Wädenswil

Bachs Weihnachtsoratorium in der reformierten Kirche

Weitherum bekannt, stark beachtet und gerne gehört ist Bachs Weihnachtsoratorium. Die beiden Aufführungen in der Reformierten Kirche waren stark besucht, zeugten vom verdient hohen Bekanntheitsgrad, den die sechs Teile zu Recht geniessen.

Unter der Leitung von Felix Schudel, dem Kirchen- und Oratorienchor Wädenswil, dem Neuen Glarner Musikkollegium und den Solisten Szabina Schnöller, Sopran; Claudia Iten, Alt; Tino Brütsch, Tenor und Marcus Niedermeyr, Bass (für den indisponierten Hubert Michael Saladin), kam es zu einem enorm gehaltvollen, erfüllenden Begegnen.
Bekanntestes bietet oft die Gefahr des Überzeichnens, des unwillkommenen Akzentuierens, sei es durch die Wahl schneller Tempi, des Zerdehnens, des Setzens von Kunstpausen. Dem wurde in kluger Art ausgewichen. Es ist allen ein verdientes Kompliment fürs erfüllende Gelingen auszusprechen. Felix Schudel dirigierte mit enormer Übersicht, mit zurückhaltender Gestik, klarem Andeuten, guter Direktheit. Seine Intentionen wurden derart aufgenommen, dass es für die Hinhörenden zu genussvollem Erleben kam. Die leuchtende Kraft der Violine, die warmen Töne der Oboe, die wirbligen, festlichen Klänge der Trompeten, das warme Mittragen der Hörner – alles fügte sich zum Ganzen, das aus Details bestand, die im Textheft nachzulesen waren. Ein verdienter Dank geht an die Chormitglieder, die ihr grosses Pensum mit spürbarer Beseeltheit und Kraft meisterten. Es sind die Solistinnen und Solisten einzuschliessen. Sie gestalteten mit inniger Kraft.

Tino Brütsch, Tenor, hatte einen riesigen Part zu bewältigen. Er tat dies immens kraftvoll, ungemein überzeugend. Marcus Niedermeyr sprang für Hubert Michael Saladin ein. Er hatte sein Pensum auf ganz besondere Weise zu bewältigen und setzte dies mit hohem Einfühlungsvermögen um.
Es ist beinahe vermessen, aus dieser Gesamtheit Details rauszunehmen, darauf vertiefend einzugehen. Die innige Frömmigkeit, das Herbeisehnen und Begrüssen des Erlösers, das Verurteilen der höllischen Mächte, das Feiern des tiefen, fast kindlichen Glaubens, das Verharren bei der Krippe, das Leben im Heute und im Jenseits mit Worten aus einer Zeit, die in der heutigen Sprache nicht mehr zählen. Oft verdeutlichten und untermalten die Instrumentalisten in anmutiger, virtuoser Art Teile der zahlreichen Aussagen.
In verfügbaren Unterlagen ist nachzulesen, dass Bach für jeden Feiertag rund ums Weihnachtsfest eine Kantate geschrieben hat. Dies für die damals üblichen drei Weihnachtstage, für Neujahr, den darauf folgenden Sonntag und das Fest der Heiligen drei Könige. Bach hat diese Oratorium-Musik von bereits aufgeführten Kompositionen verwendet. In Wädenswil wurden die Teile 3 bis 6 aufgeführt, einer gängigen Praxis aus vergangenen Zeiten folgend.
Die innige, strahlende Reichhaltigkeit wurde mit herzlichem, langem Applaus verdankt.

Text: Peter Meier
Fotos: André Springer

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