Fährt man von der Autobahn her kommend in Richtung Wädenswil, sieht man kurz vor dem Zentrum auf der linken Seite einen Gebäudekomplex, von dem man als Unwissende, Unwissender nicht recht weiss, was sich dahinter versteckt: Etwas heruntergekommen, viel Glas – und ein grosser, grauer Kubus. Das Areal ist keine Konzerthalle, auch nicht die Stadthalle oder das Kongresszentrum – hier wurden während Jahrzehnten Gebrauchsgegenstände, die in jedem Haushalt zu finden waren, hergestellt.
Text: Stefan Baumgartner
Bilder/Visualisierungen/Grafiken: zvg/stb
Dass der 1935 bezogene Gebäudekomplex an der Zugerstrasse nicht sofort als Industriebau wahrgenommen wird, dürfte auch an dessen Architekt liegen: Hans Fischli war ausserdem Maler, Zeichner und Bildhauer, studierte am Bauhaus in Dessau und entwarf auch die Arbeitersiedlung im Gwad, die heute denkmalgeschützt ist. Auch die Aluminium-Stele aus dem Jahr 1962 von François Stahly, des damals bedeutendsten Bildhauers Frankreichs, zeigt, dass an diesem Ort Besonderes steht und entsteht.
Entstanden ist hier – man kennt ihn als Designikone – der Landistuhl von Hans Coray. Entstanden aber auch nur dank einer zufälligen Begegnung von Coray mit eben jenem Architekten Fischli. Dieser war nun Assistent des Chefarchitekten der Landesausstellung von 1939.
Nebst Landistuhl machten aber Alltagsgegenstände wie der Caldor-Heisswasserkessel, Schuhputzkasten, Kochdeckel mit gestuftem Profil und unzerbrechlichem Schauglas die Firma und somit auch Wädenswil national bekannt: kaum ein Haushalt, in dem nicht ein Produkt aus Wädenswil in Gebrauch war. Ausserdem produzierte die Firma auch Industriemöbel: Unter dem Namen «minmetal swiss» standen wohl in jeder Druckerei des Landes Leuchtpulte und Ablageschränke.
In den 1970er-Jahren wurde es für die Mewa zunehmend schwierig, sich mit qualitativ hochwertigen Artikeln gegen die zunehmende Plastifizierung zu wehren. CNC-Maschinen und spezialisierte Produkte machten es möglich, dass die Firma bis zur Jahrtausendwende weiter bestand. Doch 1998 übergab Ernst Blattmann den Betrieb an die Firma Mewa-Metalight, die Räume und Maschinen von der weiter bestehenden Blattmann Metallwarenfarbik AG mietete und auch das Personal übernahm. 2001 jedoch ging diese Firma in Konkurs, die Produktion wurde eingestellt. Somit begann die Transformation des Areals.
In der Folge wurde das Mewa-Areal Heimat für Kleingewerbler, Vereine, Sportstudios und Unterstand für Boote, Automobile in jeder Grössen- und Preisklasse und auch für Fasnachtswagen. Doch im Hintergrund liefen bereits Bestrebungen für die Weiterentwicklung des Areals, ein Entwicklungskonzept wurde ausgearbeitet, und auch die Politik schuf Voraussetzungen dazu. So wurde eine neue Bauzone in die Bau- und Zonenordnung der Stadt geschrieben, die Zone WG5, die der Wädenswiler Stadtrat als «zweckmässige Antwort auf den aktuellen siedlungspolitischen und städtebaulichen Wandel» ansah. Im Vordergrund stehe der haushälterische Umgang mit dem Boden und damit verbunden die Entwicklung nach innen. Im Oktober 2016 setzte der Gemeinderat die Umzonung fest, im Januar 2018 wurde die Umzonung des Areals mit Gestaltungsplanpflicht rechtskräftig. Später im Jahr wurde bereits ein Siegerprojekt des 2017 gestarteten Architekturwettbewerbs gekürt. Mitte 2019 begannen die Arbeiten am Gestaltungsplan, es folgte die Vorprüfung und Auflage bis zur Festsetzung durch das Wädenswiler Parlament im Februar 2023. Seit Januar 2024 ist der Gestaltungsplan rechtskräftig, im Mai darauf wurde die Baueingabe eingereicht und elf Monate später die Baubewilligung rechtskräftig erteilt.
Grande Finale: Ein Abschiedsfest, das auch Startschuss ist
Ende November werden die letzten Mieter das Areal verlassen haben, Wohnmobile werden umgeparkt sein müssen und der private Werkraum abgebrochen. Über 100 Wohnungen entstehen, aber auch das Gewerbe findet einzigartige Plätze.
Doch bevor die Abbrucharbeiten beginnen, wird gefeiert. Das Areal, auf dem so manche Innovation geboren wurde, wird Anfang Dezember Schauplatz eines Abschiedsfestes, wo die Bevölkerung ein letztes Mal die Werkhallen besichtigen und sich auch über das zukunftsweisende Neubauprojekt informieren kann.
Vom Freitag, 5. Dezember, bis zum Sonntag hin, wird das Areal ein letztes Mal zum Konzertsaal, zur Bar, zur Ausstellungshalle, zum Familientreffpunkt, zur Kaffeestube und zum Brunchlokal. Zusammen mit lokalen Partnern werden Anlässe organisiert, die sorgen sollen, dass die geschichtsträchtigen Werkhallen in Erinnerung behalten werden, ehe dann die berühmte «Abrissbirne» auffährt.
