Wädenswil

Verein Mahasoa: Hilfe zur Selbsthilfe

2015 wurde der Verein Mahasoa CH auf Initiative von Paul Rota, Alt-Stadtrat von Wädenswil, in der Schweiz gegründet. Auf seinen Reisen durch Madagaskar sah er mit grosser Betroffenheit die Nöte im Land und baute 2014/2015 aus eigenen Mitteln ein Schulhaus auf. Damit wurde der Grundstein des Vereins gelegt.

Text: Sarah Ott
Bilder: zvg

Bereits 2014 wurde auf Madagaskar ein gleichnamiger Verein gegründet, den die Madagassin Chantal Ramanantsoa als Präsidentin führte. Auch alle übrigen Mitglieder des Vorstandes sind Madagassen, welche Paul Rota zum Ehrenpräsident des Vereins Mahasoa MG ernannten.

Ein erstes Projekt von Mahasoa entstand im Bergdorf Isaha, nahe der Hauptstadt Antananarivo. Ein Primarschulhaus mit fünf Schulräumen für rund 150 Schüler wurde gänzlich erneuert. Dies war ein gelungener Probelauf, um Erfahrung für weitere Projekte zu sammeln. 

Ein weiteres Projekt, ein Neubau für ein Waisenhaus im Norden von Madagaskar, entstand 2017 im Städtchen Ambanja, zwei Tagesreisen von der Hauptstadt Antananarivo entfernt und ca. 20 Kilometer von der Küste zurückgelagert. Dieser zweite Verein Mahasoa wurde gegründet, um das geplante Kinderhaus effizient und ohne grosse Umtriebe umsetzen zu können. Es hatte sich nämlich gezeigt, dass die unwegsamen, schlechten Verkehrsverbindungen eine rationelle Arbeit sehr erschwerten.

Der Präsident Mira Richeney führt mit seiner madagassischen Equipe das Waisenhaus seit der Eröffnung im Jahr 2018. Das Haus bietet bis zu 30 verwaisten Kindern von 2 bis 12 Jahren ein Dach über dem Kopf und die Chance, nicht durch Kinderarbeit ausgenutzt zu werden oder auf der Strasse zu landen.

Nachhaltige Strukturen schaffen

«Jedes Kind in Madagaskar hat ein Zuhause und eine lebenswerte Zukunft.» Dies ist der Leitgedanke, der die Ideen der Führungsleute im Verein Mahasoa CH und MG prägt. Man will nicht nur die Infrastruktur in einem bestimmten Bereich für Kinder erstellen, wie dies mit dem Schulgebäude in Isaha geschah, sondern es sollen damit besonders für verwaiste oder halbwaise Kinder nachhaltige Strukturen geschaffen werden, um die Kinder in der Gesellschaft einzugliedern und für die Schule vorzubereiten. 

Die Situation in Madagaskar ist aufgrund der grossen Armut prekär. Besonders in städtischen Gebieten sind solche Institutionen Mangelware und äusserst notwendig. Zwar wird von Seiten der Kirchen und vielen gemeinnützigen Organisationen Unterstützung geboten, aber trotz allem ist die Not in diesem schönen Land sehr gross.

Nicht alle Kinder können aufgrund der persönlichen Möglichkeiten ein Studium bewältigen. Für primäre Berufsgruppen fehlen in der Region geeignete Bildungsplätze oder -stätten. Eine Lehrwerkstätte für Grundberufe ist dringend gefragt. Darum ist es das Ziel des Vereins, den Aufbau von bis zu 30 Ausbildungsplätzen für Jugendliche aus dem Grossraum Ambanjas, und in erster Linie für die Waisenkinder aus dem Kinderhaus Mahasoa, zu bewerkstelligen. Die jungen Männer und Frauen sollen handwerkliche und unternehmerische Fähigkeiten erlernen, um für sich im regionalen Umfeld eine Lebensgrundlage aufbauen zu können.

Fehlende Infrastruktur und Fachwissen 

Ambanja ist eine strukturschwache Region, in der vor allem Landwirtschaft betrieben wird. Die Kakaoproduktion überwiegt dabei stark. Es gibt zwei, drei Grossproduzenten und daneben eine Vielzahl von kleineren Bauernbetrieben. Grosse Kakaoplantagen werden durch madagassische Bauern bewirtschaftet, welche ihre Ernte an lokal ansässige Inder und Genossenschaften verkaufen. Viele Kleinbauern bestellen ihre Felder mit einfachsten Mitteln, und die Wertschöpfung der Verarbeitung verbleibt bei den von Auswärtigen betriebenen Industrien. Die benötigten Maschinen und Apparaturen sind importiert und werden so gut wie nicht gewartet, da die notwendige Infrastruktur und das Fachwissen dazu fehlen.

