Marianne Stocker wurde, wie viele andere, durch die Pandemie am Reisen gehindert. Stattdessen begab sie sich auf eine Reise in die Kindheit und hat in «Maiechäfer und Söiblatere» ihre Erinnerungen festgehalten.
Text & Bild: Reni Bircher
Marianne Stocker kam 1934 als mittleres Kind auf die Welt und wohnte mit den Eltern und den Schwestern an der Adlergasse, im Herzen des noch kleinen Bauerndorfes. Sie wuchs in einfachen Verhältnissen auf, die Mutter war Hausfrau, der Vater arbeitete bei Gattikers als Hauswart, später übernahm er einen Job in der Spedition der Tuchfabrik, zuhause half er im Haushalt mit. Als Marianne im Teenageralter war, vergrösserte sich die Familie durch sechs Pflegekinder. Von diesen Erlebnissen, von Familie, Schule und Alltag, erzählt «Maiechäfer und Söiblatere».
Einen ersten Input, diese Erinnerungen zu Papier zu bringen, kam durch die von der Pro Senectute organisierten Schreibtage, welche von der Journalistin und Biografin Lisbeth Herger – sie war eine der Kuratoren der Waisenhaus-Ausstellung 2021 im Bären – geleitet wurde. Als Corona den Alltag beherrschte, hat Marianne Stocker die Zeit genutzt, ihre eigene Geschichte festzuhalten. Mit Hilfe von Lisbeth Herger entstand dann das Büchlein einer Kindheit in Richterswil und erschien mit etwas Verzögerung im Februar 2022.
Von der Reise in die Vergangenheit nimmt die Rentnerin die Gewissheit mit, dass sie eine gute Kindheit hatte, und eine gewisse Befriedigung: «Ich habe gemerkt, dass mir ein gutes Fundament mitgegeben wurde, um mein Leben zu meistern.» Und es gab Erinnerungen, welche ihr ein Schmunzeln ins Gesicht gezaubert hätten. Auch hätte sie sich manchmal über sich selber gewundert, was ihre Interessen oder Gedanken angehe. Zum Beispiel sei sie mal zu spät nach Hause gekommen am Mittag, weil sie einer Nachbarin bei etwas geholfen habe, und die Mutter habe geschimpft: «Sie sagte, dass unsere Familie an erster Stelle stehe, aber ich habe nicht verstanden, weshalb ich jemand anderem nicht etwas zuliebe tun kann.»
Ein Schritt führt zum nächsten
Von diesen ersten literarischen Schritten inspiriert, verfasste die 88-jährige in einer Art Tagebuch die weiteren Jahre ihres Lebens, dem vor allem der grosse Wunsch, Gutes zu tun und etwas zu bewirken auf der Welt, zugrunde liegt. «Nach der Schule habe ich mich zur Kinderkrankenschwester ausbilden lassen – obwohl mir mehr als einmal gesagt wurde, dass ich es zu nichts bringen werde.» Stocker hatte sich schon früh in den Kopf gesetzt, einmal in Lambarene, Afrika, im Spital von Albert Schweitzer zu arbeiten. Ein erster Schritt war deshalb die Anstellung bei einer Pariser Familie, wo sie deren Kinder betreute und die Sprache lernte. 1961 war es soweit und sie machte sich als junge Frau auf nach Afrika und arbeitete während zwei mehrjährigen Aufenthalten als Krankenschwester in Schweitzers Spital.
Zurück in der Schweiz machte sie eine Weiterbildung in der Mütter- und Väterberatung, später half sie gar beim Aufbau einer solchen Beratungsstelle – natürlich nicht ohne erneute Besuche in Afrika. Von diesem spannenden Leben ist inzwischen das Buch «MBolo» erschienen, ein Zeitdokument, welches mehr als 50 Jahre umfasst.
Marianne Stocker hat selbst nie eine Familie gegründet. Nach ihrer Pensionierung zog sie 1996 wieder nach Richterswil, um ihren Lebensabend im heimatlichen Dorf zu geniessen.
Bücher erhältlich bei Papeterie Köhler, im Buchhandel oder bei der Autorin selbst.
