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Richterswil sagt Ja zur Neugestaltung des Seeufers

Am Sonntag, 7. März, hatte das Stimmvolk über einen ganzen Packen Initiativen abzustimmen. Auch über das Renaturierungsprojekt in der Garnhänki, welches im Vorfeld für Diskussionen sorgte. Kurz nach 15 Uhr war klar: die Initiative wurde eindeutig angenommen.

Text & Bild: Reni Bircher

Coronabedingt wurde vom Gemeinderat beschlossen das Geschäft an die Urne zu bringen, anstatt die Abstimmung drei Tage später per Gemeindeversammlung zu verhandeln. So bekamen die Haushaltungen in Richterswil und Samstagern ausnahmsweise zwei Kuverts zugestellt, um die umfangreichen Unterlagen von Bund, Kanton und Gemeinde zu fassen. 

Nach einem Jahr der Extreme, der Kritik (vor allem an Behörden), der Unzufriedenheit und einem Bedürfnis nach Sicherheit in Zeiten der Pandemie, standen die Richterswilerinnen und Richterswiler mit einer Stimmbeteiligung von sagenhaften 54,7 Prozent an jenem Sonntag für ihre Anliegen ein. 

Wie sich gezeigt hat, sah die Mehrheit der Bevölkerung die klare Aufwertung in dem Renaturierungsprojekt und sprach sich für ein Naherholungsgebiet aus, welches diesen Namen auch verdient. 2907 Ja- und 1780 Nein-Stimmen wurden in die Urne gelegt. 

Der Gemeinderat zeigte sich auf Anfrage mehr als zufrieden mit dem Ergebnis: «Wir sind überglücklich», erklärt Gemeindepräsident Marcel Tanner. «Nun dürfen wir ein gutes Projekt in Angriff nehmen, welches für Mensch und Natur von Nutzen sein wird – auch wenn beide Seiten Kompromisse eingehen müssen». 

Zudem könne mit der Renaturierung endlich die Schuld beim Kanton beglichen werden, das sei eine grosse Erleichterung. Christian Stalder, Vorsteher der Abteilung Werke, begleitet das Renaturierungsprojekt seit über drei Jahren: «Ich bin sehr erfreut über das eindeutige Ergebnis der Abstimmung. Gerne übernehme ich auch die Verantwortung für die Planungsphase, damit die noch offenen Punkte, wie zum Beispiel der Lärmschutz, noch einfliessen. Richterswil hat ein natürliches und schönes Seeufer verdient!»

Nun kann voraussichtlich 2025 mit dem Projekt in der Garnhänki gestartet werden. Es wird mit einer Bauzeit von 12 bis 18 Monaten gerechnet.

Kommentare seitens der Parteien

Die SP Richterswil-Samstagern zeigt sich erfreut über die klare Annahme des Projektkredits für die Umgestaltung des Seeufers im Bereich Garnhänki. Mit Spannung sehen wir der Umsetzung des ökologisch wertvollen Projektes entgegen. Die Verwirklichung wird ja noch ein paar Jahre auf sich warten lassen. Wir hoffen deshalb, dass der Gemeinderat Richterswil und die zuständigen Planer des Kantons bei der weiteren Planung die Anregungen der kritischen Einwohner/-innen, wie z.B. der IG Baumfreunde, aufnehmen und beispielsweise dem Lärmschutz entlang der Geleise Beachtung schenken. Es gibt sicher noch Möglichkeiten Verbesserungen und Anpassungen am Projekt vorzunehmen.
Renate Büchi, Präsidentin SP Richterswil/Samstagern

Die Grünen unterstützen mehrheitlich das Projekt «Garnhänki». Mit der Annahme des Projekts bekommen die Besucher einen direkten Zugang zum Wasser. Als Ersatz zu den Kastanien werden entlang des Weges neue einheimische Bäume gepflanzt. Leider fehlt im Projekt ein wirksamer Lärmschutz zur Bahn. Es ist zu hoffen, dass dieser noch integriert wird.
Rolf Gloor, Präsident Grüne Partei

Das Resultat ist die logische Folge der Ablösung der «ökologischen Schuld» der Gemeinde gegenüber dem Kanton. Aus diesem Grund habe ich denn auch ein JA in die Urne gelegt.

Es ist eine teure Ablösung der «ökologischen Schuld» gegenüber dem Kanton. Für die Gemeinde sind die Kosten jedoch kalkulierbar, da es dem Gemeinderat gelungen ist, mit dem Kanton einen gedeckelten Pauschalbetrag zu vereinbaren. Angesichts des vorliegenden Kostenvoranschlages halte ich es für mehr als realistisch, dass es zu substanziellen Kostenüberschreitung kommen wird, die vollumfänglich vom Kanton zu tragen sein wird. Zwar wird uns eine Kostenüberschreitung als Kantonssteuerzahler indirekt mitbelasten, allerdings in viel geringerem Ausmass. Zu guter Letzt bin ich überzeugt, dass die Neugestaltung des Seeufers für Richterswil einen Mehrwert bringen wird. Meine Freude an diesem Mehrwert ist durch die hohen Kosten durch die Tilgung einer vermeintlichen «ökologischen Schuld» jedoch leicht getrübt.
Walter Leuthold, Präsident SVP Richterswil-Samstagern

