Leser*innenmeinung

Negative Konsequenzen für alle Primarschüler Wädenswils

Allgemein gehen pro Monat in Wädenswil Kindergärtler 1x, Erstklässler 4x, Sechstklässler 0–2x zum Schulschwimmen. In welchem Jahrgang die Reduktion vom Wochen-Rhythmus auf den 14-Tages-Rhythmus stattfindet, ist von Schulhaus zu Schulhaus verschieden.
Die Schwimm-Lektionen finden im «Hallenbad Untermosen» oder im «Steinacher-Bad» statt. Die Seebäder «Strandbad Rietliau» und «Bretterbadi» werden nur ausser der Reihe und allgemein selten von älteren Jahrgängen benutzt.
Aufgrund der finanziellen Situation der Stadt Wädenswil prüfen gegenwärtig verschiedene Gremien Sparpotenziale, unter anderem auch in der Schliessung des Schwimmbads im Steinacher Schulhaus. Allfällige Anträge auf Schliessung des Steinacher-Bades sollten jedoch dringend abgewiesen werden.

Aktuell lässt die Primarschule Wädenswil im Steinacher-Bad pro Woche 25 Lektionen Schul-Schwimmen durchführen, was einer Vollauslastung während der Schulzeiten entspricht. Davon entfallen 20 Lektionen auf die 21 Schulklassen und 6 Kindergärten aus der Au, sowie 5 Lektionen auf die Kinder aus den Schulhäusern und Kindergärten vom Wädenswiler Berg, aus Hütten und Schönenberg.
Im Falle einer Schliessung des Steinacher-Bades müssten alle diese Klassen im Hallenbad Untermosen mituntergebracht werden. Auch dieses platzt schon jetzt aus allen Nähten durch die Kinder aller anderen Primarschulhäuser sowie der International School. Für normale Bürger ist das Hallenbad Untermosen schon heute an jedem Vormittag obligatorisch gesperrt (öffnet öffentlich um 11.45 Uhr).
Da es aktuell keine ungenutzten Wasserzeiten gibt, kann man nicht ohne weiteres zusätzliche Klassen im Hallenbad Untermosen unterbringen. In der Konsequenz würden alle Primarschulklassen Wädenswils deutlich weniger Schimmunterricht erhalten.
Es lässt sich leicht abschätzen, dass in ganz Wädenswil beide Kindergarten-Jahrgänge sowie die 6. oder gar Klassen zweifellos gar nicht mehr schwimmen könnten. Die 1. bis 5. Klassen kämen grundsätzlich nur noch alle 2 Wochen ins Wasser.

Der Schwimmunterricht in den ersten 3 Jahren (1. + 2. Kindergarten + 1. Klasse) orientiert sich ausschliesslich am Niveau der Schwächsten. Heute bereits ist das Klassenziel für die 7-bis-8-jährigen Kinder am Ende der 1. Klasse u.a. 3-Sekunden-Untertauchen, 5-Sekunden-auf-dem-Rücken-treiben-lassen und 2-Meter-Gleiten-nach-Abstossen-vom-Beckenrand. Die Ziele entsprechen exakt den ersten beiden Schwimmabzeichen aus der Rubrik «Wassergewöhnung» und sind eigentlich von der SLRG für 4-bis-5-jährige Kinder konzipiert – werden aber nicht von jedem Schulkind am Ende der
1. Klasse erreicht.
Im Falle einer Schliessung des Steinacher-Bades und der daraus resultierenden drastischen Ausdünnung des Schwimm-Unterrichts wären die oben genannten Minimalkompetenzen neu die Ziele der 9-bis-10-Jährigen. Die Folgen scheinen in zweifacher Hinsicht extrem unverantwortlich:
Zum Ersten ginge die Schere des Niveaus der Kinder noch weiter auseinander, und die gut-schwimmenden Kinder wären noch stärker frustriert. Oder man bräuchte doppeltes Personal für den Unterricht, ein Schildbürgerstreich bzgl. Kostenreduktion.
Zum Zweiten dürfen in der Schweiz Kinder ab dem Alter von 10 Jahren unbegleitet von ihren Eltern in die Freibäder. In der Gegend von Wädenswil würde sich ob der mangelnden Schwimmkompetenz der Kinder niemand länger den Job des Bademeisters zumuten wollen, bei dem man sich ohnehin weder Ruhm noch Vermögen erarbeiten kann. (So ist der Hüttnersee schon seit 2016 ohne Badeaufsicht und in der Folge ohne Sprungbrett.)

Die Übung, sämtliche Schüler aus der Au per zusätzlicher Busfahrten ins Hallenbad Untermosen zu bringen, ist ebenfalls ein finanzieller und ökologischer Schildbürgerstreich und wurde bereits während der letzten Renovierung getestet. Pro Schwimmlektion werden dabei inklusive der Transfers fast 3 Unterrichtslektionen konsumiert. Doch die Schliessung des Steinacher Bades verschärft die Situation der Kinder aus der Au nicht nur innerhalb von Schule und Lehrplan.
In der Au lebt zwar ein Viertel der Einwohner des neuen Gross-Wädenswils, und die Tendenz durch geplante Überbauungen ist weiter steigend. Das Kultur-, Sport- und Freizeitangebot würde durch die Schliessung des Steinacher Bades noch weiter gegen Null marginalisiert.
Vor allem sollte jedoch erkannt werden, dass die Primarschüler aus allen Teilen Wädenswils von einer Schliessung des Steinacher Lehrschwimmbeckens in gleicher Weise getroffen wären.
Daher: Das Steinacher-Schwimmbad muss bleiben!
Gunther Steinfeld, Wädenswil

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