So hiess bis ins Jahr 2017 das Programm der „Panzerknacker-Klickä“ auf der Schnitzelbankbühne – und dieser Titel passt ganz gut zur diesjährigen Fasnachtssituation.
Text: Stefan Baumgartner
Bilder: Foty Tevy / Foto Hoffmann, Wädenswil
Am Wochenende vom 19. bis 22. Februar würde eigentlich die Wättischwiler Fasnacht stattfinden, ein erster Höhepunkt im Wädenswiler Jahreskalender. Schweren Herzens musste die organisierende Neue Fasnachtsgesellschaft (NFG) im Januar jedoch sämtliche Aktivitäten coronabedingt absagen – ein Novum in der 49-jährigen Geschichte des Vereins.
Bereits letztes Jahr mussten die Umzüge – der Grosse Umzug vom Fasnachtssonntag sowie der Kinderumzug am Montag – abgesagt werden. Corona holte damals erst so richtig Anlauf, ehe es über Europa hereinbrach. Darum konnten auch die anderen Fasnachtsaktivitäten, wie etwa die Schnitzelbankfeste oder der Bööggetanz, abgehalten werden. Dieses Jahr findet von offizieller Seite her gar nichts statt – das erste Mal, seit die Neue Fasnachtsgesellschaft die Fasnacht organisiert. Dies ist seit 1973 der Fall, und nur einmal stand die Durchführung der Fasnacht zur Diskussion: 1991, als am 16. Januar der Zweite Golfkrieg begann. Reihum wurden deswegen Fasnachtsveranstaltungen abgesagt: Von Mainz über Köln, bis hin in die Schweiz. Auch in Wädenswil wurde die «Etzel-Bööggete» nicht durchgeführt. Die katholische Pfarreifasnacht im Etzelsaal wurde jeweils eine Woche vor den eigentlichen Wädenswiler Fasnachtsveranstaltungen durchgeführt. Über die von der NFG organisierten Veranstaltungen wurde im Vorstand zwar diskutiert, doch entschied sich das Organisationskomitee, die Fasnacht durchzuführen. Ernst «Grübi» Brupbacher, damals NFG-Vorstandsmitglied und heutiger Stadtrat, erinnert sich: «Das war für uns ein schwieriger Entscheid: Rundum wurde die Fasnacht abgesagt, und es entstand ein gewisser Druck, obwohl die Schweiz nicht betroffen war. Doch es galt auch die stundenlangen Vorbereitungen der einzelnen Gruppen zu honorieren. So entschieden wir uns für die Durchführung.»
Nur Kriege oder Seuchen verhindern Narrentreiben
Kriege oder Seuchen waren schon immer Verschiebungsgründe für die Fasnacht. So vermerkt das Standardwerk der hiesigen Fasnachtsgeschichte, das Büchlein «Wädenswiler Fasnacht» von Peter Ziegler, dass eine der Vorgängerorganisationen der NFG, die X-Gesellschaft, aufgrund des Ersten Weltkriegs 1915 und 1916 auf den traditionellen Maskenball verzichtete. 1917 und 1918 verbot der Zürcher Regierungsrat sämtliche Fasnachtsaktivitäten, und 1919 wütete die Spanische Grippe, so dass ebenfalls ein Verbot ausgesprochen wurde. 1929 wurde wegen einer Scharlach-Epidemie kein Kinderumzug abgehalten; grundsätzlich war die Zeit zwischen den beiden Weltkriegen schwierig, was auch die organisierende X-Gesellschaft merkte. Während des Zweiten Weltkriegs schliesslich ruhte die Fasnacht gänzlich, und in den 50er- und 60er-Jahren war die Wädenswiler Fasnacht dann praktisch inexistent.
