Feuilleton Wädenswil

Interkulturelles Cook and Eat together

Wenn man zusammen kocht und isst, wird das Fremde plötzlich zum Bekannten und die Angst davor verschwindet. Wie wir unseren Mitmenschen aus anderen Kulturen näher kommen. 

Aus Angst bekämpfen viele alles, was fremd ist. Wenn das Fremde nicht mehr fremd ist, schwindet die Angst davor. Wenn Menschen sich kennenlernen, verliert sich das gegenseitig Bedrohliche, erkennen einander und hören auf sich abzulehnen.

Darum müssten wir mit möglichst vielen Menschen, die uns anders erscheinen, Menschen, die in unserem Land Zuflucht suchen oder schon lange hier leben, in Kontakt kommen. Wir sollten erfahren, wie sie wirklich sind und wie sie leben. Wo und wann geht das besser als bei einem gemeinsam eingenommenen Mahl?

Wo und wann geht das besser als bei einem gemeinsam eingenommenen Mahl? Wenn man dieses auch noch gemeinsam gekocht hat, sollte einem Schulterschluss wirklich nichts mehr im Wege stehen. Dann können aus Fremden Bekannte, ja möglicherweise sogar Freunde werden und alles Bedrohliche, das von ihnen ausging, ist vergessen.

Möglich, dass dies die Gedankengänge hinter «Cook and Eat  together» sind, dem interkulturellen Kochanlass «Grenzenlos geniessen», der erstmals am Sonntag, 27. Januar in der Schulküche des Schulhaus Fuhr stattgefunden hat, organisiert von der Dienststelle Soziokultur Wädenswil, zusammen mit dem Verein JASS. Der Verein JASS (www.jass-mit.ch) setzt sich für interkulturelles Zusammenleben ein. Er arbeitet im Kanton Zürich und im Kanton Aargau. Vom Integrationsprogramm des Kantons Zürich (KIP) hat er auch für dieses Jahr Budget erhalten, um interkulturelle Anlässe in Gemeinden des Kantons Zürich durchzuführen. Dies jeweils in Zusammenarbeit mit den Gemeinden oder mit anderen Institutionen.

An diesem Sonntagnachmittag, dem 27. Januar von 14 bis 19 Uhr kamen geflüchtete, zugezogene und hier in Wädenswil beheimatete Menschen aus verschiedenen Kulturen auf Augenhöhe zusammen, um gemeinsam Gemüse zu schnetzeln, zu braten, zu backen und zu kochen. Man gab sich gegenseitig Anweisungen zu den Gerichten und kam dadurch ins Gespräch. Menschen, die es in unserer Gesellschaft gewohnt sind, untergeordnete Funktionen zu erfüllen, waren für einmal die Chefköche und unterwiesen andere darin die Gerichte ihrer Heimat zu kochen. Das funktionierte wunderbar, und es wurde viel gelacht, währenddem man zusammen an einem multikulturellen Buffet mit Köstlichkeiten aus aller Welt arbeitete, das man später zusammen verspeisen wollte.

Eingeladen wurden Menschen aus Wädenswil mit Nachbarn, Kindern und Grosseltern. Es waren über 40 Erwachsene und ca. 9 Kinder am Anlass mit dabei – und diese aus 13 Nationen: Iran, Afghanistan, Sri Lanka, Eritrea, Brasilien, Ukraine, Tibet, Indien, Türkei, Pakistan, Paraguay, Deutschland und der Schweiz, auch jemand aus der rätoromanischen Schweiz!

Auf dem Menuplan standen:

  • Köfte – türkische Vorspeise
  • Eritreischer Linseneintopf
  • Syrischer Gemüsesalat
  • Joghurtsauce und Babaganoush und Hummus: Aus dem Nahen und Mittleren Osten
  • Brasilianisches Bohnengericht
  • Tibetische Momos 
  • Chorba Suppe aus Nordafrika 

Um 14 Uhr startete eine kurzen Vorstellungsrunde und Einführung. Dann ging es los. Die Zutaten standen alle bereit, und es konnten Gruppen gebildet werden, je nachdem, bei welchem Rezept man mitkochen wollte. Die Kinder durften im Essensraum spielen, und immer wieder einmal hatte einer der Erwachsenen mit den Kleinen ein Spiel gespielt oder mit ihnen gemalt. Sonst war es ein buntes Treiben. Alle Anwesenden hatten sich untereinander vermischt und wechselten auch ab und zu die Gruppe, um bei einer anderen zuzuschauen und ihre Nase über die qualmenden Kochtöpfe zu halten. Bei den Momos gab es zeitweise ein ziemliches Gedränge, weil jeder lernen wollte, wie man die tibetischen Teigtaschen faltete. Sah wohl einfacher aus, als es ist!

Auch mir als Zuschauerin fiel es sofort auf, denn es schien greifbar im Raum zu sein, dieses Gemeinschaftsgefühl, diese lockere und aufgeräumte Stimmung und das Fehlen jeglichen Befremdens oder allfälliger Kluften, die sich öffnen könnten wegen ethnischer Unterschiede. Hier drin, in dieser grossen Küche, angefüllt von Düften aus aller Herren Länder, waren alle gleich, und das war selbstverständlich. Die Freude gemeinsam zu kochen würde sich übertragen auf das gemeinsame Mahl, das  zusammen eingenommen wurde. Dann, um circa 17  Uhr, war das Buffet bereit, und alle bewunderten und fotografierten die Köstlichkeiten, die sie zusammen geschaffen hatten. Schlussendlich setzte man sich zusammen, um zu essen und zu geniessen, was man zusammen gekocht hatte.

Irgendwann waren die Bäuche voll, die Teller abgewaschen, die wichtigen Gespräche über alle Sprachbarrieren hinaus geführt und die Lachmuskeln gar angestrengt. Ein toller Anlass nahm sein Ende. Der fremde Nachbar ist nun ein Bekannter, und das fremde Essen schmeckt so gut.

Menschen, die sich nicht kannten, haben zusammen gekocht und gegessen, miteinander gesprochen und gelacht. Vorurteile wurden abgebaut, Ängste verloren ihren Boden und das Neue, Unbekannte scheint manchmal sogar irgendwie vertraut. 

Wir sind alles Menschen!
Ein wunderbarer Anlass um das zu erfahren. «Cook and Eat together» wird am 16. Juni 2019 wiederholt. (iel)

Weitere Informationen dazu bei der
Dienststelle Soziokultur in Wädenswil,
Michelle Tenger: Tel. 079 786 15 43,
michelle.tenger@waedenswil.ch

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