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Neues Stück der Garagen-Bühne: «Der Park»

Am Freitag, 12. Mai, hat das neue Stück der Garagenbühne Premiere. «Der Park» von Gabriel Vetter ist das dritte Stück, das die junge Amateur-Theatergruppe Garagen-Bühne aufführt.

Text: Ingrid Eva Liedtke; Bilder: zvg

Daniela Brodbeck ist eines der Gründungsmitglieder der Garagen-Bühne und langjähriges Ensemble-Mitglied des Volkstheaters Wädenswil. Sie ist eine erfahrene Theaterfrau, die auch schon an grösseren Bühnen, wie dem Bernhard-Theater in Zürich, gearbeitet hat. Sie spricht über das neue Stück, das die Garagen-Bühne im Mai aufführen wird.

Gabriel Vetter hat sein Theaterstück der Garagen-Bühne zur freien Inszenierung zur Verfügung gestellt. Es wird nun erstmals von einem Amateurensemble aufgeführt. Wie Daniela Brodbeck betont, hält sich das Ensemble aber genau an Vetters Wortakrobatik und lässt so die Bezüge zur aktuellen Realität auferstehen. Das Stück denkt die Schweiz als Freizeitpark.

Das Stück «Der Park»

«‹Der Park› hat uns allen sehr gefallen. Es ist ein skurriles Stück. Die Idee oder das Szenario lebt vom Gedanken, dass ganz Europa verschuldet ist, nichts mehr geht. Die Schweiz hat die absurde Idee, sich mit allen Traditionen zu vermarkten. Die Firma Nippes & Nippes arrangiert das Land samt Bevölkerung als Vergnügungspark für die Touristen, die hier «das Echte» erleben und ihre Sehnsucht nach «dem Unbekannten» stillen wollen. Das Geschäftsmodell ist bestechend einfach und die Hiesigen spielen ihre durchchoreographierten Rollen fast reibungslos ergeben. Nur der Biber fügt sich nicht, baut unermüdlich am Damm, dem Mahnmal des Niedergangs. Bricht er? Und wird der Park niedergewalzt werden von den unbändigen Massen des Schmelzwassers?»

Das Stück sei vieles, sei Kabarett, bissige Satire, eine Farce, ein Nonsens-Theater oder eine humoristische Komödie mit Betroffenheitsreflex. Sicher und virtuos bediene Gabriel Vetter die lieb gewordenen Schweizer Klischees.

Daniela Brodbeck führt weiter aus: «Gabriel Vetter kommt ursprünglich aus der Slam-Poetry. Er hat ein unglaubliches Gefühl für Sprache. Das Publikum muss sehr aufmerksam und wach sein, dann entstehen diese inneren Bilder. Sie machen das Erleben des Stückes noch lustiger und spannender, als es das eigentlich Gespielte ist.»

Warum dieses Stück?

Daniela Brodbeck: «Dieses Stück wollten wir eigentlich sogar als Allererstes spielen. Wir sind durch Matthias Beyerle, einem der Gründungsmitglieder, der in den ersten zwei Stücken Regie geführt hat, darauf gekommen. Spontan, wie wir immer entscheiden, haben wir uns dann zuerst für andere Stücke entschieden.»

Das Auswahlverfahren habe keine bestimmte Struktur. Man gehe schwanger mit dem Gedanken, ein neues Stück zu finden. Man sammle Vorschläge, spontan finde man etwas besonders geeignet und entscheide sich dafür. «Wir recherchieren verschiedene Stücke, um dann doch bei einem anfänglichen Impuls zu enden», sagt Daniela Brodbeck.

Die Spielfreude stehe immer im Vordergrund, die Lust, etwas auszuprobieren, Themen, die ihnen begegneten, künstlerisch, experimentell zu verarbeiten. Die primäre Ausrichtung auf das Publikum sei für die Garagen-Bühne nicht ausschlaggebend. «Es geht uns nicht darum, möglichst viel Publikum anzulocken. Wir müssen niemandem gerecht werden, wir sind frei und experimentierfreudig, und so finden auch solche speziellen Stücke den Weg zu uns.»