Dorforiginal umgeht Fasnachtsverbot
Wie von Behörden ausgesprochene Verbote gewitzt umgangen werden können, bewies das Dorforiginal Hans Heinrich Baumann, bekannt als «Baneeter-Buume» (1785–1871). Folgende Episode ist nachzulesen im Jahrbuch der Stadt Wädenswil 1977 von Peter Ziegler: Wenige Tage vor der Fasnacht liess die Wädenswiler Gemeindebehörde ein Inserat in der Zeitung erscheinen, dass in Anbetracht der überhandnehmenden Maul- und Klauenseuche beschlossen worden sei, das sogenannte «Bööggen» an kommender Fasnacht auf Strassen und in Wirtschaften zu verbieten. Zuwiderhandlung würde mit Busse von 5 bis 10 Franken bestraft. Das Inserat wurde kontrovers diskutiert und veranlasste Baumann zur Äusserung: «Ich bi dr Asicht, d’Helfti vom Gmeindrat seigid Chälber, suscht chönntes nüd eso e Chalberei bschlüsse!»
«Baneeter-Buume» richtete ein Gesuch an den Gemeinderat und bat inständig, man möge ihm doch das «Bööggen» an der kommenden Fasnacht erlauben. Die Behörde beharrte auf ihrem Beschluss; die Bitte wurde abgeschlagen. Da trug Baumann seinen Wunsch dem Gemeindepräsidenten persönlich vor. Aber dieser verwies auf den Entscheid des Rates und winkte ab. «Gestatten Sie mir wenigstens das Bööggen aus dem Fenster?» Der Präsident lächelte: «Wenn es unbedingt sein muss, das erlaube ich.»
So kam der Fasnachtstag, die Wädenswiler waren alle an ihrer Arbeit. Was war das plötzlich für ein Rufen, Schreien und Lachen? Der Gemeindepräsident riss den Fensterflügel auf und schaute hinaus. «Zum Teufel noch einmal! Das Fasnachtsverbot wird nicht eingehalten!» Mit verstellter Stimme riss einer seine Spässe. Es war «Baneeter-Buume»! Er trug ein grosses Vorfenster vor sich her und hatte den Kopf durch einen Fensterflügel gesteckt. So schaute Baumann frech zum Präsidenten hinauf: «Herr Präsident», rief «Baneeter-Buume» vergnügt, «nicht wahr, Sie haben es mir erlaubt, zum Fenster hinaus zu bööggen?»
So hiess bis ins Jahr 2017 das Programm der „Panzerknacker-Klickä“ auf der Schnitzelbankbühne – und dieser Titel passt ganz gut zur diesjährigen Fasnachtssituation.
Text: Stefan Baumgartner
Bilder: Foty Tevy / Foto Hoffmann, Wädenswil
Am Wochenende vom 19. bis 22. Februar würde eigentlich die Wättischwiler Fasnacht stattfinden, ein erster Höhepunkt im Wädenswiler Jahreskalender. Schweren Herzens musste die organisierende Neue Fasnachtsgesellschaft (NFG) im Januar jedoch sämtliche Aktivitäten coronabedingt absagen – ein Novum in der 49-jährigen Geschichte des Vereins.
Bereits letztes Jahr mussten die Umzüge – der Grosse Umzug vom Fasnachtssonntag sowie der Kinderumzug am Montag – abgesagt werden. Corona holte damals erst so richtig Anlauf, ehe es über Europa hereinbrach. Darum konnten auch die anderen Fasnachtsaktivitäten, wie etwa die Schnitzelbankfeste oder der Bööggetanz, abgehalten werden. Dieses Jahr findet von offizieller Seite her gar nichts statt – das erste Mal, seit die Neue Fasnachtsgesellschaft die Fasnacht organisiert. Dies ist seit 1973 der Fall, und nur einmal stand die Durchführung der Fasnacht zur Diskussion: 1991, als am 16. Januar der Zweite Golfkrieg begann. Reihum wurden deswegen Fasnachtsveranstaltungen abgesagt: Von Mainz über Köln, bis hin in die Schweiz. Auch in Wädenswil wurde die «Etzel-Bööggete» nicht durchgeführt. Die katholische Pfarreifasnacht im Etzelsaal wurde jeweils eine Woche vor den eigentlichen Wädenswiler Fasnachtsveranstaltungen durchgeführt. Über die von der NFG organisierten Veranstaltungen wurde im Vorstand zwar diskutiert, doch entschied sich das Organisationskomitee, die Fasnacht durchzuführen. Ernst «Grübi» Brupbacher, damals NFG-Vorstandsmitglied und heutiger Stadtrat, erinnert sich: «Das war für uns ein schwieriger Entscheid: Rundum wurde die Fasnacht abgesagt, und es entstand ein gewisser Druck, obwohl die Schweiz nicht betroffen war. Doch es galt auch die stundenlangen Vorbereitungen der einzelnen Gruppen zu honorieren. So entschieden wir uns für die Durchführung.»
