Wädenswil

Sie kommen aus verschiedenen Ecken, haben aber das gleiche Ziel: Ein lebendiges Wädenswil, auch für Junge.

Severin Bachmann wuchs in Hütten auf und setzt sich beruflich für Menschen mit Beeinträchtigungen ein. Der 22-Jährige möchte Wädenswil zu einer vorbildlichen Energiestadt entwickeln mit mehr E-Ladestationen und Solarstrom sowie die erneuerbaren Energien fördern. Nico Frommherz wollte nur sein Studium in Wädenswil absolvieren, fühlte sich aber in kurzer Zeit «so wohl an diesem prächtigen Ort mit all den tollen Menschen», dass er beschloss, zu bleiben. Dabei setzt sich der 28-Jährige nicht nur beruflich mit Nachhaltigkeit an der ZHAW auseinander, sondern möchte auch in der Stadt Wädenswil wirtschaftliche, ökologische und soziale Themen miteinander verbinden. Gemeinderatspräsidentin Rita Hug sprach mit ihnen.

Rita Hug: Severin, du bist von Hütten, warum bist du bei den Grünen aktiv?
S: Für mich war es ein persönlicher und kein ortsabhängiger Entscheid. Mein Engagement bei den Jungen Grünen Zürich hat mich dazu motiviert, Politik auf kommunaler Ebene zu führen. Natürlich bin ich am Berg wohl eher ein Aussenseiter mit meiner Einstellung, aber das ist für mich nicht relevant.
Nico, wie bist du in der Politik gelandet?
N: Das Zubetonieren der Blumeninseln motivierte mich, aktiv zu werden. Ich habe Unterschriften für die Petition der Grünen gesammelt. Ich hatte nie vor Parteipolitik zu betreiben, habe aber bemerkt, dass so unsere Stimme wahrgenommen wird. Auch wenn es in diesem Beispiel nicht gereicht hat, finde ich es toll, was die Grünen mit ihrer Minderheit im Gemeinderat schon alles erreicht haben.

Was findet ihr cool in Wädi?
S: Das breite Freizeit- und Kulturangebot muss bestehen bleiben oder gar ausgebaut werden, insbesondere die vielfältigen Kurse der Freizeitanlage. Diese fördern eine Interaktion zwischen Jung und Alt. Die Stadt wird so auch attraktiver für Neuzuzüger.
N: Ich finde es super, wie viele engagierte Menschen Wädenswil lebenswerter machen. Gute Ideen und deren Umsetzung davon sind wichtig. Transition-Town und die Tankstelle Seegüetli sind Erfolgsgeschichten. Solche Initiativen sollten gefördert werden und nicht an der Bürokratie scheitern.

Warum wollt ihr beide Gemeinderäte in Wädenswil werden?
S: Mein Interesse an Politik war schon immer gross. Im Gemeinderat kann ich mitreden und mitgestalten. Ich möchte gerne ein Vorbild für andere Junge sein, damit sie Interesse an der Politik bekommen.
N: Bilden und Forschen soll nicht nur ein Slogan bleiben, sondern aktiv gelebt werden. Gemeinsame Projekte mit der ZHAW, wie beispielsweise in Winterthur, zeigen, dass eine Zusammenarbeit auch für die Stadt Wädenswil viele Vorteile bringen könnte.

Was macht euch Angst im Hinblick auf eure Zukunft?
N: In meinem Studium lernte ich, was für eine vielfältige Umweltkrise auf uns zukommt. Der direkte Zusammenhang ist schwieriger zu sehen als bei der Corona-Krise, denn unser Ökosystem ist sehr widerstandsfähig. Bis es schlussendlich kollabiert. In den Sempachersee wurde beispielsweise jahrelang Phosphor zugeleitet, bis das Ökosystem kippte und ein grosses Fischsterben verursacht wurde. Ähnlich die Treibhausgase: Wir werden jahrelang nichts oder wenig merken, bis Kipp-Punkte wie das Gletscherschmelzen so starke Hochwasser und Dürren hervorrufen, dass auch grosse Ertragsausfälle in der Landwirtschaft eine der möglichen Folgen sein werden. Wir wissen nicht, ob wir noch 10 oder 30 Jahre so weitermachen können. Aber wenn wir unser Ökosystem zerstören, zerstören wir auch unsere Lebensgrundlage.

S: Die Auswirkungen und Folgen der Klimaveränderung machen mir Sorgen. Wir machen uns selber und die Umwelt kaputt. Es wird zu sozialen Spannungen kommen, und die Schere zwischen Reich und Arm wird sich noch weiter vergrössern. Wir als Grüne Partei versuchen, diese Probleme anzugehen, aber wir werden von anderen Parteien ausgebremst, welche diese Entwicklung nicht als Gefahr betrachten.

In Bezug auf diese Ängste: Was nehmt ihr aus der Corona-Zeit mit?
S: Es geht auch ohne viele Flugreisen, gerade im Geschäftsbereich. Auch in der Schweiz haben wir wunderschöne Orte zum Entspannen.

N: Wenn man will, ist Veränderung möglich. Die Corona-Krise hat gezeigt, wie solidarisch ältere Menschen geschützt werden können. Diese Solidarität wünsche ich mir im Hinblick auf die Umweltkrise nun auch für uns und kommende Generationen.

Besten Dank für dieses Gespräch.

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