Wädenswil Wirtschaft

«grow» gedeiht

«grow», das ist die Gründerorganisation Wädenswil. Sie fördert Start-ups, also Gründerinnen und Gründer, und unterstützt vor allem Unternehmensideen im Bereich Life Sciences. «grow» nutzt die Nähe zur ZHAW, der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften, und profitiert von deren Arbeit und Infrastruktur. Alljährlich gibt die Gründerorganisation während des «grow»-Apéros Einblick in ihre Tätigkeit und stellt Standorte und Firmen vor. Diesmal im Mittelpunkt war der dritte Standort an der Schönenbergstrasse 12 sowie die darin eingemieteten Start-ups Welmedis und Mirai Foods AG.

Text & Bild: Stefan Baumgartner

Im Hotel Engel konnte Stiftungsratspräsident Matthias Kaiserswerth eine stattliche Anzahl von Interessierten begrüssen: Vertreterinnen und Vertreter aus Forschung, Wirtschaft und Politik wollten sich zu «grow» auf den neusten Stand bringen. Und Kaiserswerth konnte von einer Erfolgsgeschichte erzählen, von einer grossen Nachfrage nach Räumlichkeiten, die auch mit dem vierten Standort in der Au nicht befriedigt werden kann. Kaiserswerth zeigte sich überzeugt, dass «grow» weiter wachsen wird und ortete das Wachstum vor allem im Food-Bereich, also bei der Entwicklung einer nachhaltigen Nahrungsmittelproduktions-Zukunft.

Er bedankte sich auch bei den Fördern von «grow», namentlich bei der Stadt Wädenswil, für deren Unterstützung. Tatsächlich scheint sich das Verhältnis dieser beiden Partner entscheidend verbessert zu haben; berichtete Geschäftsführer Dolf van Loon doch später, dass die jährlichen Gänge zur Sachkommission des Gemeinderats für den Unterstützungsbeitrag nun – mit diesen Erfolgen im Rücken – wesentlich entspannter ausfallen würden. Ein Umstand, den FDP-Gemeinderat Ernst Grand bestätigen konnte: «grow» könne ihre Bedürfnisse transparenter darlegen, und es seien Resultate sichtbar.

Nachhaltige Nahrungsmittelproduktion und personalisierte Krebsmedikamente

Einer nachhaltigen Nahrungsmittelproduktions-Zukunft hat sich das Unternehmen Mirai Foods AG verschrieben, eine der beiden Mieterinnen im dritten «grow»-Standort an der Schönenbergstrasse 12. Nach einem kurzen Spaziergang vom «Engel» an die Schönenbergstrasse erzählte Oliver Naef von der Geschichte und der Mission der jungen Firma. Gegründet wurde das Unternehmen 2019 mit der Mission, den Übergang zu einer nachhaltigen Nahrungsmittelproduktions-Zukunft zu beschleunigen. Mirai möchte dieses Ziel über die Entwicklung und Vermarktung von kultiviertem Fleisch erreichen. Bereits arbeiten rund 30 Mitarbeiter an der Kultivierung von Rindfleisch. Das Fleisch von Mirai soll geschmacklich und dem Nährstoffgehalt nach herkömmlichem Fleisch entsprechen, wird aber in einer Reinraumumgebung aus tierischen Stammzellen hergestellt. Durch diesen Prozess lassen sich gegenüber der herkömmlichen Fleischproduktion bis zu 90% der negativen Auswirkungen auf die Umwelt vermeiden, insbesondere Treibhausgase und der Verbrauch von Agrarland und Wasser. Auch werden keine tierischen Reaktions-Zusatzstoffe und Antibiotika mehr benötigt; Tierschlachtungen zur Fleischproduktion sollen der Vergangenheit angehören. Die Firma verzichtet dabei auf Gen-Modifikationen und ist auf Rindfleisch fokussiert. «Wir sind extrem happy hier in Wädenswil, viele Mitarbeiter wohnen auch in Wädi und Umgebung», freute sich Oliver Naef.

Die zweite in der Schönenbergstrasse 12 eingemietete Firma heisst Welmedis. Hier berichtete Flavio Gall über deren Ziele, personalisierte Medizin für Krebspatienten zu entwickeln. In Wädenswil arbeiten – vorerst – zwei Personen in einem steten Austausch mit Laboratorien in Griechenland und Deutschland. Welmedis ist Teil einer Firmengruppe um den Griechen Ioannis Papasotiriou. 

Heinz Rütter, Verteter der Hauseigentümerschaft, erzählte schliesslich noch einiges zur bewegten Geschichte des Hauses an der Schönenbergstrasse. Das Haus, das bis vor kurzem auch eine Wäscherei beherbergte, wurde 1907 als zweistöckiges Gebäude gebaut und danach mehrfach umgebaut und erweitert. Hier wurden Handschuhe, Strümpfe, Schlüpfer und Miederwaren produziert, bis diese Industriezweige aus Wädenswil und der Schweiz verschwanden. Aktuell wird an der Fassade noch emsig gearbeitet – auch wenn das Haus nach Aussage des ebenfalls anwesenden Architekts Thomas Schreiber schon seit einiger Zeit hätte fertig sein sollen. Er ist überzeugt, dass aus dem Haus, das bis anhin eher als graues Entchen wahrgenommen wurde, ein spannungsvolles Gebäude wird, wenn das Baugerüst dann nächstens entfernt wird.

Freuen wir uns also auf die Enthüllung eines weiteren Mosaiksteins im Bild der Forschungsstadt Wädenswil!

«grow»

Die Gründerorganisation grow wurde 2004 von der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) Wädenswil, der Stadt Wädenswil, der Tuwag Immobilien AG sowie der Arbeitgebervereinigung Zürichsee-Zimmerberg, dem örtlichen Handwerker- und Gewerbeverein (HGV) und der regionalen Standortförderung initiiert.  

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