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Dodo: «Ein perfekter Tag ist ein Tag mit Unsicherheiten»

Früher waren seine Dreadlocks sein Markenzeichen, heutzutage sind es bunte Anzüge im Dodo-Style. Der Sänger und Produzent Dominik Jud, auch bekannt als Dodo, mag es, ganz eigene, aussergewöhnliche Wege zu gehen. So reiste er drei Jahre mit einem als mobiles Musikstudio umgebauten Schiffscontainer über die Schweizer Pässe und produzierte auf diese Weise ein ganzes Album. Seine Texte erinnern daran, jeden Tag zu geniessen und nicht alles so ernst zu nehmen. Am
diesjährigen Arx-en-ciel-Openair auf dem Seeplatz ist Dodo der Headliner.

Interview: Noëmi Lea Hermann
Fotos: Success Club

Im Interview mit dem Wädenswiler Anzeiger erzählt er von den Momenten, die ihn geprägt haben, wie seine Songs entstehen und was er am liebsten im Sommer macht.

Was ist für Dich typisch, Dodo?
Typisch Dodo ist, dass ich immer eine positive Message habe. Wenn Du zu meinen Shows kommst, kannst Du zu meiner Musik abgehen, stets mit einer Message dahinter. Auch wenn ich tragische Lieder singe. Am Schluss gibt es immer einen Twist, aus dem Du eine Erkenntnis mitnehmen kannst.

Wie sieht der Ablauf eines perfekten Tages für Dich aus?
Das ist für mich ein Tag mit Unsicherheiten. Ich mag Unsicherheiten, dann fühle ich mich mitten im Leben. Ich bin auch sehr gut im «Freestylen». Morgens stehe ich auf, mache mir heisses Wasser, gehe kalt duschen, trinke einen Kaffee und meditiere anschliessend 10 Minuten. Dabei visualisiere ich mir den kommenden Tag. Ich denke an mein Business, meine Gesundheit und meine Familie und meistens kommt es dann auch so. Dieser Ablauf am Morgen ist mir wichtig, das darf mir niemand nehmen, danach darf alles passieren. Ein guter Tag ist auch ein Tag, an dem 2–3 Dinge parallel laufen, und natürlich, wenn die Muse mich küsst. Wenn ich inspiriert bin, mit meiner Band proben kann. Tourneen mag ich auch sehr. Mir gefällt es verschiedenste Sachen zu machen, Musik für mich und für andere zu produzieren. Das gibt mir Abwechslung. Ich brauche immer wieder verschiedene Reize in meinem Leben. Ich gehe auch sehr gerne noch einen Tag vor einem Auftritt in die Berge, um zu snowboarden. Ich richte mir mein Leben so ein, wie ich das möchte. Auch Menschen aus verschiedenen Regionen kennenlernen und Freundschaften, die sich dadurch entwickeln, finde ich mega cool.

Was gönnst Du Dir manchmal, was das Kind in Dir weckt?
Pralinato ist doch das Geilste, und im Winter spiele ich immer noch sehr gerne Hockey, zusammen mit meinen Freunden aus der Kindheit.

Wie entsteht ein Song bei Dir, welche Elemente sind oft zuerst da?
Zuerst ist meist ein Wort da, aus dem sich dann beim mehrmaligen Aussprechen eine Melodie ergibt. Oder aus einer Melodie heraus ergeben sich Worte. Mich inspiriert es auch, anderen beim Musik machen zuzusehen, dann kommen mir meist selbst Ideen für eigene Songs. Was auch helfen kann, einen Songtext zu generieren, ist es, einfach zu einem Beat etwas zu nuscheln. Dann entwickeln sich plötzlich Wörter daraus und es entsteht ein Bild in deinem Kopf. Aus diesem Bild lässt sich dann etwas kreieren. Am liebsten gehe ich aber auf Reisen. Ich erfahre und erlebe dann so viele Sachen. Die meisten Lieder entstehen aus eigenen Erfahrungen, die ich auf Reisen gemacht habe. Vor allem alle meine Hits entstanden aus von mir erlebten Situationen, zum Beispiel «Hippiebus»: Ich fuhr mit einem Hippiebus durch die Gegend und das hat mich inspiriert. Und auch die neuen Lieder sind alle aufgrund von Erlebnissen auf meiner Reise mit dem Container entstanden. Ich mag es, über Dinge zu singen, über welche noch niemand gesungen hat.

