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Richterswil war drei Tage Filmkulisse

Solche Szenen bieten sich einem nicht alle Tage, wenn man vom Einkauf kommt, mit dem Hund rausgeht oder seine Mittagspause am See verbringen will: da befand man sich unversehens mitten in einem Filmdreh zum neusten Schweizer «Tatort».

Text: Reni Bircher
Bilder: Guido & Reni Bircher

Seltsame Dinge trugen sich in den letzten Märztagen in Richterswil zu: Menschen in Leuchtwesten gingen auf und ab, Polizei- und Rettungswagen positionierten sich an verschiedenen Standorten, ständerweise wurden Kleider und Kostüme ins Hotel Drei Könige gekarrt, und das «Inseli» bekam plötzlich ein Upgrade in Form einer schwimmenden Toitoi-Plattform. Im Horn kullerten verhaftete Personen nach einer Hetzjagd zu Boden, und aus der Unterführung am See nahe der Kantonsgrenze schossen Polizeiautos samt grosser Staubwolke – und das immer und immer wieder.

Richterswil wurde zur Filmkulisse für den neusten Zürcher «Tatort» ausgesucht, und so tummelte sich ein ganzes Filmteam samt Protagonisten über drei Tage hinweg weitläufig dem See entlang. Bevor sich Carol Schuler alias Kommissarin Tessa Ott gutgelaunt in die wohl verdiente Mittagspause begab, meinte sie, dass Richterswil der beliebten Krimireihe, die seit 1970 über die Bildschirme flimmert, ja nur Gutes bringen könne. Auch wenn das Schweizer Fernsehen verständlicherweise keine Details zur Story preisgeben wollte, so beantwortete
die Redaktorin und Mitarbeiterin vom «Tatort»-Team, Fabienne Andreoli, dem Richterswiler Anzeiger doch ein paar Fragen.

Wie kam es dazu, dass Richterswil für die Dreharbeiten für den «Tatort» ausgesucht wurde? Gibt es möglicherweise einen Bezug dazu seitens Regisseurin (Christine Repond) oder Drehbuchautorinnen (Stefanie Veith, Nina Vukovic)?
Die Insel Schönenwerd mit ihrem versunkenen Baum war eine Inspiration der Drehbuchautorinnen für die Geschichte. Zudem passte alles für Regie und Kamera. Letztlich fiel die Entscheidung auch aus ästhetischen Gründen.

Die Drehorte wurden jeweils nicht abgesperrt, so dass es für Fussgänger praktisch möglich war, in die «Kulissen» zu laufen; stellt das kein Problem dar und wird dies immer so gehandhabt?
Am längsten dauern beim Film das Aufbauen und die Vorbereitung zum Dreh, gedreht wird dann jeweils immer nur in kurzen Sequenzen. Aus dem Grund hindert man Passanten nur während dem effektiven Aufzeichnen daran, durchs Bild zu laufen. Diese Arbeit wird von sogenannten «Blockern» übernommen, die über Funk auf dem Laufenden sind, wann ein Take beginnt und endet.

Werden «echte» Fahrzeuge von Polizei und Sanität für die Aufnahmen verwendet?
Wir arbeiten mit der Kantonspolizei zusammen und werden von ihnen dankenswerterweise mit Fahrzeugen unterstützt. Teilweise sind auch «echte» Polizisten für uns als Statisten dabei, die dann allerdings nicht ihre eigenen Uniformen tragen dürfen. Das ist nur im Einsatz erlaubt.

Wie viele Tage benötigen allein die Vorbereitungen?
Das kommt ganz darauf an, was man als «Vorbereitung» definiert. Die Drehbücher sind acht Wochen vor Dreh filmreif, dann beginnt die intensive Drehvorbereitung, aber natürlich werden schon vorher laufend Arbeiten getätigt, Mitarbeiter gesucht usw. Das Verfassen eines «Tatort»-Drehbuchs zieht sich ungefähr über ein Jahr hinweg und gehört zur Vorbereitung.

Und wie viele Drehtage werden im Durchschnitt für eine einzige Folge vom Schweizer «Tatort» aufgewendet?
22 Tage.

Wann dürften die Szenen aus Richterswil über den heimischen Bildschirm flimmern?
Die Ausstrahlung des nächsten «Tatort» ist auf Anfang 2022 geplant. Im Herbst beginnen die Dreharbeiten für eine weitere Schweizer Folge.

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