Bis Ende Jahr hätte die Eignerin des Paracelsus-Spitals Zeit gehabt, einen Kooperationspartner zu finden und den Spitalbetrieb aufrecht zu erhalten. Ende November waren Ambulanz sowie die stationären Bereiche geschlossen. Dr. med. Jürgen Robe, CEO bei NSN medical AG, sagt, es wäre dabei auch um die Qualität der Versorgung gegangen.
Interview & Bild: Reni Bircher
Nach der gewährten Nachlassstundung hat die NSN medical AG intensiv nach Kooperationspartnern gesucht und zahlreiche Gespräche geführt; was denken Sie, warum konnte kein geeigneter Partner gefunden werden?
Das hatte verschiedenen Gründe – je nach Interessent. Die wichtigsten Gründe waren: zu schwierige wirtschaftliche Ausgangslage, hoher Zeitdruck, keine wirklichen Synergien.
Gab es durch diese Kontakte Angebote, Mitarbeiter zu übernehmen?
Für die Mitarbeiter haben wir bereits seit dem Beginn der Nachlassstundung Lösungen vorbereitet. Einige Stellen können wir durch Verlagerung in die Betriebe der NSN-Gruppe erhalten. Wir haben mit zehn Spitälern aus der erweiterten Region gesprochen, und diese werden viele Mitarbeiter anstellen können. Wir haben den Mitarbeitern die entsprechenden Kontaktdaten gegeben. Zusätzlich bieten wir jedem Mitarbeiter an, sich über unsere Personalagentur NSN Jobs vermitteln zu lassen.
Ihr hättet bis Ende Jahr Zeit gehabt, eine Partnerschaft einzugehen; warum die vorzeitige Aufgabe?
Das hat mit unseren Leistungen und der Patientensicherheit zu tun. Viele Mitarbeitende sind auf der Suche nach einer neuen Stelle, manche haben bereits eine gefunden. Ihnen legen wir keine Steine in den Weg. Wir konnten aber nicht das Risiko eingehen, dass unser Personal so ausgedünnt ist, dass wir die gewohnte Qualität nicht mehr halten können.
Wäre ein Darlehen im Sinne des Massnahmenpaketes des Kantons keine Möglichkeit gewesen, das Spital bis im Frühling über Wasser zu halten?
Wir haben einen Covid-Kredit beantragt und die Gesundheitsdirektion hat Akontozahlungen geleistet. Wir können (oder dürfen gemäss OR) aber die Kredite nicht einfach beliebig erhöhen, wenn wir kaum Chancen auf eine Rückzahlung sehen.
Das Paracelsus hat sich vor allem auf Onkologie spezialisiert sowie auf die Geburtenstation; Gebiete, welche an sich immer «gefragt» sind. Wie kommt es dann zu einer geringen Auslastung?
Die Fallzahlen sind nach dem Corona-Shutdown nicht mehr ausreichend angestiegen. Das ist ein Trend, den auch andere (nicht alle) Spitäler beobachten.
Die Geburtenabteilung war laut dem Küsnachter Gesundheitsökonomen Willy Oggier nicht genug ausgelastet, weil zu wenig Kaiserschnitte gemacht würden. Doch gerade das breit gefächerte Wissen von Schul- und Komplementärmedizin sowie die Anwesenheit von Koryphäen auf dem Gebiet schwieriger Geburten hätten werdenden Müttern Sicherheit gegeben. Warum war dieser «Pfeiler» des Spitals wenig stützend?
Letztendlich stehen wir hier in Konkurrenz zu vielen Spitälern in der Region. Insgesamt sind unsere Geburtenzahlen nicht ausreichend gewesen, um die hohen Vorhaltekosten zu finanzieren.
Das Spital hat erst kürzlich um- und ausgebaut; war das ein Fehlentscheidung?
Wir haben im Sommer 2019 zwei neue, erfahrene Chefärzte eingestellt, im letzten Quartal 2019 dann steigende Fallzahlen gehabt und sind optimistisch in das Jahr 2020 gestartet. Da die Onkologie ein tragender Pfeiler ist, haben wir uns für diese Investition entschieden. Wir haben damals die schwierige Entwicklung des Jahres 2020 nicht vorhersehen können.