Nachdem die CVP/Die Mitte Richterswil bereits im Vorfeld der Abstimmung vom 07.03.2021 die JA-Parole zum Objektkredit «Natürliches Seeufer Garnhänki» ausgegeben hatte, sind wir sehr erfreut, einmal mehr mit dem Volkswillen zu liegen. Wie die klare 62%-Mehrheit der Stimmbürgerinnen und Stimmbürger von Richterswil und Samstagern betrachten wir dieses Projekt als Chance zur sinnvollen Renaturierung des Seeufers im Bereich Garnhänki, stellt es doch einen guten Kompromiss zwischen den verschiedenen berechtigten Seeufer-Anliegen zu einem vertretbaren Kostenaufwand dar. An die Adresse der Baumfreunde sei gesagt: künftig werden hiesige Bäume wieder Schatten spenden. Und die «Schilfbürger» seien daran erinnert: Richterswil ist mit knapp 3 Kilometern die Zürichsee-Gemeinde mit dem längsten Seeanstoss. Dieser ist zwischen Bäch bis Wädenswil auch künftig nur an wenigen Uferstellen schilfbewachsen …
Peter Theiler, Präsident CVP/Die Mitte

Die EVP-Ortsgruppe freut sich über das JA der Richterswiler Bevölkerung zum «Natürlichen Seeufer Garnhänki». Die Annahme des Objektskredites mit einem JA-Stimmenanteil von 62% ist ein deutliches Zeichen. Die Stimmberechtigten von Richterswil haben erkannt, dass sich dieses ökologisch wertvolle Projekt in mehrfacher Hinsicht für unser Dorf lohnt. Einerseits ist die kantonale Kostenbeteiligung an dieser Seeufer-Renaturierung für die Gemeinde gross. Anderseits schafft Richterswil durch die mit Schilf bepflanzte Flachwasserzone sowie der Pflanzung einheimischer Baumarten einen natürlichen Lebensraum für verschiedene Tierarten. Für die Bevölkerung wird der Erholungsraum am See stark aufgewertet.Nicolas Dudler, Präsident EVP Richterswil-Samstagern

Die Grünliberale Partei freut sich über das JA zum Garnhänki-Projekt. Nach Abwägung der sozialen, ökologischen und ökonomischen Vor- und Nachteile erkennen wir eindeutig den Mehrwert der geplanten naturnahen Aufwertung der Ufer- und Begegnungszone. Entsprechend haben wir uns klar für ein Ja ausgesprochen und freuen uns über die Zustimmung der Stimmbevölkerung.
Christa Stünzi, Kantonsrätin und Präsidentin glp Bezirk Horgen

Kommentare seitens der Bevölkerung

Richterswil hat «JA» gesagt zum Projekt Garnhänki. Das ist eine gute Nachricht in schlechten Zeiten und zeigt, dass die Bewohner/-innen an einer Veränderung an der Uferzone mehrheitlich interessiert sind. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass jede Erneuerung auch immer wieder eine neue Sichtweise ermöglicht, und dass diese den Horizont erweitert. Der aktuelle Stand der Garnhänki war für mich ja eher ernüchternd; grosse Wiese ohne irgendwelche botanischen Akzente, langweilige, lieblose Uferzone, alte, kranke Bäume, unattraktive, ungepflegte «Promenade» – all das machte nicht gerade Lust zum Verweilen, ausser man hat einen Hund. Nun ist der Weg frei für etwas Neues. Auch wenn den einen oder anderen die Veränderung verunsichert, so haben wir doch jetzt die Chance, uns auf eine neue, attraktive Freizeitzone zu freuen, denn welche Gemeinde hat schon einen so durchgehend offenen Seezugang wie Richterswil!
Der Seegucker *

Die Richterswiler haben sich für ein vielfältiges Naherholungsgebiet mit gesunden Bäumen und einem direkten Seezugang entschieden. Sie überlassen die vorhandenen Altlasten nicht der kommenden Generation. Das Lobbying Pro monotoner Rasenfläche und Pro kranker Bäume hat nicht gewirkt. Baumschutz ist eben nicht zu verwechseln mit Naturschutz. Die Ökologie ist oft eine andere.
Frank Blume

Schön, dass sich die Richterswiler Bewohner/-innen für eine lebendige, zukunftsorientierte, nachhaltige und wunderschöne Landschaft in unserer Garnhänki entschieden haben. Bestimmt werden auch die kommenden Generationen viel Freude an der neuen Seeufergestaltung mit seinen Naturbeobachtungs- und Bademöglichkeiten geniessen. Ein Naherholungsgebiet, mit hoffentlich vielen einheimischen Pflanzen, gleich vor der Haustüre zu haben, wird wohl in Zukunft von uns allen geschätzt.
D.G. *

Ein Sieg der Vernunft! Die künftigen Generationen werden dankbar sein für diesen Entscheid.
Hausi vom Seeblick *

Wir freuen uns auf die Neugestaltung des Seeufers, das wird richtig schön. Dies wird diesen Platz massiv aufwerten; bis jetzt war es ja ein einziges Hundeklo. Ich freue mich auch darauf, dass wir auf dieser Dorfseite nun auch einen erleichterten Einstieg in den See bekommen, ohne in die Badi zu müssen.
Einwohnerin, die oft am See unten spaziert *

* Namen und Anschrift sind der Redaktion bekannt

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