Welcher Song, den Du am Arx-en-ciel spielst, hat die speziellste Entstehungsgeschichte?
Die lustigste Geschichte ist sicher hinter dem Song «Brütigam». Ich habe mich am frühen Nachmittag mit Dabu getroffen, um zusammen ein Lied zu machen. Er kam mit der Gitarre vorbei und ich mit meinen Tausenden von Melodien, die ich auf meinem Handy habe. Gemütlich tranken wir Bier. Die Zeit verging, aber uns kam keine gute Idee.
Plötzlich hörten wir Partylärm im unteren Stock. Wir dachten uns: «Ach komm, wir crashen diese Party und schauen mal, was läuft.» Da bemerkten wir, dass es eine Hochzeit war. An der Bar holten wir uns ein frisches Bier und sahen der Braut im weissen Kleid beim Tanzen zu. Als wir uns vorstellten und ihr zur Hochzeit gratulierten, freute sie sich sehr. Wir tanzten noch eine Weile mit ihr. Ich fragte sie, wo denn der Bräutigam sei. Sie schaute uns irritiert an und meinte, sie wisse es auch nicht. Seit zwei Stunden hätte sie ihn nicht mehr gesehen. Das war der Moment. Ich hatte Dabu angeschaut und wir wussten, das wird die Story unseres Songs.

Was sind für Dich Orte, die Dich inspirieren?
Ich gehe gerne in die Berge oder auf Reisen in andere Länder. Auch sich mit anderen Sachen zu beschäftigen als mit Musik, hilft mir für die Inspiration. Ich war auch schon in Brasilien mit meinem Computer und meinem kleinen Studio im Gepäck und habe dann direkt dort Songs aufgenommen. Wenn Du meine Musik hörst, merkst Du auch, durch welche Gegenden ich gereist bin. Meine Alben sind sozusagen ein musikalisches Reisetagebuch. Gefühle zu erleben, Schmerzen und Unruhe, das brauche ich für meine Inspiration, aber auf der anderen Seite meditiere ich auch sehr gerne, mag die Ruhe. Es ist sicher wichtig, dem Leben zu vertrauen, mit der Haltung, dass alles immer gut kommt.

Was machst Du am liebsten im Sommer?
Ich bade sehr gerne in der Limmat. Mir gefällt es, in den Fluss zu springen und mich treiben zu lassen.

Was möchtest Du gerne einmal ausprobieren oder neu lernen?
Ich bin sehr interessiert an Biohacks und wie man sich dadurch selbst optimieren kann.

Wann hattest Du das letzte Mal einen Moment, indem Du wusstest, dass dieser Augenblick Dein Leben stark beeinflussen wird?
Ich war nach 40 Jahren wieder an der Elfenbeinküste, wo ich aufgewachsen bin. Zusammen mit meiner Mutter und meinem Bruder ging ich auf die Suche nach unseren Wurzeln. Es war sehr eindrücklich, sich mit der Vergangenheit zu beschäftigen, durch die Augen meiner Mutter die Umgebung kennenzulernen. Ich kann mich leider an nichts mehr erinnern, da ich noch zu klein war, als wir da lebten. Der Blick in die Vergangenheit und in die Zukunft. Ich denke, das sind Momente, die Dich verändern, Dich dankbar machen.

Was hast Du für Erkenntnisse für Dein Leben aus der Zeit, als Du mit dem Container unterwegs warst?
Egal, wie verrückt dein Traum ist, wenn Du daran festhältst und Dir einen Plan machst, kannst Du im Leben alles erreichen. Die Reise mit dem Container war das Verrückteste, was ich mir ausdenken konnte.
Vor fünf Jahren zu sagen: «Ich baue mir mein Studio in einen Container und reise damit um die Welt». Viele Leute haben mir davon abgeraten, aber ich bin dran geblieben. Ich habe mir bewiesen, dass ich alles erreichen kann, was ich möchte. Du musst an deine Träume glauben, zielbewusst darauf hinarbeiten. Der Weg ist doch das, für was wir leben; die fünf Jahre bis zur Umsetzung meines Container-Projekts waren für mich eigentlich das Spannendste.

Hast Du einen eigenen Motivationsspruch, für Momente, wenn Du an Dir zweifelst?
Wenn Dir Dein Traum keine Angst macht, ist er nicht gross genug. Stürze Dich in Deine Träume, dann kommt es gut.

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