Marianne Stocker wurde, wie viele andere, durch die Pandemie am Reisen gehindert. Stattdessen begab sie sich auf eine Reise in die Kindheit und hat in «Maiechäfer und Söiblatere» ihre Erinnerungen festgehalten.
Text & Bild: Reni Bircher
Marianne Stocker kam 1934 als mittleres Kind auf die Welt und wohnte mit den Eltern und den Schwestern an der Adlergasse, im Herzen des noch kleinen Bauerndorfes. Sie wuchs in einfachen Verhältnissen auf, die Mutter war Hausfrau, der Vater arbeitete bei Gattikers als Hauswart, später übernahm er einen Job in der Spedition der Tuchfabrik, zuhause half er im Haushalt mit. Als Marianne im Teenageralter war, vergrösserte sich die Familie durch sechs Pflegekinder. Von diesen Erlebnissen, von Familie, Schule und Alltag, erzählt «Maiechäfer und Söiblatere».
Einen ersten Input, diese Erinnerungen zu Papier zu bringen, kam durch die von der Pro Senectute organisierten Schreibtage, welche von der Journalistin und Biografin Lisbeth Herger – sie war eine der Kuratoren der Waisenhaus-Ausstellung 2021 im Bären – geleitet wurde. Als Corona den Alltag beherrschte, hat Marianne Stocker die Zeit genutzt, ihre eigene Geschichte festzuhalten. Mit Hilfe von Lisbeth Herger entstand dann das Büchlein einer Kindheit in Richterswil und erschien mit etwas Verzögerung im Februar 2022.
Von der Reise in die Vergangenheit nimmt die Rentnerin die Gewissheit mit, dass sie eine gute Kindheit hatte, und eine gewisse Befriedigung: «Ich habe gemerkt, dass mir ein gutes Fundament mitgegeben wurde, um mein Leben zu meistern.» Und es gab Erinnerungen, welche ihr ein Schmunzeln ins Gesicht gezaubert hätten. Auch hätte sie sich manchmal über sich selber gewundert, was ihre Interessen oder Gedanken angehe. Zum Beispiel sei sie mal zu spät nach Hause gekommen am Mittag, weil sie einer Nachbarin bei etwas geholfen habe, und die Mutter habe geschimpft: «Sie sagte, dass unsere Familie an erster Stelle stehe, aber ich habe nicht verstanden, weshalb ich jemand anderem nicht etwas zuliebe tun kann.»
Ein Schritt führt zum nächsten
Von diesen ersten literarischen Schritten inspiriert, verfasste die 88-jährige in einer Art Tagebuch die weiteren Jahre ihres Lebens, dem vor allem der grosse Wunsch, Gutes zu tun und etwas zu bewirken auf der Welt, zugrunde liegt. «Nach der Schule habe ich mich zur Kinderkrankenschwester ausbilden lassen – obwohl mir mehr als einmal gesagt wurde, dass ich es zu nichts bringen werde.» Stocker hatte sich schon früh in den Kopf gesetzt, einmal in Lambarene, Afrika, im Spital von Albert Schweitzer zu arbeiten. Ein erster Schritt war deshalb die Anstellung bei einer Pariser Familie, wo sie deren Kinder betreute und die Sprache lernte. 1961 war es soweit und sie machte sich als junge Frau auf nach Afrika und arbeitete während zwei mehrjährigen Aufenthalten als Krankenschwester in Schweitzers Spital.
Zurück in der Schweiz machte sie eine Weiterbildung in der Mütter- und Väterberatung, später half sie gar beim Aufbau einer solchen Beratungsstelle – natürlich nicht ohne erneute Besuche in Afrika. Von diesem spannenden Leben ist inzwischen das Buch «MBolo» erschienen, ein Zeitdokument, welches mehr als 50 Jahre umfasst.
Marianne Stocker hat selbst nie eine Familie gegründet. Nach ihrer Pensionierung zog sie 1996 wieder nach Richterswil, um ihren Lebensabend im heimatlichen Dorf zu geniessen.
Bücher erhältlich bei Papeterie Köhler, im Buchhandel oder bei der Autorin selbst.