Christian Stoop zeigt im Kunstfenster Schönenberg Bilder aus seiner Serie «Visitor». Im Zentrum stehen Menschen im Museum, die Kunstwerke betrachten. Zum Auftakt der Ausstellung ist ein weiteres Bild im Kunstkasten der Bahnhofsunterführung in Wädenswil ausgestellt.
Text: Ingrid Eva Liedtke
Für den Künstler Christian Stoop ist die Kunst Berufung, ein innerer Antrieb – wie er sagt. Dem Realismus zugeneigt, interessieren ihn Situationen, welche den Menschen und seine Spuren ins Zentrum rücken. Oft sind dies Motive, die selbstverständlich wirken und durch ihre Schlichtheit eine ästhetische Ruhe ausstrahlen.
Kunst als Beruf
Kann man von der Kunst leben? Dies ist eine Frage, die in einem Künstlerleben immer wieder eine zentrale Rolle spielt. Stoops Motto «Lieber für die Kunst leben dürfen, als von der Kunst leben müssen» erweist sich für ihn als befriedigend.
Er sagt: «Es ist gut möglich, dass ich von der Kunst leben könnte, wenn ich die Malerei als Haupttätigkeit ausüben würde. Ideal und beruhigend für mich ist, dass ich meine Fixkosten durch eine 60%-Stelle im kaufmännisch-technischen Bereich decken kann. Weitere 60% widme ich der Kunst – unter anderem meinem Blog ‹weekly paint-things›, für welchen ich jede Woche ein neues, kleinformatiges Bild male und im Internet veröffentliche.
Diese Konstellation gibt mir die Freiheit, mich in meiner Kunst frei und unbeschwert zu entfalten. Ich bin motiviert, wenn ich meinem ‹Brot-Job› nachgehe und mindestens ebenso, wenn ich mich meinen künstlerischen Tätigkeiten zuwende.»
Der persönliche Antrieb und
der Weg zur Kunst?
1969 geboren, hat sich in Christian Stoop schon früh ein leidenschaftliches Gefühl für die Malerei geregt: «Ein Schlüsselerlebnis hatte ich bereits als Kindergärtner im Segantini-Museum in St. Moritz. Die Gemälde von Giovanni Segantini faszinierten mich damals dermassen, dass ich Kunstmaler werden wollte. Das Rüstzeug dazu holte ich mir dann als junger Erwachsener in Abendkursen, später dann in einem insgesamt vierjährigen Kunststudium an der ZHdK (Zürcher Hochschule der Künste).
Mein Antrieb, selbst Kunst zu schaffen, hat sicherlich damit zu tun, dass mich Werke aus der bildenden Kunst seit jeher berühren können, ich aber auch aktiv, mit meiner eigenen Handschrift und eigenen Bildkompositionen, den alten Meistern nacheifern möchte.
Das Malen ist für mich ein ungemein schöpferischer Prozess: Der ursprüngliche Malgrund verwandelt sich mit jedem Pinselstrich. Ich finde es wundersam, wie sich aneinander- und übereinandergelegte Farbflecken zu einem Ganzen fügen und zum Schluss ein Original entsteht: eine eigene Bildwelt, eine eigene Bildergeschichte.»
Was will Christian Stoop mit seiner Kunst zeigen, was allenfalls übermitteln? Welches ist sein Anliegen?
«In unserer rasanten Zeit schaffe ich mit meiner Malerei einen Gegenpol, stelle die Langsamkeit des Malprozesses dem schnellen Handy-Schnappschuss gegenüber.
Meine Malereien sollen in erster Linie erfreuen, dürfen aber auch nachdenklich stimmen oder Fragen aufwerfen. Ich habe es gerne, wenn die Betrachter in meinen Gemälden Geschichten entdecken.»
Oft steht ein Mensch im Zentrum
In Stoops Bildern steht oft ein Mensch im Zentrum. Dieser wirkt nicht einsam, sondern viel eher in sich gekehrt, auf sich bezogen oder sich in einer bestimmten Situation befindend – kunst betrachtend, wie zum Beispiel in den ausgestellten Werken im Kunstfenster.
Christian Stoop dazu: «Mich interessieren Bildergeschichten. Oft solche, welche den Menschen oder seine Spuren ins Zentrum rücken. Bei der ausgestellten «Visitor-Serie» geht es mir um die Interaktion zwischen Museumsbesucher und Kunstwerken. Eine mögliche Irritation mit dem Bild im Bild ist beabsichtigt: Wer betrachtet da wen?»
Ist der Mensch das bevorzugte Sujet?