Meist betreiben die Kakao-Kleinbauern nebenher noch etwas Viehzucht und/oder Gemüseanbau. Der Reis- und Maisanbau reicht aber leider nicht aus, um den Bedarf der lokalen Bevölkerung abzudecken. Der Gemüseanbau sowie das Früchteangebot ist ausreichend und ermöglicht auch kleinere Exporte in andere Regionen. Es wird aber verhältnismässig wenig in die Hauptstadt exportiert, da diese mit einer Entfernung von 960 km zu weit weg liegt. Die Strassenverhältnisse sind zudem katastrophal.

Es gibt ausreichend Rinderzucht, Schafe und Ziegen. Die Rinderzucht ist systematisch aufgebaut und wird staatlich kontrolliert. Jedes Rind ist registriert und trägt eine Ohrmarke. Auch gibt es kleinere private Hühnerzuchtbetriebe mit importierten Hühnern. Die übrige Tierzucht ist nicht geregelt.

Handwerkliches Gewerbe, wie Bauhandwerke, Schreinereien oder mechanische Betriebe, sind sehr einfach ausgestattet. Eine lokale Infrastruktur sowie die notwendige Kompetenz für fachlich korrekte Bauten, Unterhalt und Reparaturen, fehlt weitgehend.

Die wenigen Hotels in Ambanja sind im Besitz von nicht ansässigen Madagassen oder Ausländern. Die einheimischen «Hotelys» (kleine Restaurants) beschränken sich ausschliesslich auf zwei, drei Gerichte. Es gibt einen Trend zu Fertigpizzas, die jedoch für die meisten Einheimischen unerschwinglich sind. Auch die zwei ansässigen Bäckereien fabrizieren die immer gleichen Produkte. Von der kleinen Mittel- und Oberschicht gibt es zwar Interesse an Patisserie und Festtorten, aber nur wenige Frauen wissen, wie man diese herstellt.

Es gibt unzählige Kleinbetriebe in der Holzbearbeitung, die produzieren, was gerade benötigt wird. Ihre Mitarbeiter sind fast ausschliesslich Taglöhner und müssen ihre Aufträge selbst mitbringen, um dann die meist sehr dürftige Infrastruktur benutzen zu dürfen.

Im Ort gibt es nur eine Mechaniker-Werkstatt mit Drehbänken aus der Kolonialzeit, selbstgefertigten Werkzeugen und ein paar dürftigen Zangen und Schraubendrehern. 

Ein Auto-Lift existiert, jedoch ist unklar, ob er funktionstüchtig ist. In den Garagen wird an alten Autos gebastelt, aber ein fachgerechter Service an einem «normalen» Fahrzeug kann in Ambanja nicht durchgeführt werden.

Der Gross- und Detailhandel von Gütern des täglichen Gebrauchs sowie Baustoffe und Eisenwaren ist fest in den Händen der Karany, also den indischstämmigen Einheimischen. Er wird zu fast 100% von ihnen kontrolliert. Handelsunternehmen, die im Besitz der lokal ansässigen Bevölkerung sind, gibt es so gut wie nicht. Die Korruption ist ein gesamtgesellschaftliches Problem Madagaskars. Die Mächtigen und Einflussreichen profitieren, die Schwachen bleiben auf der Strecke. 

Handwerkliche Ausbildungsbetriebe

Der Verein Mahasoa möchte dem entgegenwirken. Im Frühjahr 2021 konnte in angemessener Distanz zum Waisenhaus ein Grundstück in der Grösse von rund 2,3 Hektaren gekauft werden. Ziel ist, dass auf diesem Land drei bis vier handwerkliche Ausbildungsbetriebe entstehen, welche den lokalen Jugendlichen in einer fundierten Ausbildung das Wissen mitgeben, um einen einfachen und seriösen Gewerbebetrieb aufbauen zu können. Nebst Fachtheorie erhalten alle Lernenden theoretischen und praktischen Unterricht in allgemeinbildenden Fächern. Das Hauptaugenmerk liegt auf dem nachhaltigen Umgang mit der Infrastruktur, also den Bauten, Maschinen, den Werkzeugen sowie deren regelmässiger und fachgerechter Pflege und Anwendung. Geplant sind vier Ausbildungsschwerpunkte: Landwirtschaft/Gastronomie, Holzbearbeitung, Metallbearbeitung/Mechanik sowie Textil- und Lederbearbeitung. 

Die Ausbildungen sollen von örtlichen Lehrpersonen vermittelt werden und in einer späteren Projektphase Volontäreinsätze von Lehrabsolventen aus der Schweiz stattfinden. Es wird ein möglichst grosser Austausch mit den Behörden, ansässigen Institutionen und Unternehmen angestrebt, um die Region in ihrer Selbstständigkeit und Entwicklung zu fördern.

Die Kinder Ambanjas sind auf Hilfe angewiesen. Bitte tragen Sie mit einer Spende dazu bei, dass der Verein die notwendige Unterstützung bieten kann. Herzlichen Dank!

Weitere Informationen zu den Projekten finden Sie unter

Verein Mahasoa
Rütiwisstrasse 3
Postfach
8820 Wädenswil
info@mahasoa.org

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