Das Stück von Gabriel Vetter ist ein solches. Die Dramaturgie sei eigentlich simpel. Lasse man es als Zuschauer zu, werde im Kopf vieles angestossen. «Es entstehen Bilder individueller Ausprägung, die sprachliche Ebene des Stücks eröffnet dem individuellen Humor und der persönlichen Fantasiewelt eines jeden Zuschauers einen grossen Entfaltungsspielraum. Will man sich nicht darauf einlassen, bleibt es doch einfach eine lustige Idee, weil das Stück mit den Schweizer Traditionen und Klischees spielt. Da fühlt man sich auch so abgeholt. Das Stück hat viele philosophische Komponenten», so beschreibt Brodbeck das Zuschauererleben.

Die erste Herausforderung, die sich ihnen gestellt habe, war nicht an das Stück gebunden. «Wir mussten wegen Ausfällen ständig neu besetzen.» Eine weitere Schwierigkeit, die durch das Stück gegeben wurde, waren die gewaltigen Beschreibungen dieses Parks. «Da wir immer mit einfachen, minimalistischen Bühnenausstattungen arbeiten, war dies eine grosse Herausforderung. Auch muss man mit Gabriel Vetters Stück genau arbeiten. Weil er so künstlerisch mit dem Text umgeht, muss man ihn eins zu eins auswendig lernen. Jedes Wort bedingt das nächste. Es ist eine Wortakrobatik. Das ist anspruchsvoll. Man kann nicht so sehr improvisieren, man kann nicht nur das Inhaltliche, sondern muss den ganzen Blumenstrauss präsentieren», so Brodbeck.

Spielt Routine dabei eine hilfreiche Rolle? «Ich denke, man kann nicht von Routine sprechen, aber von einem Vertrauen, dass wir wissen, dass es funktionieren kann. ‹Der Park› ist wieder ein neues Stück, und das Ensemble ist auch anders aufgestellt, darum stellt sich keine Routine ein, aber das Vertrauen schafft eine Sicherheit. Die Stimmung ist dadurch immer sehr unterstützend, wohlwollend und lustig, vieles entsteht gemeinsam. Wir nehmen uns dabei auch nicht immer so ernst, alles geht spielerisch.»

Co-Regie von zwei Frauen

Matthias Beyerle hat schon bei den Proben zu «Der Vater» klar signalisiert, dass er beim nächsten Stück nicht mehr Regie führen wolle. Es solle nicht jedes Projekt seine Handschrift tragen, hat er gemeint. Für die Regie von «Der Park» zeichnen jetzt Nathalie Frey und Christina Wildi-Gattiker. Nathalie Frey ist aus Wädenswil, sie ist Thea-
terpädagogin für Kinder- und Erwachsenentheater. Christina Wildi-Gattiker spielt im Volkstheater, wo sie auch die Produktionsleitung macht. Es ist das erste Mal, dass die beiden als Regisseurinnen zusammenarbeiten. «Es harmoniert super», sagt Daniela Brodbeck. «Wir haben es immer sehr lustig.»

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Daniela Brodbeck spielt im Stück Nippes, eine der zwei Frauenrollen, neben fünf Männerrollen, und einmal mehr steht sie zusammen mit ihrem Vater Heinz Brodbeck auf der Bühne. Sie strahlt: «Es ist sehr schön, zusammen mit meinem Vater Theater zu spielen. Als ich ein Kind war, war mein Vater oft auf Reisen und daher selten da. Jetzt geniesse ich es sehr, mit ihm diese Zeit zu verbringen. Wir haben einen sehr direkten Umgang.»

Der Autor 

Der Autor, Gabriel Vetter, ist 1983 in Schaffhausen geboren und wirkt als Textperformer, Satiriker, Kabarettist und Autor. Er gilt als zeitgenössische, bühnenliterarische Ausnahme-Erscheinung und hochdekorierter Künstler, u.a. Salzburger Stier und Poetry-Slam-Champion. Bestbekannt sind seine TV-, Radio- und Bühnenauftritte, wie «Deville» oder «Vetters Töne». In der Saison 2012/2013 war er Hausautor am Theater Basel, wo im April 2013 sein Stück «Der Park» uraufgeführt wurde.

Daniela Brodbeck zum Autor: «Es freut mich sehr, dass er jemand ist, der fassbar ist, nicht wie zum Beispiel Camus, sondern ein Autor aus unserer Zeit, der über uns schreibt. Ich hoffe sehr, dass er sich Zeit nehmen kann, um sich das Stück anzusehen. Ich würde mich freuen, ihm das Stück zu präsentieren, mit unseren Ideen und Bildern. Es wäre spannend zu schauen, wie er darauf reagiert.»

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