«Oft und gerade in meinen kleinformatigen ‹weekly paint-things› gehe ich der Frage nach: Liefert der Alltag ästhetische Malmotive?» Er fügt an: «Wohl bin ich auch etwas romantisch veranlagt, denn ich verarbeite gerne das Gefühl von Naturstimmungen in meinen Bildern.»
Der Künstler zeigt in seinen «weekly paint-tings» auch Alltagsgegenstände, vornehmlich Landschaften, bzw. Szenerien, und sind sie menschenleer, so vermitteln sie doch den Eindruck, als sei Mensch soeben aus dem Bild gelaufen.
Die Bilder sind bevorzugt mit Öl auf Leinwand oder bei kleinen Formaten auf MDF-Platten gemalt.
Welchen Betrachter wünscht man sich?
Gibt es für den Künstler den idealen Betrachter, eine «Wunschbetrachterin»? Welche Kriterien müssten diese wohl erfüllen? Christian Stoop trifft sie oft in seinen Ausstellungen: «Bei meinen Ausstellungen treffe ich erstaunlich oft auf ‹Wunsch-Betrachter›! Es sind Menschen, die sich Zeit nehmen, die genau hinsehen, die Fragen stellen und sich auf irgendeine Weise erfreuen an meinen Bildern.
Das Schönste für mich ist, wenn meine Gemälde ein Lächeln hervorzaubern – oder Erstaunen! Zum Beispiel darüber, dass meine Bilder manchmal sehr fotorealistisch wirken, doch wenn man sich ihnen nähert, der Pinselstrich sichtbar wird.»
Die Kunst lässt glücklicherweise jeder Betrachterin und jedem Betrachter einen Raum, um eigene Gefühle und Interpretationen zu finden.
Dieses Erlebnis ermöglichen das Kunstfenster in Schönenberg und der Kunstkasten in Wädenswil jeder Passantin und jedem Passanten, der sich die Zeit nehmen möchte, um stehen zu bleiben und zu schauen. n
Die Bilder von Christian Stoop sind ab 18. Januar bis Ende März in den Kunstfenstern Schönenberg zu sehen.
Ein weiteres Werk ist im Kunstkasten der Bahnhofsunterführung Wädenswil bis Ende Januar ausgestellt.
Christian Stoop zeigt im Kunstfenster Schönenberg Bilder aus seiner Serie «Visitor». Im Zentrum stehen Menschen im Museum, die Kunstwerke betrachten. Zum Auftakt der Ausstellung ist ein weiteres Bild im Kunstkasten der Bahnhofsunterführung in Wädenswil ausgestellt.
Text: Ingrid Eva Liedtke
Für den Künstler Christian Stoop ist die Kunst Berufung, ein innerer Antrieb – wie er sagt. Dem Realismus zugeneigt, interessieren ihn Situationen, welche den Menschen und seine Spuren ins Zentrum rücken. Oft sind dies Motive, die selbstverständlich wirken und durch ihre Schlichtheit eine ästhetische Ruhe ausstrahlen.
Kunst als Beruf
Kann man von der Kunst leben? Dies ist eine Frage, die in einem Künstlerleben immer wieder eine zentrale Rolle spielt. Stoops Motto «Lieber für die Kunst leben dürfen, als von der Kunst leben müssen» erweist sich für ihn als befriedigend.
Er sagt: «Es ist gut möglich, dass ich von der Kunst leben könnte, wenn ich die Malerei als Haupttätigkeit ausüben würde. Ideal und beruhigend für mich ist, dass ich meine Fixkosten durch eine 60%-Stelle im kaufmännisch-technischen Bereich decken kann. Weitere 60% widme ich der Kunst – unter anderem meinem Blog ‹weekly paint-things›, für welchen ich jede Woche ein neues, kleinformatiges Bild male und im Internet veröffentliche.
Diese Konstellation gibt mir die Freiheit, mich in meiner Kunst frei und unbeschwert zu entfalten. Ich bin motiviert, wenn ich meinem ‹Brot-Job› nachgehe und mindestens ebenso, wenn ich mich meinen künstlerischen Tätigkeiten zuwende.»
Der persönliche Antrieb und
der Weg zur Kunst?
1969 geboren, hat sich in Christian Stoop schon früh ein leidenschaftliches Gefühl für die Malerei geregt: «Ein Schlüsselerlebnis hatte ich bereits als Kindergärtner im Segantini-Museum in St. Moritz. Die Gemälde von Giovanni Segantini faszinierten mich damals dermassen, dass ich Kunstmaler werden wollte. Das Rüstzeug dazu holte ich mir dann als junger Erwachsener in Abendkursen, später dann in einem insgesamt vierjährigen Kunststudium an der ZHdK (Zürcher Hochschule der Künste).
