Wädenswil

Postfeminismus – Inés Mantel in der Kulturgarage

Vom 9. bis am 11. Dezember zeigte Inés Mantel ihre Kunst in der Wädenswiler Kulturgarage unter dem Titel «sic erat scriptum». Eine schöne und stimmige Ergänzung dazu sind die Skulpturen von Christof Suter.

Text & Bilder: Ingrid Eva Liedtke

Inés Mantel, die auf eine langjährige Ausstellungstätigkeit im In- und Ausland zurückblicken kann, sieht ihre Ausstellung in der Kunstgarage als eine Art logische Konsequenz eines Kontinuums.
«Es ist das erste Mal, dass ich in der Kulturgarage ausstelle, doch dieses Projekt ist aus vorausgegangenen entstanden. Vor Jahren hatte ich ein Atelier in der Metallwarenfabrik Blattmann. Dann haben wir als Kulturkommission immer wieder Events für Wädenswiler Künstler organisiert, zum Beispiel die ‹Blauen Tage›, dann führte ich eine Werkstatt, die aus den ‹Blauen Tagen› entstanden ist, wo ich Schmuckkurse gab. Kunst und Kommunikation. Schliesslich hat sich dieses Thema als mein Hauptthema herauskristallisiert, welches mich immer noch beschäftigt. Ich bewege mich gerne Fabrikbrachen entlang, suche und finde immer wieder neue, alternative Schaffensorte».

Orte

Inés Mantel hatte schon Ateliers in Südfrankreich und Venedig. «Zu diesem Atelier in Venedig kam ich, weil mein Atelier in Frankreich sich zu einem Wohnsitz für meine Tochter entwickelt hatte.
Und dann entdeckte Inés Mantel Palermo. «In diesem Frühling bin ich mit meinem Mann nach Sizilien gereist. Vielleicht war es eine Art Spurensuche. Palermo hat mich umgehauen – im wahrsten Sinne des Wortes. In Palermo ist ein Feuer in mir entfacht worden. Die Stadt hat eine faszinierende barocke Patina, ist vielerorts auch stehen geblieben und strahlt doch eine aktuelle Präsenz und Lebendigkeit aus. Es geht mir auch darum, mein italienisches Ich noch weiter zu erforschen.»
Das genannte Feuer brennt ganz offensichtlich in den sehr farbintensiven Bildern.

Abschluss einer Schaffens­phase – Postfeminismus

Diese Ausstellung ist für Inés Mantel, wie immer, wenn sie eine Ausstellung macht, der Abschluss einer Schaffensphase.
Dies heisst «Postfeminismus», was Folgendes bedeutet: Das Erwachsenwerden des Feminismus, imstande sein, Unterschiede zu tolerieren und über seine Verortung in Bezug auf andere intellektuelle und politische Bewegungen zu reflektieren. Praktisch gesehen habe ich meine Bilder in verschiedene Themenbereiche unterteilt. Da sind «Die Fluiden». Sie stehen am Anfang dieses Zyklus. Dann werden Bilder zu «Weltentoren» und Nachfolgende realisieren sich konkret. Einzelne schwenken ins Informelle, werden zu Abstraktionen von Gefühlen, von Intuition und Erfahrung.»

Der Prozess des Malens

Den Prozess des Malens beschreibt die Künstlerin folgendermassen: «Ein gemaltes Bild bringt etwas Unkonkretes in mir ins Konkrete und Erfahrbare, ins Sichtbare. Die Natur wird übersetzt in Kultur. Kunst ist für mich Sprache. Visuelle Sprache als eine Art Vorsprache die erlebbar wird und dabei spielt auch die Betrachterin, der Betrachter eine entscheidende Rolle, da ein Dialog entsteht.»

Suchen und Forschen

Inés Mantel spricht immer wieder von Suche, was nicht erstaunt, denn sind wir nicht alle auf der Suche und brauchen wir nicht die Kunst, um darin unsere Innenwelten gespiegelt zu sehen?
Mantel sucht, wie sie es ausdrückt, nach Etwas in ihr, welches nur in Kunst und Literatur eine Entsprechung findet.
Es scheint als kristallisiere sich ihr Grundthema folgendermassen heraus: «Meine Bilder sind Wegweiser, sind Artefakte im Experiment, Fragmente und neue Ausgangspunkte. Mit dem Abenteuer Kunst werden Seelenaspekte ins Licht gebracht.»
Erwartungen

Hat man als Künstlerin Erwartungen an seine Ausstellung, auch wenn man möglichst keine haben möchte?
Diese konkret zu benennen ist sicher schwierig. «Poetische Schönheit ist meine Motivation.» dazu bekennt sich die Künstlerin. Sie freut sich über Reaktionen und zitiert Rosa Luxemburg, die sagte: «Die Freiheit ist immer auch die Freiheit des Andersdenkenden.» Möglicherweise meint sie auch die Anderssehenden.
«Die Erwartung an diese Ausstellung bezieht sich wohl eher auf mich selber und darauf, dass ich zufrieden sein will mit meiner Arbeit.»
Auch die Neugier ist wichtig. Umgesetzt in Form lasse sie sich mit dem Betrachter überprüfen und diskutieren. «Meine Hoffnung, ja vielleicht meine Erwartung, ist die, dass der Betrachter sich einlässt.»

Skulpturen von Christof Suter

Zusammen mit Mantels Bildern zeigt Christof Suter Skulpturen, die einen sehr weiblichen und auch spirituellen Duktus haben. Da steht «Gaia», die Urgöttin, mit einem Heiligenschein – oder ist es eine Krone? Eine weitere Figur auf Rädern wirft einen langen Schatten an die weisse Galeriewand. Ihnen scheinen schamanische Energien zu entströmen.
«Wir haben eine eigenartige geistige Verwandtschaft, darum passt unsere Kunst gut zusammen. Christof Suters Werke sind eine Ergänzung und harmonieren mit den meinen. Ich mag es, wenn meine Bilder im Dialog stehen», sagt Inés Mantel.

Kreatives Schaffen

Das kreative Schaffen begleitet Inés Mantel schon ein Leben lang. An der ZHdK hat sie sich einst zur Dekorationsgestalterin ausbilden lassen. Mit der Kunst sind dann lyrisches Schreiben und Tiefenpsychologie als Teil des künstlerischen Forschens dazugekommen.
Der Besuch der Summeracademy Venice of fine arts and media in der jüngsten Zeit, nennt die Künstlerin als prägend. Dozenten von verschiedenen Kunstschulen unterrichten da jeweils in Sommerkursen, und als Abschluss entsteht eine Ausstellung in einem antiken italienischen Palazzo.
Ja, es hat sich gelohnt, sich einzulassen auf diese Welten, die Inés Mantel der Betrachterin und dem Betrachter eröffnet und dazu auffordert sie auf ihrer Entdeckungsreise zu begleiten. n

Weitere Infos: ­inesmantel.ch

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