Allgemein Wädenswil

Umstrittene Aufrüstung zur Mobilfunk-Technologie 5G

5G ist in aller Munde: Auch in Wädenswil steht die Aufrüstung zur neuen Mobilfunk-Technologie bevor. Ein Grund für die Stadt, in einer öffentlichen Veranstaltung Vor- und Nachteile der 5G-Generation zu diskutieren. Das Interesse war gross: Trotz Hitze kamen rund 120 Personen am 26. Juni in die Kulturhalle Glärnisch. 

Nicht nur die hochsommerlichen Temperaturen sorgten am 26. Juni für erhitzte Gemüter. Die Aufrüstung der Mobilfunk-Technologie 4G zur neuen Generation 5G wird weitum kontrovers diskutiert, so auch in Wädenswil. Beim Eintreten in die Kulturhalle Glärnisch verteilte die Interessensgemeinschaft gegen Neubau der Mobilfunkantenne auf der Alterssiedlung «Bin Rääbe» ein Handout mit Gründen zur Verhinderung dieses Vorhabens.  «Die neue Generation der Mobilfunk-Technologie treibt zur Zeit viele um», eröffnete denn auch Stadtpräsident Philipp Kutter den Abend, auch der Stadtrat habe sich hinsichtlich grosser Unsicherheiten beraten lassen müssen. Nadia Vogel, Sektionsleiterin vom Amt für Abfall, Wasser, Energie und Luft (Awel), dem «Umweltamt» des Kantons, wurde deshalb beratend hinzugezogen. Nun solle die Bevölkerung ebenfalls die Chance erhalten, in einem Anfangsreferat der Fachfrau, einer Podiumsdiskussion und schliesslich in der gemeinsamen Diskussion Fragen und Bedenken zu erörtern. 

Alles halb so wild?

Gemeinden und Städte hätten einen kleinen Spielraum, geplante Mobilfunkantennen zu verhindern, erklärt Nadia Vogel. «Es ist Sache der Betreiber, wo die Standorte der Funkantennen geplant werden», so Vogel. Würden an einem baurechtlich genehmigten Ort die Strahlen­grenz­werte eingehalten, stünde einer Umsetzung nichts im Weg. Gemessen werden die Werte an sogenannten «worst case»-Punkten, also an denjenigen Stellen, die am intensivsten bestrahlt werden. Rund 30 Antennenstandorte werden zur Zeit in Wädenswil eruiert. Was macht eine neue Technologie notwendig? «Blickt man in der Geschichte der Mobilfunktelefonie zurück, wurde aufgrund der erhöhten Datennutzung ungefähr alle zehn Jahre die entsprechende Technologie aufgerüstet», führte Vogel aus, trotzdem sei kein exponentieller Anstieg der Strahlenbelastung messbar. Durch die Weiterentwicklung der Übertragungstechnologien sei eine effizientere Datenübertragung möglich, ausserdem berge 5G keine unerforschten Frequenzen und sei deshalb wie die vorherigen Generationen kontrollierbar. Die Sektionsleiterin Strahlung ist überzeugt, dass aus gesundheitlicher Sicht «ein verdichtetes Netz mit eher schwach strahlenden Anlagen und gezielter Versorgung der Nutzenden dem klassischen grosszelligen Netz vorzuziehen ist». Im Raum wurden erste Einwände laut, zu einfach schienen manchen die Erläuterungen. 

Schwerer Stand für die Befürworter

Alt-Stadtrat Johannes Zollinger nahm Platz auf der Bühne, als Moderator des Podiums fiel es ihm zu, durch das spannungsgeladene Thema zu führen. Neben ihm nahm Balthasar Glättli, Nationalrat der Grünen und Mobilfunkkritiker, Platz. Als Anbietervertreter stellte sich  Elmar Grasser, Cheftechniker und CTO (Chief Technology Officer) der Sunrise, dem Publikum zur Verfügung. Heini Hauser, Stadtrat Planen und Bauen, machte neben Nadia Vogel vom Awel die Runde komplett. Balthasar Glättli würde sich im Zuge der technologischen Weiterentwicklung eine Diskussion der gesellschaftlichen Auswirkungen wünschen. «Die Digitalisierung ist einfach so mit uns passiert», so der Nationalrat, «viel zu wenig wurde darüber geredet, wo der Nutzen der gesteigerten Technologie für uns liegt und was deren negative Seiten sind.» Johannes Zollinger sprach die Bedenken an, die schon während der ganzen Veranstaltung im Publikum brodelten: Was ist mit denjenigen, die den technologischen Fortschritt nicht nutzen möchten und trotzdem Strahlung abbekommen? Elmar Gasser wägte ab; 90% der Strahlung komme von der direkten Nutzung des eigenen Geräts. Eine Elektrosensible aus dem Publikum schilderte in der Folge ihr Leiden, sie wünscht sich strahlenfreie Gebiete als Lebensraum für Betroffene. Auch die Interessensgemeinschaft gegen den Neubau der Mobilfunkantenne auf der Alterssiedlung «Bin Rääbe» kam zu Wort, sie schlug eine Errichtung der Antenne im nahegelegenen Rebberg vor. Stadtrat Heini Hauser erklärte, dass dort nicht gebaut werden dürfe, da dies Landwirtschaftszone sei. «Die Standorte von Antennen kann man sich wie Leuchttürme vorstellen», führte die Sektionsleiterin Strahlung auch im Hinblick auf geäusserte Bedenken zu möglichen Standorten auf Schulhäusern aus. Das Licht strahle aus, genau darunter bleibe es dunkel. So verhalte es sich auch mit der Strahlung von Antennen. «Würde ich gefragt, ob eine Antenne auf meinem Haus oder auf dem Nachbarhaus gebaut werden soll, dann würde ich mich ganz klar für das eigene entscheiden», so die Awel-Fachfrau. Nicht alle im Publikum konnten ihre Argumentation nachvollziehen, auch Ärztinnen meldeten sich kritisch zu Wort. Die Diskussion rund um die neue Mobilfunktechnologie kam an diesem Abend auch in Wädenswil noch nicht zu einem Ende.   (suv)

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