Feuilleton Richterswil

Die Nachbarn von oben – Besuch auf dem Filmset

Einfach einmal eine fremde Wohnung betreten, wenn niemand zuhause ist. Im gedämmten Licht schlendere ich durch die Wohnung. Im Flur schaue ich mir die Fotos auf der Kommode an und die schwarzen Stiefeletten unter der Holzbank, das Schlafzimmer mit dem Ehebett, im Nebenzimmer das Büro.

Text: Noëmi Lea Hermann
Bild: Elite Film AG

Skizzen und Notenblätter liegen auf dem Schreibtisch, eine Farbpalette, kleine Pinsel und Wasserfarben. Das Büro eines Kreativen. Weiter in der Küche stehen frisch gebackene Schinkengipfeli, Grissini, Olivenaufstrich und eine Flasche Prosecco auf der Küchenzeile. Alles parat für einen Apéro, doch keiner ist da.
Ich schaue zur Decke hinauf, ein Scheinwerferlicht blendet mich. Draussen vor dem Balkon windet der 42 m lange und 7 m hohe mit Stadthäusern bedruckte Rücksetzer durch den Wind der Ventilatoren hin und her, und im Kinderzimmer steht ein Regietisch. Diese Beobachtungen sind offensichtliche Indizien dafür, dass alles hier inszeniert ist, denn ich befinde mich in einer komplett ausgestatteten 220 m2 grossen Wohnung, als Filmset hineingebaut in eine Lagerhalle in Samstagern.

Ein netter Abend wird für ein entfremdetes Ehepaar zum letzten Prüfstein ihrer einst unsterblichen Liebe. Ihre 15-jährige Ehe ist mittlerweile so prickelnd wie lauwarme Cola. Dass die Nachbarn von oben so wilden Sex haben, dass die Bilder wackeln, sorgt zwischen den beiden zusätzlich für Spannungen – sei es aus Übermüdung, sei es aus Eifersucht. Dabei gab es Zeiten, da konnten auch Thomas und Anna die Finger kaum voneinander lassen. Doch dauernde Vorwürfe, tägliche Enttäuschungen und der unaufhörliche Kleinkrieg zweier Menschen, die sich selbst nicht mehr so richtig leiden können, haben ihre vermeintlich unsterbliche Liebe unter einem Berg aus Alltagsproblemen und schmutziger Wäsche begraben. Als Anna die Nachbarn auch noch zum Apéro einlädt und diese ein überraschend freizügiges Angebot unterbreiten, eskaliert der Konflikt zwischen Anna und Thomas: Die Nacht wird zu einem Moment der Wahrheit …

Die Story von «Die Nachbarn von oben» mit Sabine Boss als Regisseurin ist inspiriert vom spanischen Original «Sentimental» des mehrfach ausgezeichneten Regisseurs und Drehbuchautors Cesc Gay und basiert auf dem überaus erfolgreichen Bühnenstück Los Vecinos de Arriba (dt. Die Nachbarn von oben). Die deutschsprachige Adaption stammt aus der Feder von Alexander Seibt.
In den Hauptrollen werden Sarah Spale (Platzspitzbaby, Wilder), Ursina Lardi (Das weisse Band), Max Simonischek (Zwingli, Trügerische Sicherheit) und Roeland Wiesnekker (Der Kommissar und die Wut) zu sehen sein. «Die Nachbarn von oben» ist eine Produktion der Elite Filmproduktion AG in Koproduktion mit dem Schweizer Radio und Fernsehen sowie der SRG SSR und blue Entertainment.

«Der Film ‹Die Nachbarn von oben› bedient die gesamte Gefühlspalette des Lebens; Es wird gelacht, geweint, getröstet, geliebt und gestritten! Das Publikum wird sich in den Charakteren und deren Mustern selbst wiedererkennen – ertappen. Das verspricht grosses Kino. Und am Ende wird ‹Liebe deine Nachbarn› eine komplett neue Bedeutung bekommen», so der Produzent Roger Kaufmann.

Von Ende April bis in die erste Maiwoche hinein wurde 15 Tage lang in Samstagern in einer Lagerhalle gedreht. Nach dem Rückbau der extra für den Film aufgebauten und gemütlich eingerichteten Stadtwohnung verbrachte das Filmteam die restlichen vier Drehtage in der Stadt Zürich. Der geplante Kinostart ist im Januar 2023.

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