Nur Kriege oder Seuchen verhindern Narrentreiben
Kriege oder Seuchen waren schon immer Verschiebungsgründe für die Fasnacht. So vermerkt das Standardwerk der hiesigen Fasnachtsgeschichte, das Büchlein «Wädenswiler Fasnacht» von Peter Ziegler, dass eine der Vorgängerorganisationen der NFG, die X-Gesellschaft, aufgrund des Ersten Weltkriegs 1915 und 1916 auf den traditionellen Maskenball verzichtete. 1917 und 1918 verbot der Zürcher Regierungsrat sämtliche Fasnachtsaktivitäten, und 1919 wütete die Spanische Grippe, so dass ebenfalls ein Verbot ausgesprochen wurde. 1929 wurde wegen einer Scharlach-Epidemie kein Kinderumzug abgehalten; grundsätzlich war die Zeit zwischen den beiden Weltkriegen schwierig, was auch die organisierende X-Gesellschaft merkte. Während des Zweiten Weltkriegs schliesslich ruhte die Fasnacht gänzlich, und in den 50er- und 60er-Jahren war die Wädenswiler Fasnacht dann praktisch inexistent.
Dorforiginal umgeht Fasnachtsverbot
Wie von Behörden ausgesprochene Verbote gewitzt umgangen werden können, bewies das Dorforiginal Hans Heinrich Baumann, bekannt als «Baneeter-Buume» (1785–1871). Folgende Episode ist nachzulesen im Jahrbuch der Stadt Wädenswil 1977 von Peter Ziegler: Wenige Tage vor der Fasnacht liess die Wädenswiler Gemeindebehörde ein Inserat in der Zeitung erscheinen, dass in Anbetracht der überhandnehmenden Maul- und Klauenseuche beschlossen worden sei, das sogenannte «Bööggen» an kommender Fasnacht auf Strassen und in Wirtschaften zu verbieten. Zuwiderhandlung würde mit Busse von 5 bis 10 Franken bestraft. Das Inserat wurde kontrovers diskutiert und veranlasste Baumann zur Äusserung: «Ich bi dr Asicht, d’Helfti vom Gmeindrat seigid Chälber, suscht chönntes nüd eso e Chalberei bschlüsse!»
«Baneeter-Buume» richtete ein Gesuch an den Gemeinderat und bat inständig, man möge ihm doch das «Bööggen» an der kommenden Fasnacht erlauben. Die Behörde beharrte auf ihrem Beschluss; die Bitte wurde abgeschlagen. Da trug Baumann seinen Wunsch dem Gemeindepräsidenten persönlich vor. Aber dieser verwies auf den Entscheid des Rates und winkte ab. «Gestatten Sie mir wenigstens das Bööggen aus dem Fenster?» Der Präsident lächelte: «Wenn es unbedingt sein muss, das erlaube ich.»
So kam der Fasnachtstag, die Wädenswiler waren alle an ihrer Arbeit. Was war das plötzlich für ein Rufen, Schreien und Lachen? Der Gemeindepräsident riss den Fensterflügel auf und schaute hinaus. «Zum Teufel noch einmal! Das Fasnachtsverbot wird nicht eingehalten!» Mit verstellter Stimme riss einer seine Spässe. Es war «Baneeter-Buume»! Er trug ein grosses Vorfenster vor sich her und hatte den Kopf durch einen Fensterflügel gesteckt. So schaute Baumann frech zum Präsidenten hinauf: «Herr Präsident», rief «Baneeter-Buume» vergnügt, «nicht wahr, Sie haben es mir erlaubt, zum Fenster hinaus zu bööggen?»