Feuilleton Vereine

Wo Tauben und Greifvögel friedlich koexistieren

Philatelisten sind nicht nur Sammler, sie sind auch Bewahrer und Erzähler von Geschichte und Geschichten und befördern Erstaunliches an Kuriosem und Wissenswertem zutage. An der gut besuchten Horgaphil’21 gab es einiges zu bestaunen.

Text: Reni Bircher

Die Sammlung von postalischen Belegen und Briefmarken eines Philatelisten konzentriert sich meist auf ein spezielles Fachgebiet und Vorlieben. Von diversen Tierarten, Naturmotiven,
Teddybären, über Aviatik, Schienenverkehr, Sport, bis zu Grenzbesetzungen gibt es kaum ein Gebiet, welches nicht irgendwann in der Kunstform dieser kleinen randgezackten Papierrechtecke thematisiert worden ist. Ganze Königreiche, Staaten und Fürstentümer propagieren darauf ihre landschaftlichen Reichtümer, Oberhäupter und gesellschaftlichen Gepflogenheiten. Doch es sind auch die dazugehörenden Briefe, denen sich die Sammler liebevoll widmen. Etwa jene, welche aus der Kriegsgefangenschaft geschrieben wurden, solche, die bei Zug- und Schiffsunglücken beschädigt worden sind, unzustellbar waren, verloren gingen oder einfach nur unzureichend frankiert wurden.

Andere Aussteller zeigten in einem der vielen aufwändig gestalteten Schaukästen Briefmarken mit Fehldrucken, welche dem ungeübten Auge wohl entgehen mögen, Werbekarten mit Farbnuancen und Abarten, und das alles genauestens dokumentiert und aufgezeigt.

Für Jung und Alt

Natürlich wurden die Mühen der Aussteller auch von einer Jury begutachtet, bewertet und ausgezeichnet. Diese hatten 72 Exponate zu beurteilen und durften 27 Gold-, 22 Vermeil-, 12 Silber-, 2 Silberbronze und 1 Bronzemedaille verteilen.
Wer denkt, dass dieses zeitaufwändige Hobby nur von älteren Leuten betrieben wird, der irrt sich. Es sind auch Jugendliche dieser ganz besonderen Leidenschaft verfallen. So wie Jan Siegentaler, der mit seiner Sammlung «Postgeschichte Lichten-steig» Gold gewonnen hat. Er nahm das erste Mal an einer Briefmarkenausstellung teil. Das Thema hat sich aus einer vor­an­ge­gan­ge­nen Projektarbeit «Landgeschichte» ergeben, bei der er sich den Briefmarken gewidmet hat. Das hat sich dann immer weiter entwickelt, Siegentaler – selbst aus Lichten-steig – hat gar ein vierzigseitiges Buch für Philatelie-Einsteiger geschrieben. «Irgendwie bin ich immer weiter in diese Kreise gelangt, habe Kontakte mit Sammlern geknüpft», erzählt der junge Mann. Mit der Zeit stapelten sich immer mehr Briefe von, über und aus seinem Heimatdorf. Der Schritt zum Zusammentragen einer professionellen Sammlung war dann nur noch ein kleiner.
Über die Auszeichnung freut sich der junge Mann sehr: «Es ist schön, dass ich damit andere faszinieren kann, und ich weiss jetzt auch, was ich bei künftigen Projekten besser machen kann – es wäre ja langweilig, wenn alles perfekt wäre.» Konkrete Ziele gesetzt hat er sich nicht für eine nächste Ausstellung; ihm ist die Freude am Hobby und die Pflege der schweizweiten Kontakte, die er dadurch geknüpft hat, am wichtigsten.

Nebst Jan Siegenthaler freuten sich auch Lara Ziegler aus Galgenen mit ihrer Sammlung «Die Schweiz» (36 A4-Ausstellungsblätter), Nico Galli «Fische» (12 A4 Blätter), Alessio Sena «Schienenverkehr» (12 A4 Blätter) und Finn Manhart aus Rapperswil-Jona «Vielfältige Schweiz» (36 A4 Blätter) über eine gute Bewertung und auf viele Besucher an der Ausstellung. 

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