Richterswil

«Seied bereit, Euch in unbekannten Landen zu bewähren!»

Vom 17.–21. April wurde die Schuleinheit Feld  1 ins Mittelalter zurückversetzt, wo sie sich an der Lebensweise vergangener Zeiten versuchten und die Tugenden des Rittertums erlernten.

Text & Bilder: Reni Bircher

Alle zwei Jahre findet eine Projektwoche statt, welche sich einem bestimmten Thema widmet. Diesjährig wurde in der Geschichtskiste gewühlt und das Mittelalter (6.–15. Jahrhundert) hervorgekramt: Die Zeit des Feudalismus und des Rittertums hat einiges an handwerklichen und wissenschaftlichen Errungenschaften und Erkenntnissen zu bieten, die es für Kinder zu entdecken galt. Aber auch herrliche Spiele und schaurig-schöne Märchen und Sagen erfreuten sich besonders im Spätmittelalter grosser Beliebtheit, überdauern die Zeit und werden noch heute erzählt.

Am Montagmorgen begrüsste Schulleiter Stefan Tasic´, als Ritter Tasicius gekleidet, die über 210 Schülerinnen und Schüler und ihre Lehrkräfte – auch hier die meisten entsprechend gewandet – herzlich zur Projektwoche und umriss das Programm. So wurde jeder Tag mit einer Theateraufführung von Lehrpersonen eingeleitet, dem jeweils eine der sieben Tugenden des Rittertums zu Grunde lag: Mitgefühl, Geduld, Klugheit, Mut, Gerechtigkeit, Freundschaft, Grosszügigkeit und Höflichkeit. 

In eine andere Welt eintauchen

In klassenstufengemischten Gruppen, welche starke Namen wie «die fliegenden Wildschweine», «Drachenstein», «Bärenstark», «the biggest Wolf», «Steinbockis» oder «die Ritter von Bob dem Einhorn» bekamen und entsprechend heraldisch gekennzeichnet waren, erkundeten die Kinder in Workshops den mittelalterlichen Alltag und das Handwerk beim Kochen, bei der Herstellung von Kleidern, Schmuck, Lederbeutel und Seife, dem Erlernen von Kalligrafie, Weben, Spinnen von Wolle und dem Burgenbau. Dies jedoch nicht mit Mörtel und Stein, sondern mit recyceltem Material wie Pet-Flaschen oder Haushaltsrollen. Eine Herausforderung besonderer Art dürfte das Drechseln von Keulen für ein Kegelspiel gewesen sein.

«Die Kinder lernen bei all diesen Tätigkeiten nicht nur handwerkliches Geschick, sie müssen auch die entsprechende Menge an Zutaten berechnen, lesen verschiedene Texte, lernen auswendig und merken insofern gar nicht, dass sie kompetenz- und fachübergreifend geschult werden», lächelt Schulleiter Tasic´. 

Und es sind Vorstellungskraft und Fantasie gefragt, denn ein Frontalunterricht findet nicht statt, somit steht diese besondere Schulwoche ganz im Zeichen des «erforschenden Lernens und Handelns».

Die Gestaltung der einzelnen Workshops oblag jeder Lehrperson selbst und fand entsprechend individuell statt. Was im Einzelnen geplant wurde, wusste nicht einmal der Schulleiter im Voraus und zeigte sich entsprechend gespannt, was der Tag bringen würde. In einzelnen Klassenzimmern lief im Hintergrund mittelalterliche Musik, währenddessen an den Tischen gebastelt, geklebt, geschneidert und gemalt wurde. Manche Kinder hatten sich verkleidet, von den Lehrkräften erschienen einige in Gewändern der vergangenen Jahrhunderte. 

Beim «Märchen und Sagen»-Workshop spielte die Unterstufe Theater – dank des fast durch-wegs trockenen Wetters auf der malerischen Burgruine –, die Mittelstufe setzte den Fokus auf die Abänderung und Neufassung von Märchen. 

Auffällig bei dieser Projektwoche war, wie viele Kinder sich vorgängig noch nie beim Kochen oder Feuermachen versucht hatten – oder versuchen konnten. Bei haptischen Arbeiten und sich an etwas zu versuchen, scheinen einige leider ein Defizit zu haben. 

Kulturell und geschichtlich war es sicher für die meisten sehr spannend, auch wenn eine solche Projektwoche von den Lehrpersonen noch mehr Vorbereitung als sonst erfordert. «Für die Kinder ist es eine wertvolle Erfahrung, sie tauchen total in das Geschehen ein und haben Spass», weiss Anita Baumberger. «Das ist aller Aufwand wert, und die Durchmischung der Klassen fördert den Zusammenhalt», ist sie überzeugt. 

Dass der ansonsten schulfreie Mittwochnachmittag dem Workshop-Programm anheimfiel, störte wohl kaum eines der Kinder, denn der Freitagnachmittag stand ganz im Zeichen mittelalterlicher Spiele, die während der Projektwoche hergestellt worden sind. Wer Lust hatte, durfte sich gar beim Bogenschiessen ausprobieren. Und dann ging es für alle in die wohlverdienten Frühlingsferien.

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