In der letzten Ausgabe 2022 habe ich Sie um einen freiwilligen Beitrag in das «Kässeli» des Wädenswiler Anzeigers gebeten. Allen, denen eine lebendige Lokalzeitung nicht nur ein anerkennendes Nicken wert ist, sondern auch den einen oder anderen Franken, sei an dieser Stelle ganz herzlich gedankt. (Nicht, dass ein anerkennendes Nicken nichts wert wäre, verstehen Sie mich nicht falsch – wir alle leben auch vom Applaus, und auch jenen sei’s verdankt!) Im selben Editorial habe ich mir etwas Sorgen gemacht um den Mikrokosmos Wädenswil – und tatsächlich zeigte sich schon wenige Tage später, dass ein bekanntes Ladengeschäft, das schon seit Jahren zum Bestandteil des Wädenswiler Einkaufserlebnisses gehörte, seine Segel streichen musste. Das ist bedauernswert, auch wenn in diesem Segment tatsächlich im vergangenen Jahr Zuwachs entstand. Aber leerstehende Ladenlokale machen sich in keiner Gemeinde gut, ich mag mich gut an tote Ladenpassagen oder Hauptstrassen in deutschen oder französischen Landgemeinden erinnern. Bretterverschläge vor Schaufenstern sind keine Augenweide. In der Schweiz sind wir noch nicht ganz soweit, und vielleicht nimmt die ungehemmte Technologiegläubigkeit, verbunden mit einer unheilvollen Abhängigkeit von ausländischen Mächten und Märkten, auch wieder einmal ab. «Schlafe, poschte, Märggli chläbe (bezugnehmend auf eine Sammelkartenaktion der Detaillistenvereinigung) – Wädischwiler Dörfli-Läbe» schrieb die Neue Fasnachtsgesellschaft schon 1976 auf ihre Fasnachtsplakette – und machte sich wohl etwas lustig über das damals noch funktionierende Dorfleben, wo man noch «im Dorf» einkaufte und sich auch am Dorf- und Vereinsleben beteiligte. Werte, die immer weniger gelebt werden. Was heuer die Fasnachtsplakette ziert, lesen Sie – natürlich – auch hier. Vielleicht haben Sie aber Ihre Plakette auch bereits und zeigen sich so als integrierter (oder integrationswilliger) Wädenswiler oder als integrierte (oder integrationswillige) Wädenswilerin. (Wenn Sie sich als integrationswillig, weil etwa frisch zugezogen, bezeichen würden, aber zu den Einheimischen «noch nicht so recht» den Zugang gefunden haben, gibt es keinen besseren Anlass als die Fasnacht. Da sind auch die sonst nur hinter den Stockzähnen lachenden Wädenswilerinnen und Wädenswiler ein fröhlicher Haufen!) So oder so nimmt das grösste Wädenswiler Volksfest nebst der Chilbi Anlauf, und so können sich alle auf die erste «richtige» Fasnacht seit 2019 freuen. Machen Sie mit!
Herzlich, Stefan Baumgartner
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In der letzten Ausgabe 2022 habe ich Sie um einen freiwilligen Beitrag in das «Kässeli» des Wädenswiler Anzeigers gebeten. Allen, denen eine lebendige Lokalzeitung nicht nur ein anerkennendes Nicken wert ist, sondern auch den einen oder anderen Franken, sei an dieser Stelle ganz herzlich gedankt. (Nicht, dass ein anerkennendes Nicken nichts wert wäre, verstehen Sie mich nicht falsch – wir alle leben auch vom Applaus, und auch jenen sei’s verdankt!) Im selben Editorial habe ich mir etwas Sorgen gemacht um den Mikrokosmos Wädenswil – und tatsächlich zeigte sich schon wenige Tage später, dass ein bekanntes Ladengeschäft, das schon seit Jahren zum Bestandteil des Wädenswiler Einkaufserlebnisses gehörte, seine Segel streichen musste. Das ist bedauernswert, auch wenn in diesem Segment tatsächlich im vergangenen Jahr Zuwachs entstand. Aber leerstehende Ladenlokale machen sich in keiner Gemeinde gut, ich mag mich gut an tote Ladenpassagen oder Hauptstrassen in deutschen oder französischen Landgemeinden erinnern. Bretterverschläge vor Schaufenstern sind keine Augenweide. In der Schweiz sind wir noch nicht ganz soweit, und vielleicht nimmt die ungehemmte Technologiegläubigkeit, verbunden mit einer unheilvollen Abhängigkeit von ausländischen Mächten und Märkten, auch wieder einmal ab. «Schlafe, poschte, Märggli chläbe (bezugnehmend auf eine Sammelkartenaktion der Detaillistenvereinigung) – Wädischwiler Dörfli-Läbe» schrieb die Neue Fasnachtsgesellschaft schon 1976 auf ihre Fasnachtsplakette – und machte sich wohl etwas lustig über das damals noch funktionierende Dorfleben, wo man noch «im Dorf» einkaufte und sich auch am Dorf- und Vereinsleben beteiligte. Werte, die immer weniger gelebt werden. Was heuer die Fasnachtsplakette ziert, lesen Sie – natürlich – auch hier. Vielleicht haben Sie aber Ihre Plakette auch bereits und zeigen sich so als integrierter (oder integrationswilliger) Wädenswiler oder als integrierte (oder integrationswillige) Wädenswilerin. (Wenn Sie sich als integrationswillig, weil etwa frisch zugezogen, bezeichen würden, aber zu den Einheimischen «noch nicht so recht» den Zugang gefunden haben, gibt es keinen besseren Anlass als die Fasnacht. Da sind auch die sonst nur hinter den Stockzähnen lachenden Wädenswilerinnen und Wädenswiler ein fröhlicher Haufen!) So oder so nimmt das grösste Wädenswiler Volksfest nebst der Chilbi Anlauf, und so können sich alle auf die erste «richtige» Fasnacht seit 2019 freuen. Machen Sie mit!
Herzlich, Stefan Baumgartner