War es für das Paracelsus ein Problem, dass die Gesundheitsdirektion vorschreibt, wie viele Operationen gemacht werden müssen pro Jahr – also Mindestfallzahlen –, dass gewisse Ärzte oder Gerätschaften finanziell «tragbar» sind? Denn das scheint für viele kleinere und mittlere Spitäler ein Problem zu sein und könnte auch zu deren Schliessung führen, solange wir mitten in einer Pandemie stecken…
Die Regulationen im Gesundheitswesen sollen die Qualität verbessern. Die dafür notwendigen Kosten (Infrastruktur, Personal) müssen aber finanziert werden. Da gleichzeitig aber für gewisse Leistungsaufträge höhere Fallzahlen gefordert werden, verlieren kleinere Spitäler diese Leistungsaufträge, und dadurch fehlen ihnen die notwendigen Patienten, um die Kosten finanzieren zu können.
Wie kann es sein, dass einzelne Spitäler mit Covidfällen überschwemmt werden, die extra dafür bereitgestellte Station in Richterswil aber kaum belegt war, obwohl laut Statistik hier täglich über 40 Neuansteckungen gezählt werden?
Letztendlich entscheidet die Gesundheitsdirektion, ob ein Spital Covid-Patienten aufnimmt bzw. zu welcher Kategorie es gehört. Wir haben im PSR allerdings keine Intensivstation, hätten bei schwereren Verläufen daher Patienten verlegen müssen.
Wie viele Leute werdet Ihr auf der Onkologiestation behalten können?
Das sind etwas über zwanzig Mitarbeiter.
Könnte das Spital zu einem Ärztehaus werden oder zu Alterswohnungen?
Das Spitalgebäude selbst scheint mir zu gross für ein Ärztehaus. Bezüglich Alterswohnungen müsste mit der Besitzerin gesprochen werden, deren Pläne kennen wir nicht.
Wie werden die Schliessungen der einzelnen Abteilungen vonstattengehen?
Wir haben bereits seit einiger Zeit einen Aufnahmestopp für stationäre Patienten. Wir gehen davon aus, dass am 27. November der letzte Patient regulär nach Hause entlassen werden kann, also keine Verlegungen nötig sind. Der ambulante Betrieb, insbesondere die Onkologie, läuft unverändert weiter.
Bis Ende Jahr hätte die Eignerin des Paracelsus-Spitals Zeit gehabt, einen Kooperationspartner zu finden und den Spitalbetrieb aufrecht zu erhalten. Ende November waren Ambulanz sowie die stationären Bereiche geschlossen. Dr. med. Jürgen Robe, CEO bei NSN medical AG, sagt, es wäre dabei auch um die Qualität der Versorgung gegangen.
Interview & Bild: Reni Bircher
Nach der gewährten Nachlassstundung hat die NSN medical AG intensiv nach Kooperationspartnern gesucht und zahlreiche Gespräche geführt; was denken Sie, warum konnte kein geeigneter Partner gefunden werden?
Das hatte verschiedenen Gründe – je nach Interessent. Die wichtigsten Gründe waren: zu schwierige wirtschaftliche Ausgangslage, hoher Zeitdruck, keine wirklichen Synergien.
Gab es durch diese Kontakte Angebote, Mitarbeiter zu übernehmen?
Für die Mitarbeiter haben wir bereits seit dem Beginn der Nachlassstundung Lösungen vorbereitet. Einige Stellen können wir durch Verlagerung in die Betriebe der NSN-Gruppe erhalten. Wir haben mit zehn Spitälern aus der erweiterten Region gesprochen, und diese werden viele Mitarbeiter anstellen können. Wir haben den Mitarbeitern die entsprechenden Kontaktdaten gegeben. Zusätzlich bieten wir jedem Mitarbeiter an, sich über unsere Personalagentur NSN Jobs vermitteln zu lassen.
Ihr hättet bis Ende Jahr Zeit gehabt, eine Partnerschaft einzugehen; warum die vorzeitige Aufgabe?
Das hat mit unseren Leistungen und der Patientensicherheit zu tun. Viele Mitarbeitende sind auf der Suche nach einer neuen Stelle, manche haben bereits eine gefunden. Ihnen legen wir keine Steine in den Weg. Wir konnten aber nicht das Risiko eingehen, dass unser Personal so ausgedünnt ist, dass wir die gewohnte Qualität nicht mehr halten können.
