Feuilleton Wädenswil

Inside Zugerstrasse – eine Momentaufnahme

In konjunkturell schwierigen Zeiten wie diesen sucht man gerne nach Anhaltspunkten, nach den Silberstreifen am Horizont, welche auf eine Verbesserung der wirtschaftlichen Lage hinweisen.
Umfragen und Statistiken sollen helfen, eine einigermassen zuverlässige Einschätzung der zukünftigen Entwicklung aufzuzeigen. Dazu dienen unter anderem drei vorauseilende Konjunkturindikatoren wie Auftragseingänge, offene Stellen oder auch der Index der Konsumentenstimmung. Letzterer ist vor allem für den Detailhandel wichtig, zeigt er doch auf, ob die Konsumenten bereit sind, in dieser Zeit noch Geld auszugeben. Die letzten vom SECO veröffentlichten Prognosen zeigten ein weiterhin eingetrübtes Konsumklima. Die Konjunkturforschungsstelle (KOF) schreibt in ihrer Pressemitteilung vom 28. Dezember 2011 «Konjunkturbarometer – eine schwarze Null» das Wachstum der Schweizer Wirtschaft ist im Dezember auf einen neuen Tiefpunkt gesunken und dass diese in den ersten Monaten des neuen Jahres stagnieren wird. Der ebenfalls im Dezember vom KOF veröffentlichte Geschäftlageüberblick zeigt auf, dass sich die Beurteilung der Geschäftslage in den Bereichen Industrie, Gastgewerbe und Detailhandel weiter verschlechtert hat; diese Branchen bewegen sich bereits im Minusbereich.
Wie schätzt der Detailhandel in Wädenswil die Lage ein? Eine Umfrage bei verschiedenen Detaillisten entlang der Zugerstrasse soll informieren.

Auf die Frage «Wie schätzen Sie die Entwicklung der Umsätze 2011 gegenüber dem Vorjahr ein?» bewegten sich die Aussagen im Bereich «knapp gehalten» bis «stark rückläufig». Da das Jahr 2010 besonders gut abgeschnitten hatte, waren die Erwartungen für das Jahr 2011 zu hoch angesetzt und konnten vielerorts nicht erfüllt werden. Daraus resultierte schliesslich ein Stillstand in der Entwicklung der letzten 2 Jahre. «Die Krise ist spürbar», meinten viele; was auch, vor allem in den Grossstädten, dazu veranlasste, die Ausverkaufsaison früher als sonst zu starten und so dem hiesigen Handel die Umsätze entzog. Auch der schwache Euro-Wechselkurs wurde als Argument herangezogen. Einzig im oberen Preissegment scheint keine Veränderung erfolgt zu sein. Qualität und Service sind dem Konsumenten auch heute sehr wichtig und er ist bereit, dafür zu zahlen.

Die nächste Frage betrifft das Weihnachtsgeschäft: «Wie haben sich die Umsätze im Dezember 2011 im Vergleich zum Vorjahr entwickelt?» «Durchwegs gut», war die übereinstimmende Meinung. Auch hier wurde der frühzeitige Ausverkauf bemängelt, welcher bessere Resultate verhindert habe. «Die Kaufkraft wird durch diese Massnahme nicht grösser, der zu verteilende Kuchen bleibt unverändert.» Zu hören war auch, dass das Weihnachtsgeschäft zögerlich begonnen und sich auf die zweite Hälfte Dezember verschoben hatte; dann aber die Erwartungen doch erfüllt hat. Im Sportartikelbereich war das Fehlen des Schnees extrem zu spüren. Trotzdem, alles in allem ein positives Bild, welches hier von den Detaillisten gezeichnet wurde.

«Wie schätzen Sie 2012 ein – was sind Ihre Erwartungen?», wollte ich wissen. «Harzig», «vorsichtig», «auf Niveau Vorjahr» waren einige Stichworte zu dieser Frage. Man geht davon aus, die Umsätze halten zu können. Es wird erkannt, dass die Konsumenten zurückhaltender sind, dass der Franken schwerer im Portemonnaie wiegt, Anschaffungen werden hinausgezögert. Hier ist aber auch der Detaillist gefordert. Mit Initiative und Kreativität – und das ist nichts Neues – kann man der allgemeinen Entwicklung entgegentreten. Aber auch die Steigerung der Attraktivität der Zugerstrasse als Einkaufsstrasse könnte zu besseren Ergebnissen beitragen.
Der Wädenswiler Detailhandel folgt nicht der Statistik – der Optimismus überwiegt. Oder wie mir ein Teilnehmer sagte: «Krise? – Wir machen da nicht mit».

In diesem Sinne wünsche ich allen ein erfolgreiches 2012.

Marco Heldner ist eidg. dipl. Bankfachmann und betreibt in Wädenswil ein Vermögensverwaltungs- und Treuhandbüro.

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