Mein Antrieb, selbst Kunst zu schaffen, hat sicherlich damit zu tun, dass mich Werke aus der bildenden Kunst seit jeher berühren können, ich aber auch aktiv, mit meiner eigenen Handschrift und eigenen Bildkompositionen, den alten Meistern nacheifern möchte.
Das Malen ist für mich ein ungemein schöpferischer Prozess: Der ursprüngliche Malgrund verwandelt sich mit jedem Pinselstrich. Ich finde es wundersam, wie sich aneinander- und übereinandergelegte Farbflecken zu einem Ganzen fügen und zum Schluss ein Original entsteht: eine eigene Bildwelt, eine eigene Bildergeschichte.»
Was will Christian Stoop mit seiner Kunst zeigen, was allenfalls übermitteln? Welches ist sein Anliegen?
«In unserer rasanten Zeit schaffe ich mit meiner Malerei einen Gegenpol, stelle die Langsamkeit des Malprozesses dem schnellen Handy-Schnappschuss gegenüber.
Meine Malereien sollen in erster Linie erfreuen, dürfen aber auch nachdenklich stimmen oder Fragen aufwerfen. Ich habe es gerne, wenn die Betrachter in meinen Gemälden Geschichten entdecken.»
Oft steht ein Mensch im Zentrum
In Stoops Bildern steht oft ein Mensch im Zentrum. Dieser wirkt nicht einsam, sondern viel eher in sich gekehrt, auf sich bezogen oder sich in einer bestimmten Situation befindend – kunst betrachtend, wie zum Beispiel in den ausgestellten Werken im Kunstfenster.
Christian Stoop dazu: «Mich interessieren Bildergeschichten. Oft solche, welche den Menschen oder seine Spuren ins Zentrum rücken. Bei der ausgestellten «Visitor-Serie» geht es mir um die Interaktion zwischen Museumsbesucher und Kunstwerken. Eine mögliche Irritation mit dem Bild im Bild ist beabsichtigt: Wer betrachtet da wen?»
Ist der Mensch das bevorzugte Sujet?
«Oft und gerade in meinen kleinformatigen ‹weekly paint-things› gehe ich der Frage nach: Liefert der Alltag ästhetische Malmotive?» Er fügt an: «Wohl bin ich auch etwas romantisch veranlagt, denn ich verarbeite gerne das Gefühl von Naturstimmungen in meinen Bildern.»
Der Künstler zeigt in seinen «weekly paint-tings» auch Alltagsgegenstände, vornehmlich Landschaften, bzw. Szenerien, und sind sie menschenleer, so vermitteln sie doch den Eindruck, als sei Mensch soeben aus dem Bild gelaufen.
Die Bilder sind bevorzugt mit Öl auf Leinwand oder bei kleinen Formaten auf MDF-Platten gemalt.
Welchen Betrachter wünscht man sich?
Gibt es für den Künstler den idealen Betrachter, eine «Wunschbetrachterin»? Welche Kriterien müssten diese wohl erfüllen? Christian Stoop trifft sie oft in seinen Ausstellungen: «Bei meinen Ausstellungen treffe ich erstaunlich oft auf ‹Wunsch-Betrachter›! Es sind Menschen, die sich Zeit nehmen, die genau hinsehen, die Fragen stellen und sich auf irgendeine Weise erfreuen an meinen Bildern.
Das Schönste für mich ist, wenn meine Gemälde ein Lächeln hervorzaubern – oder Erstaunen! Zum Beispiel darüber, dass meine Bilder manchmal sehr fotorealistisch wirken, doch wenn man sich ihnen nähert, der Pinselstrich sichtbar wird.»
Die Kunst lässt glücklicherweise jeder Betrachterin und jedem Betrachter einen Raum, um eigene Gefühle und Interpretationen zu finden.
Dieses Erlebnis ermöglichen das Kunstfenster in Schönenberg und der Kunstkasten in Wädenswil jeder Passantin und jedem Passanten, der sich die Zeit nehmen möchte, um stehen zu bleiben und zu schauen. n
Die Bilder von Christian Stoop sind ab 18. Januar bis Ende März in den Kunstfenstern Schönenberg zu sehen.
Ein weiteres Werk ist im Kunstkasten der Bahnhofsunterführung Wädenswil bis Ende Januar ausgestellt.