Wäre ein Darlehen im Sinne des Massnahmenpaketes des Kantons keine Möglichkeit gewesen, das Spital bis im Frühling über Wasser zu halten?
Wir haben einen Covid-Kredit beantragt und die Gesundheitsdirektion hat Akontozahlungen geleistet. Wir können (oder dürfen gemäss OR) aber die Kredite nicht einfach beliebig erhöhen, wenn wir kaum Chancen auf eine Rückzahlung sehen.
Das Paracelsus hat sich vor allem auf Onkologie spezialisiert sowie auf die Geburtenstation; Gebiete, welche an sich immer «gefragt» sind. Wie kommt es dann zu einer geringen Auslastung?
Die Fallzahlen sind nach dem Corona-Shutdown nicht mehr ausreichend angestiegen. Das ist ein Trend, den auch andere (nicht alle) Spitäler beobachten.
Die Geburtenabteilung war laut dem Küsnachter Gesundheitsökonomen Willy Oggier nicht genug ausgelastet, weil zu wenig Kaiserschnitte gemacht würden. Doch gerade das breit gefächerte Wissen von Schul- und Komplementärmedizin sowie die Anwesenheit von Koryphäen auf dem Gebiet schwieriger Geburten hätten werdenden Müttern Sicherheit gegeben. Warum war dieser «Pfeiler» des Spitals wenig stützend?
Letztendlich stehen wir hier in Konkurrenz zu vielen Spitälern in der Region. Insgesamt sind unsere Geburtenzahlen nicht ausreichend gewesen, um die hohen Vorhaltekosten zu finanzieren.
Das Spital hat erst kürzlich um- und ausgebaut; war das ein Fehlentscheidung?
Wir haben im Sommer 2019 zwei neue, erfahrene Chefärzte eingestellt, im letzten Quartal 2019 dann steigende Fallzahlen gehabt und sind optimistisch in das Jahr 2020 gestartet. Da die Onkologie ein tragender Pfeiler ist, haben wir uns für diese Investition entschieden. Wir haben damals die schwierige Entwicklung des Jahres 2020 nicht vorhersehen können.
War es für das Paracelsus ein Problem, dass die Gesundheitsdirektion vorschreibt, wie viele Operationen gemacht werden müssen pro Jahr – also Mindestfallzahlen –, dass gewisse Ärzte oder Gerätschaften finanziell «tragbar» sind? Denn das scheint für viele kleinere und mittlere Spitäler ein Problem zu sein und könnte auch zu deren Schliessung führen, solange wir mitten in einer Pandemie stecken…
Die Regulationen im Gesundheitswesen sollen die Qualität verbessern. Die dafür notwendigen Kosten (Infrastruktur, Personal) müssen aber finanziert werden. Da gleichzeitig aber für gewisse Leistungsaufträge höhere Fallzahlen gefordert werden, verlieren kleinere Spitäler diese Leistungsaufträge, und dadurch fehlen ihnen die notwendigen Patienten, um die Kosten finanzieren zu können.
Wie kann es sein, dass einzelne Spitäler mit Covidfällen überschwemmt werden, die extra dafür bereitgestellte Station in Richterswil aber kaum belegt war, obwohl laut Statistik hier täglich über 40 Neuansteckungen gezählt werden?
Letztendlich entscheidet die Gesundheitsdirektion, ob ein Spital Covid-Patienten aufnimmt bzw. zu welcher Kategorie es gehört. Wir haben im PSR allerdings keine Intensivstation, hätten bei schwereren Verläufen daher Patienten verlegen müssen.
Wie viele Leute werdet Ihr auf der Onkologiestation behalten können?
Das sind etwas über zwanzig Mitarbeiter.
Könnte das Spital zu einem Ärztehaus werden oder zu Alterswohnungen?
Das Spitalgebäude selbst scheint mir zu gross für ein Ärztehaus. Bezüglich Alterswohnungen müsste mit der Besitzerin gesprochen werden, deren Pläne kennen wir nicht.
Wie werden die Schliessungen der einzelnen Abteilungen vonstattengehen?
Wir haben bereits seit einiger Zeit einen Aufnahmestopp für stationäre Patienten. Wir gehen davon aus, dass am 27. November der letzte Patient regulär nach Hause entlassen werden kann, also keine Verlegungen nötig sind. Der ambulante Betrieb, insbesondere die Onkologie, läuft unverändert weiter.