitz in Winterthur, welche sich auch für das Bekanntmachen dieses Komponisten und dessen Werk einsetzt.

Auf Jubiläumskurs

Kontraste, Höhepunkte und Genuss am erfolgreichen Konzert des Kammerorchesters Wädenswil, das nächstes Jahr sein 125-jähriges Bestehen feiern wird mit einem Jubiläumskonzert am 1. Oktober, wieder in der geräumigen reformierten Kirche. Dieses Konzert wird auch den Abschluss bilden des dannzumal 47-jährigen Wirkens von Felix Schudel als Dirigent des Orchesters.

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