Allgemein Richterswil

Ersatzbau Vierfachkindergarten Mettlen und Feuerwehrgebäude

Ebenfalls bei «Gestern – Heute – Morgen» stellte die Gemeinde die Pläne für den Ersatzbau von Feuerwehrgebäude und Kindergarten Mettlen vor, welche an ihrem jetzigen Standort verbleiben sollen. Anders sieht das die eingereichte Einzelinitiative, die bezahlbare Alterswohnungen auf dem Grundstück errichtet haben möchte. Definitiv gibt es an mehreren Stellen Bedürfnisbrandherde zu löschen.

Text: Reni Bircher
Visualisierung: zvg

Zahlreich erschienen die Interessierten, vermutlich auch, weil vor Kurzem bekannt wurde, dass von der Richterswilerin Kathrin Schnellmann eine Einzelinitiative eingereicht und vom Gemeinderat – mit kleinem Abstrich – für gültig befunden wurde. Die Initiative will auf dem Grundstück des Feuerwehrgebäudes keinen Ersatzbau derselben sehen, sondern bezahlbare Alterswohnungen. Über diese Einzelinitiative wird an der Gemeindeversammlung vom 7. De-zember abgestimmt.

Bauprojekt Kindergarten

Grund für den Neubau ist der anhaltende Zuwachs von Kindern. Um diesen einen Kindergartenplatz bieten zu können, soll ein doppelstöckiger Vierfachkindergarten beim Mettlen gebaut werden. Der einstöckige Doppelkindergarten, sowie das derzeitige Provisorium mit Kindergarten und Mittagstisch, soll dadurch ersetzt werden. Der etwas weiter oben an der Etzelstrasse liegende Kindergarten Etzel soll später in den neuen Kindergarten Mettlen integriert werden. Im Etzelkindergarten-Gebäude ist der hohen Nachfrage entsprechend eine Tagesstruktur samt Mittagstisch geplant. Der öffentliche Mettlenspielplatz bleibt in seiner jetzigen Grösse erhalten.

Bauprojekt Feuerwehr

Das gegenüber dem Kindergarten liegende Gebäude der Feuerwehr an der Sunnengartenstrasse weist schon seit langem statische Probleme auf, die Einstellhalle wird seit über sechs Jahren provisorisch abgestützt, weil die Last den Boden an mehreren Stellen gesprengt hat. Ein Feuerwehrauto wiegt mehrere Tonnen, was nicht nur die statische, sondern auch die dynamische Last aufs Äusserste beansprucht.
Die jetzige Fahrzeughalle ist für gängige Einsatzfahrzeuge zu niedrig, deshalb wurden diese von der Carrosserie Rusterholz tiefergelegt. Allerdings ist ein solche Tieferlegung ab kommendem Jahr gesetzlich verboten, und der an diesem Abend anwesende Feuerwehrkommandant Philipp Widmer weiss, dass in etwa zwei Jahren eines der Fahrzeuge altershalber ersetzt werden muss. Dieses würde nicht mehr in die Fahrzeughalle passen, zudem werden neue Feuerwehrautos immer schwerer.
Das von der Gemeinde vorgeschlagene Bauprojekt verbindet Feuerwehr und Kindergarten unterirdisch mit einer Tiefgarage mit 60 Parkplätzen, wovon ein Teil für die Feuerwehrangehörigen sowie das Kindergartenpersonal reserviert ist, die restlichen Parkplätze sind öffentlich. Die unterirdische Verbindung gewährleistet die Statik beider Gebäude.

«Stehen richtig unter Druck»

Der Gemeinderat ist seit mehreren Jahren intensiv an der Erarbeitung einer guten Lösung für die Gemeindefeuerwehr dran, die Dringlichkeit hat über die Jahre aufgrund des Zustandes des Feuerwehrgebäudes zugenommen. Bevor die Detailplanung für den jetzigen Standort beginnen konnte, wurden fünf Standorte überprüft: Parkplatz (PP) Hafen, PP Kerag, PP Badi/SBB, Horn-Areal und der jetzige Standort an der Sunnengartenstrasse. Der heutige Standort hat sich nach der detaillierten Prüfung aller Alternativen als am geeignetsten erwiesen. Einerseits aufgrund der breiten Akzeptanz in der Nachbarschaft, andererseits weil dieser Standort die effizienteste Zu- und Wegfahrtmöglichkeit bietet – unter anderem, weil die Feuerwehr nicht direkt in eine Kantonsstrasse fahren darf; dazu müsste eine Licht-
signalanlage installiert werden.
Nachdem der Standort feststand, begann der Gemeinderat vor rund drei Jahren mit der Detailplanung. Diese wurde dann um den Faktor Kindergarten erweitert, was zu Verzögerungen im Prozess führte.
Im Kanton Zürich sind die Orts- und Berufsfeuerwehren für Rettungs- und bestätigte Brandeinsätze so organisiert, dass das Ersteinsatzelement mit mindestens zehn Angehörigen der Feuerwehr (AdF) nach Alarmierung innerhalb folgender Richtzeiten an der Einsatzstelle eintrifft:
a. bis 10 Minuten in überwiegend dicht besiedeltem Gebiet
b. bis 15 Minuten in überwiegend dünn besiedeltem Gebiet. Bis 30 Minuten nach Alarmierung steht die Feuerwehr mit mindestens 30 AdF im Einsatz.