Fährt man von der Autobahn her kommend in Richtung Wädenswil, sieht man kurz vor dem Zentrum auf der linken Seite einen Gebäudekomplex, von dem man als Unwissende, Unwissender nicht recht weiss, was sich dahinter versteckt: Etwas heruntergekommen, viel Glas – und ein grosser, grauer Kubus. Das Areal ist keine Konzerthalle, auch nicht die Stadthalle oder das Kongresszentrum – hier wurden während Jahrzehnten Gebrauchsgegenstände, die in jedem Haushalt zu finden waren, hergestellt.
Text: Stefan Baumgartner
Bilder/Visualisierungen/Grafiken: zvg/stb
Dass der 1935 bezogene Gebäudekomplex an der Zugerstrasse nicht sofort als Industriebau wahrgenommen wird, dürfte auch an dessen Architekt liegen: Hans Fischli war ausserdem Maler, Zeichner und Bildhauer, studierte am Bauhaus in Dessau und entwarf auch die Arbeitersiedlung im Gwad, die heute denkmalgeschützt ist. Auch die Aluminium-Stele aus dem Jahr 1962 von François Stahly, des damals bedeutendsten Bildhauers Frankreichs, zeigt, dass an diesem Ort Besonderes steht und entsteht.
Entstanden ist hier – man kennt ihn als Designikone – der Landistuhl von Hans Coray. Entstanden aber auch nur dank einer zufälligen Begegnung von Coray mit eben jenem Architekten Fischli. Dieser war nun Assistent des Chefarchitekten der Landesausstellung von 1939.
Nebst Landistuhl machten aber Alltagsgegenstände wie der Caldor-Heisswasserkessel, Schuhputzkasten, Kochdeckel mit gestuftem Profil und unzerbrechlichem Schauglas die Firma und somit auch Wädenswil national bekannt: kaum ein Haushalt, in dem nicht ein Produkt aus Wädenswil in Gebrauch war. Ausserdem produzierte die Firma auch Industriemöbel: Unter dem Namen «minmetal swiss» standen wohl in jeder Druckerei des Landes Leuchtpulte und Ablageschränke.
In den 1970er-Jahren wurde es für die Mewa zunehmend schwierig, sich mit qualitativ hochwertigen Artikeln gegen die zunehmende Plastifizierung zu wehren. CNC-Maschinen und spezialisierte Produkte machten es möglich, dass die Firma bis zur Jahrtausendwende weiter bestand. Doch 1998 übergab Ernst Blattmann den Betrieb an die Firma Mewa-Metalight, die Räume und Maschinen von der weiter bestehenden Blattmann Metallwarenfarbik AG mietete und auch das Personal übernahm. 2001 jedoch ging diese Firma in Konkurs, die Produktion wurde eingestellt. Somit begann die Transformation des Areals.
In der Folge wurde das Mewa-Areal Heimat für Kleingewerbler, Vereine, Sportstudios und Unterstand für Boote, Automobile in jeder Grössen- und Preisklasse und auch für Fasnachtswagen. Doch im Hintergrund liefen bereits Bestrebungen für die Weiterentwicklung des Areals, ein Entwicklungskonzept wurde ausgearbeitet, und auch die Politik schuf Voraussetzungen dazu. So wurde eine neue Bauzone in die Bau- und Zonenordnung der Stadt geschrieben, die Zone WG5, die der Wädenswiler Stadtrat als «zweckmässige Antwort auf den aktuellen siedlungspolitischen und städtebaulichen Wandel» ansah. Im Vordergrund stehe der haushälterische Umgang mit dem Boden und damit verbunden die Entwicklung nach innen. Im Oktober 2016 setzte der Gemeinderat die Umzonung fest, im Januar 2018 wurde die Umzonung des Areals mit Gestaltungsplanpflicht rechtskräftig. Später im Jahr wurde bereits ein Siegerprojekt des 2017 gestarteten Architekturwettbewerbs gekürt. Mitte 2019 begannen die Arbeiten am Gestaltungsplan, es folgte die Vorprüfung und Auflage bis zur Festsetzung durch das Wädenswiler Parlament im Februar 2023. Seit Januar 2024 ist der Gestaltungsplan rechtskräftig, im Mai darauf wurde die Baueingabe eingereicht und elf Monate später die Baubewilligung rechtskräftig erteilt.
Grande Finale: Ein Abschiedsfest, das auch Startschuss ist
Ende November werden die letzten Mieter das Areal verlassen haben, Wohnmobile werden umgeparkt sein müssen und der private Werkraum abgebrochen. Über 100 Wohnungen entstehen, aber auch das Gewerbe findet einzigartige Plätze.
Doch bevor die Abbrucharbeiten beginnen, wird gefeiert. Das Areal, auf dem so manche Innovation geboren wurde, wird Anfang Dezember Schauplatz eines Abschiedsfestes, wo die Bevölkerung ein letztes Mal die Werkhallen besichtigen und sich auch über das zukunftsweisende Neubauprojekt informieren kann.
Vom Freitag, 5. Dezember, bis zum Sonntag hin, wird das Areal ein letztes Mal zum Konzertsaal, zur Bar, zur Ausstellungshalle, zum Familientreffpunkt, zur Kaffeestube und zum Brunchlokal. Zusammen mit lokalen Partnern werden Anlässe organisiert, die sorgen sollen, dass die geschichtsträchtigen Werkhallen in Erinnerung behalten werden, ehe dann die berühmte «Abrissbirne» auffährt.