Wädenswil

Im Gespräch mit Rita Kälin-Rota, Kreistanzgruppen-Leiterin

25 Jahre Kreistanzgruppe – das ist eine lange Zeit. Kannst du dich noch an die Anfänge deiner Tanzarbeit erinnern?
Das war in den 80er-Jahren, als ich die Form des meditativ-sakralen Tanzens in Bildungshäusern kennenlernte. Ich war beeindruckt und angetan von der Auswirkung der einfachen Tänze auf mein Befinden. Am besten kann ich dies beschreiben mit harmonisierend, ausgleichend, zur Ruhe führend. Dass gleichzeitig etwas sehr Lebendiges vom gemeinsamen Bewegen ausging, faszinierte mich. Und so wollte ich auch zu Hause, im Alltag tanzen und suchte eine Gelegenheit hier in Wädenswil.

Wurden solche Anlässe bereits in den Pfarreien und Gemeinden angeboten?
Es gab damals erst vereinzelte Orte wo dies möglich war. Und so wandte ich mich an den Frauenverein mit meinem Anliegen. Dieser war gerne bereit, ein Angebot in ihren Versand aufzunehmen. Und so habe ich angefangen, selber Kurse und Weiterbildungen in meditativ-sakralem Tanz zu besuchen und startete mit je einer Gruppe in der Au und in Wädenswil.

Wer macht bei deinen Tanzgruppen mit?
Es sind dies meistens Frauen mittleren Alters, inzwischen sogar hohen Alters. Gerade letztere sind uns jüngeren auch Vorbild in ihrer geistigen und körperlichen Beweglichkeit und Offenheit! Zunehmend stossen auch Frauen zur Gruppe, die nach der Pensionierung vermehrt Zeit haben und die verbindliche Gemeinschaft suchen und schätzen. Oft suchen Menschen im Tanzen das Ganzheitliche: Körper, Geist und Seele werden gleichermassen angesprochen, gefördert und gefordert. Sicher sind auch Frauen dabei, die vor allem etwas für ihre Beweglichkeit tun möchten. Anderen ist der spirituell-kirchliche Aspekt der Tanztreffen sehr wichtig: geistliche Musik, Lieder, Messeteile werden nochmals anders erlebt, wenn man sie tanzt.

Welches waren Höhepunkte deiner bisherigen Tanzarbeit?
Ein Höhepunkt war sicher als der damalige Pfarrer, Martin Kopp, mich anfragte, ob ich mit der Gruppe in der Oster­nacht 1992 tanzen würde. Das war ein Kraftakt mit der noch jungen und damals ganz unverbindlich organisierten Gruppe, aber ein unvergessliches Erlebnis! Und es bildete auch das Fundament für eine wachsende Akzeptanz von Tanz in unserer Ortskirche, nicht nur in den 14-täglichen Tanztreffen, sondern auch in der Liturgie. Der wachsende Zusammenhalt in den Gruppen machte es auch möglich, traurige Ereignisse gemeinsam zu tragen und zu gestalten. Eindrücklich zeigte sich dies an der Beerdigung eines Mitglieds, als wir zu einem ihrer Lieblingslieder tanzten und ihr so einen Herzenswunsch erfüllten oder beim getanzten Abschiedsritual für den einzigen «Tanzmann» dieser Jahre. Gemeinsame Tanzferien in Kreta und Ikaria oder solche verbunden mit Wandern im Tessin oder Wallis bleiben vielen als wunderschöne Erlebnisse unvergessen.

Wie hat sich deine Arbeit im Laufe der Jahre entwickelt? Was hat sich verändert, was ist geblieben?
Anfangs war mir der meditative Aspekt in der Tanzarbeit sehr wichtig. Heute achte ich darauf, dass auch Volkstänze im Repertoire sind. So haben fröhliche und ernste Tänze, heitere und besinnliche Themen Platz in den Tanztreffen. Auch streue ich immer mal wieder anspruchsvollere Choreografien in die Stunden und staune, mit wie viel Einsatz und Eifer und – nachfolgendem Stolz! – die Frauen das vermeintlich Unmögliche anpacken und bewältigen. Wichtig ist mir dabei stets, dass die Lust und Freude erhalten bleiben. Gleich geblieben ist das Bedürfnis, Tanz auch in der Kirche, im Gottesdienst zu praktizieren. Getragen durch das Interesse und Engagement vieler Gruppenmitglieder, unterstützt durch die Verantwortlichen der katholischen Kirche von Wädenswil gelingt es immer wieder, in den gottesdienstlichen Feiern etwas von der Leichtigkeit und vom Schwung des Tanzes auch für die übrigen Mitfeiernden erlebbar zu machen.

Du planst einen festlichen Gottesdienst mit Tänzen zum Jubiläum. Kannst du dazu noch etwas sagen?
Dank der Unterstützung von tatkräftigen Frauen haben wir in all den Jahren schon einige festliche Anlässe organisiert, uns und anderen zur Freude. So werden wir auch das 25-Jahr-Kreistanzjubiläum in einem festlichen Gottesdienst feiern (ein Fest im Kreis der Gruppen folgt dann später). Da wird die Gruppe etwa ein Lied als Predigt tanzen. Auch die Mitfeiernden werden eingeladen, sich mit Gebärden oder einfachen Schritten aktiv zu beteiligen. Dass eine Livemusik die Tänze begleitet, macht den Anlass besonders festlich. Und beim anschliessenden Apéro wird es mit allen Tanzfreudigen bewegt weiter gehen!

Liebe Rita, vielen Dank für deine Ausführungen. Wir freuen uns jetzt schon auf den 5. Juni 16!
Das Gespräch führte Felix Zgraggen.

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