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Worte ­visuell umgesetzt

Der Richterswiler Verein «Kunst Du?» wartet erneut mit einer aussergewöhnlichen Ausstellung auf und rückt diesmal eine besondere Gattung Kunstschaffende ins Licht. Der Richterswiler Anzeiger sprach mit dem Präsidenten des Vereins, Tono Schindler, über ihren neusten Clou.

Interview: Reni Bircher

Die Gruppe «Kunst Du?» macht eine Ausstellung. Warum?
Die Gruppe hat sich nach dem Aufruf der Gemeinde gebildet, als diese die Richterswiler Kunstschaffenden aufgefordert hat, sich mehr in der Öffentlichkeit zu zeigen. Das hat dazu geführt, dass wir mit unserer Gruppe schon seit ein paar Jahren immer wieder mit einer besonderen Ausstellung aufwarten.
Das ist in diesem Jahr nicht anders – wenn auch durch Corona später als ursprünglich geplant und mit gewissen Einschränkungen – und es wird wieder etwas ganz Besonderes sein.

Was ist das Thema der Ausstellung?
Wir haben ein sehr anspruchsvolles Thema ausgewählt, welches «Text inspiriert Kunst» heisst. Wir haben versucht, neun Literatinnen und Literaten mit ebenso vielen Kunstschaffenden aus der «Kunst Du?»-Gruppe zusammenzubringen. Mittels Auslosung wurden Zweiergruppen gebildet und die oder der Kunstschaffende musste aus einem zur Verfügung gestellten Text des Schreibenden ein Bild oder eine Skulptur schaffen.

Gibt es denn so viele Literaten in Richterswil-Samstagern?
Darüber waren wir selbst überrascht! Es scheint offensichtlich, dass viele Schriftstellerinnen und Schriftsteller still und heimlich zuhause Texte verfassen oder ganze Bücher schreiben. Wir finden es schade, dass man von diesen Menschen nicht sonderlich viel sieht oder hört in der Gemeinde. Das ist ein Punkt, den wir mit dieser Ausstellung gerne ändern möchten.

Worin besteht die Herausforderung, nach einer literarischen Vorgabe etwas Bildnerisches zu kreieren?
Der Kunstschaffende muss den Text, der ihm zur Verfügung gestellt wurde, interpretieren und in einer anderen Form zum Ausdruck bringen, ihn künstlerisch umsetzen. Es geht also nicht darum, das geschriebene Wort bildnerisch darzustellen, sondern die eigene kreative Wahrnehmung in einem Kunstwerk umzusetzen.

Konnte die Literatin und der Literat bei diesem Prozess «mitreden»?
Ich denke, die Schreibenden waren die treibende Kraft in diesem Zweierteam. Sie stellen den Text, der vom Gruppenpartner umgesetzt werden muss. Wir wollten aber nicht, dass die Literaten dem Kunstschaffenden «dreinreden», sondern dass sie sich ganz darauf einlassen, was aus dem Text entsteht.
Dann wird der Text zusammen mit dem Kunstwerk präsentiert?
Das ist das Spezielle bei der Kuration dieser Ausstellung. Wir haben uns einen grossen Aufwand auferlegt bei der Präsentation, indem wir den Text zusammen mit dem jeweiligen Bild oder der Skulptur gleichwertig präsentieren. Ganz gegen unsere bisherige Vorgehensweise haben wir den Kunstschaffenden ein Grössenformat vorgegeben; die Texte sind auf das gleiche Format in typografisch unterschiedlicher und kreativer Darstellung umgesetzt und gedruckt worden.

Diese beiden Formate werden in der Ausstellung nebeneinander in identischen Rahmen aufgehängt, so dass eine gleichwertige Gegenüberstellung stattfindet.

Passiert das im Rahmen der «Literatur 21 Richterswil»?
Nein, eigentlich nicht, denn wir haben in Gedanken schon vor über zwei Jahren mit diesem Thema gespielt. Dass das nun mit dem Projekt der Gemeinde zusammenfällt, ist reiner Zufall, aber ein durchaus glücklicher. Wir glauben, dass dadurch das ganze literarische Schaffen in Richterswil-Samstagern zusätzlich auf die Bühne gebracht wird, was sonst im stillen Kämmerlein stattfindet.

Wir freuen uns, dass nun beides in diesem Jahr stattfindet; fast so, als wäre es geplant worden. Die Besucherinnen und Besucher der Ausstellung dürfen gespannt sein …

Ausstellung «Text inspiriert Kunst»
1. bis 9. Oktober 2021
Vernissage: 1. Oktober, 18.30 Uhr
Öffnungszeiten: Sa/So 11.00–16.00 Uhr,
Di–Fr 14.00–20.00 Uhr, Montag geschlossen
Bärenkeller im Ortsmuseum, Dorfbachstrasse 12

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