Diese zeitlichen Vorgaben einzuhalten ist in Richterswil umso wichtiger, denn das Dorf gilt mit seinem historischen Dorfkern nach dem Zürcher Niederdorf und der Altstadt von Winterthur als drittgefährlichster Brandort des Kantons. Das macht einen Standort im Dorf umso dringlicher, wie der Feuerwehrkommandant betont.
Auf den von der GVZ erstellten Isochronenkarten, auf denen die zeitliche Erreichbarkeit vom jetzigen sowie von den drei anderen Feuerwehr-Standorten aus eruiert wurde, wird sichtbar, dass die Sunnengartenstrasse den Standortanforderungen entspricht.
Laut Kommandant Philipp Widmer wurden diese Isochronenkarten von der Gebäudeversicherung GVZ auf Antrag der Feuerwehr erstellt, als es um die Auswertung von Standorten für das Feuerwehrgebäude und auch des Provisoriums ging. Dabei spielten gar die Wohnorte der Feuerwehrmitglieder eine wichtige Rolle. «Ab dem Zeitpunkt, an dem der Alarm auf den Pager unserer Leute kommt, hat das Einsatzkommando zehn Minuten Zeit, um in Voll-montur und Ersteinsatzfahrzeug zum Brandherd zu gelangen», erklärt Widmer. Deshalb war der Wohnort für die GVZ für die Planung entscheidend. Gemeindepräsident Marcel Tanner ergänzte, dass diese nicht einmal den Parkplatz Horn für die Zeit des Provisoriums erlaubt habe. Das Provisorium wird jetzt in der Lastwagengarage (ehemals für Viehtransporter) an der Dorfbachstrasse eingerichtet. Dort müssen die Fahrzeuge zwar hintereinander gestellt werden, aber es hat genügend Platz, um auch die Garderobe der Feuerwehrleute einzurichten.

Fragen und Antworten

Auf die Publikumsfrage, weshalb das Feuerwehrgebäude nicht auf dem Areal der Kerag realisiert wird, antwortete Gemeindepräsident Marcel Tanner, dass ein so grosses Grundstück wie die Kerag nicht für einen einzigen Bau wie ein Feuerwehrgebäude genutzt werden soll. «In der Vergangenheit wurde an der Urne schon der Kerag-Gestaltungsplan für ein Gemeindehaus und Geschäftsräumlichkeiten abgelehnt». Ein ähnlicher Versuch werde wohl an der Urne scheitern, und es würde erneut wertvolle Zeit verloren gehen, in der am bereits vorliegenden Projekt gearbeitet werden könnte. «Für das jetzt geplante Bauprojekt gab es keine Einsprachen, und wir brauchen wirklich dringend einen Ersatzbau».
Eine ältere Veranstaltungsbesucherin sprach an, was vielen Menschen unter den Nägeln brennt: «Wir brauchen nicht nur bezahlbare Wohnungen für Menschen meiner Generation, sondern auch für Familien». Es sei nicht von der Hand zu weisen, dass viele Familien und junge Leute wegziehen würden, weil Wohnraum für Mittel- und Kleinverdiener fehlt. «Ich glaube, es wäre ganz wichtig, dass zumindest eine Analyse gemacht wird, ob im Bereich Kerag oder der Erlenstrasse 46 ein Projekt wie das WohnenPlus realisiert werden kann». Tanner erklärte, dass der Schwerpunkt Liegenschaften definitiv auf der gemeinderätlichen Fahne stehen wür-de. Die Ergebnisse der Klausur vom 4./5. November 2022 würden kommuniziert werden.
Andere Fragesteller wollten wissen, ob die Gebäudeversicherung etwas an den Ersatzbau der Feuerwehr bezahlt. Darauf hatte Philipp Widmer eine Antwort: «Die GVZ zahlt einen grossen Anteil an die Fahrzeuge, Kleidung und die Ausrüstung, jedoch nichts an das Gebäude».
Der Gemeinderat hofft auf die Baubewilligung des Gesamtprojektes im Dezember 2022. Falls die Stimmbürger dem Ersatzbau Feuerwehrgebäude/Ersatzbau Kindergarten ihren Segen erteilen, kann der Abriss im Herbst 2023 starten und der Neubau im Frühling 2026 fertiggestellt werden.

Ersatzbau Feuerwehrgebäude und Ersatzbau Kindergarten Mettlen inkl. Tiefgarage: Abstimmung am 18. Juni 2023

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