Feuilleton Kolumne Wädenswil

Adriana Kaegi, New York

Ich bin Adriana Kaegi, und ich bin aufgewachsen an der Seestrasse 112. Meine Mutter hatte am selben Ort ihren Laden und mein Vater betrieb ein Elektrofachgeschäft in der Nähe. 

Ich war oft in der Badi. Bereits als kleines 6-jähriges Mädchen sagte ich zum Bademeister: «Ich will auch am Wettschwimmen teilnehmen!», er jedoch meinte dazu, dass ich noch zu jung sei. Mit viel Charme habe ich es doch noch erreicht, starten zu dürfen – wenn auch ausser Konkurrenz. Am nächsten Tag war mein Name im «Allgemeinen Anzeiger vom Zürichsee» erwähnt – ich habe den Zeitungsausschnitt immer noch! Danach habe ich jedes Jahr beim Wettschwimmen mitgemacht und habe oft auch gewonnen. Ich liebte den See, und unser Vater hatte ein Schiff, «Dickly», ein Speed-Boot, mit dem meine Brüder und ich Wasserskifahren lernten. 

Ich erinnere mich an den Kindergarten und habe oft im Rosenmattpark mit meiner besten Freundin, Livia, gespielt. Sie lebt heute noch bei Wädenswil. 

Wie viele kleine Mädchen ging auch ich in die Ballett-Schule, und jedes Jahr hatten wir einen Auftritt. Es wurde mir offeriert, einen Solo-Tanz einzustudieren, und so nähte mir meine Grossmutter Emma ein weisses Katzenkostüm. Mein Vater war sehr stolz und wollte, dass ich Ballerina werde und nach Amerika gehe, um zu studieren. 

Als ich 12 war starb mein Vater mit nur 45 Jahren an einem Herzschlag. Mein Leben war für immer verändert, und ich vermisse ihn auch heute noch. 

Kurz danach um die Weihnachtszeit hatten wir einen Auftritt in der Kirche, und der Pfarrer fragte mich um Hilfe, um beim Krippenspiel die Engel zu choreographieren. Warum ist dies wichtig? Weil ich danach in New York als Choreographin arbeitete!

In der Schule hatte ich immer Mühe mit Mathematik, und statt in die Sekundarschule musste ich in die Realschule (heute Sek A, bzw. Sek B; Anm. der Red.) gehen. Leider wusste man damals nur wenig über Dyslexie. Personen mit Dyslexie denken oft anders und haben Mühe mit Wörtern oder Zahlen. Weiter gründete ich im Alter von 14 Jahren das Schulparlament und eine Schülerzeitung und motivierte Schülerinnen und Schüler für gemeinnützige Arbeit. 

Einmal fragte mich meine Mutter, was ich werden wollte und ich antwortete, dass ich nach New York gehen will, um dort zu studieren. Ich war 16. Sie schlug mir vor, zuerst etwas in der Schweiz zu lernen, nur für den Fall, und so ging ich zwei Jahre lang in eine private Handelsschule in Zürich. Sobald ich 18 war, flog ich nach New York, lebte fortan im Chelsea Hotel und ging in die Schauspielschule. Als ich 20 war, ging das Studio 54 auf, wo ich auch meine Lieblingsband «Dr. Buzzard’s Original Savannah Band», kennenlernte. Am 6. April heiratete ich August Darnell, den Songschreiber und Bassspieler der Band. An meinem 21. Geburtstag, in einem Jazz-Club in New York City, haben wir unsere eigene Band gegründet: «Kid Creole and the Coconuts». Ich war verantwortlich für die Kostüme und natürlich für die Choreographie der «Kokosnüsse». 

Wir hatten schnell Erfolg und ich war 15 Jahre mit der Band auf Tournee. August Darnell und ich sind nicht mehr verheiratet, aber immer noch befreundet, und die Band existiert auch heute noch – mit neuen, jungen «Kokosnüssen». 

Mein heutiges Leben ist hinter der Kamera, als Executive Producer für meine Firma www.ADDY.media und den Streaming Channel www.styleculture.tv, der auf den Apps von Roku, Amazon und FireTV läuft. Letzes Jahr hatten 108 Millionen Leute die Lifestyle-, Fashion- und Entertainment-Videos angesehen! 

Sie können mir auf Instagram folgen:

@AdrianaKaegi 

@Styleculture.tv

Die Serie «Out of Wättischwiil» porträtiert ausgewanderte Wädenswilerinnen und Wädenswiler.

<blockquote>Adriana Kaegi gründete die Band «Kid Creole and The Coconuts» zusammen mit ihrem Ex-Ehemann August Darnell und Coati Mundi. Sie sind eine US-amerikanische Band, die eine Vielfalt musikalischer Stile spielt. Wichtigste Elemente sind Swing, lateinamerikanische bzw. karibische Musik, Soul und Disco. Ihre erfolgreichste Phase hatte die Band in den 1980er-Jahren, als sie einige Hits in europäischen und US-amerikanischen Charts hatte.

</blockquote>

 

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