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Was tun unsere Vereine?

Mägi Hitz vom Musikverein Schönenberg gibt Auskunft über Pläne, Hoffnungen, wie sie die Zeit verbringen und sich mit der schwierigen Situation arrangieren. Das Gespräch fand noch in der Sommerpause statt. In der Zwischenzeit haben sich einige Hoffnungen zerschlagen.

Text & Bild: Ingrid Eva Liedtke

Mägi, wie geht es dem Musikverein Schönenberg?
Es herrscht eine komische Stimmung, finde ich. Ich und vielleicht auch manche andere genossen die Zeit des Lockdowns, weil uns diese Krise mehr Zeit für uns bescherte. Die Kehrseite ist, dass alles abgesagt ist. Im Februar hatten wir das erste und letzte Jubilarenständchen in der Matte. Und seither nichts mehr, alles abgesagt: sämtliche Jubilarenständli, der ökumenische Suppentag, das Frühschoppenkonzert, die Konfirmation, DV Puureverband, die Chilbi, der 1. August und schliesslich auch unsere Musikreise. Unser Jahresprogramm war sehr umfangreich. Jetzt ist Sommerpause, weil doch viele von uns in den Ferien sind. Seit dem 8. Juni wird aber wieder geprobt.

Unter welchen Bedingungen dürfen Proben stattfinden und gibt es ein Schutzkonzept?
Wir halten Abstand. Das Abstandhalten geht glücklicherweise gut im Dorfhuus. Wir proben momentan im Saal und nicht auf der Bühne. So können wir den nötigen Abstand von 1,5 Metern einhalten. Im Hirzel – das weiss ich – haben sie weniger Glück. Aus Platzmangel kann gar nicht geprobt werden.
Natürlich desinfizieren wir alles, auch die Stühle. Die Bläser haben sowieso immer Lappen dabei. Aber es geht immer mal etwas Spucke daneben. Darauf wird besonders geachtet.

Gibt es irgendwelche Anlässe, resp. Veranstaltungen, Konzerte, die stattfinden können? Oder wurde alles abgesagt?
Im Juli spielten wir zur Erstkommunion in der katholischen Kirche Schönenberg, im Freien. Vor der Sommerpause hatten wir unseren vereinsinternen Grillabend durchgeführt – auch im Freien!

Habt Ihr Pläne für den Herbst/Winter?
Unser Jahreskonzert vom 28./29.11.2020 im Dorfhuus. Es wurde auf das letzte Wochenende im November verlegt. Nach der Sommerpause, Ende August, fangen wir intensiv an zu proben. Wir sind mit viel Elan dabei und hoffen sehr, dass wir das Chränzli durchführen können. Wir haben ja nicht 1000 Zuschauer, sondern nur circa 250. Da hoffen wir wirklich das Beste.
Im Mai nächsten Jahres planen wir an das Eidgenössische Musikfest zu gehen. Ein grosses Ziel, das aber auch immer noch in der Schwebe ist.
Wir waren schon seit 30 Jahren nicht mehr dabei. Vor zwei Jahren wurde abgestimmt, dass wir teilnehmen. Das erfordert intensive Probearbeit. Es wäre schon schlimm, wenn man sich so intensiv auf etwas vorbereitet und es dann abgesagt würde. Das ist auch im Kopf schwierig, sich wirklich mental auf den Anlass einzustellen und mit gleicher Intensität zu üben. Man fragt sich schon, ob es sich überhaupt lohnt.

Doch wir musizieren ja auch für uns selber, und die Kameradschaft in unserem Verein wird gross geschrieben. Darum ist so manche froh, dass wir nun wenigstens wieder proben und somit wieder zusammenkommen können.

Wie ist die Moral unter den Mitgliedern?
Es ist irgendwie seltsam, kaum zu erklären. Das gemeinsame Üben hat kein wirkliches Ziel, ist Proben ohne wirklichen Anlass. Die Auftritte motivieren, weil man den Leuten Freude bringen möchte. Jetzt machen wir nur Musik für uns. Oft üben wir zuhause. Wir alle lieben das Musizieren, aber die Auftritte fehlen definitiv. Ältere Mitglieder haben auch geäussert, dass ihnen das Zusammenkommen mit ihren Musikerkameraden gefehlt hat. Das kann ich verstehen, denn wir haben untereinander einen guten Kitt. Auch wenn man manchmal Hänger hat, weil man immer zu den Proben muss, so vermisst man es dann eben doch. Zum Glück sind alle gesund geblieben.

Wie geht es weiter?
Im August fangen die Proben wieder an und die nächsten Ziele sind das Chränzli im November und das Musikfest. Mehr ist bisher nicht geplant.

Wie ist die Stimmung, wie sind die Meinungen zu ­Corona im Verein?
Sie gehen natürlich auseinander, auch betreffend Notwendigkeit der Schutzmassnahmen. So haben wir dann auch immer wieder etwas zu diskutieren. Persönlich habe ich, wie schon erwähnt, die Zeit ohne Proben und Termine auch genossen. Die Musik war mal eine Zeit lang ein wenig auf der Seite, und in dieser Zeit hat sie mir auch nicht so gefehlt. Jetzt ist alles wieder so langsam am Kommen, und man macht sich schon so einige Gedanken, ob man genauso weitermachen will, wie vorher, das betrifft wohl nicht nur den Musikverein. Auch für den Präsidenten unseres Vereins ist die Situation nicht eben einfach. Er muss planen und organisieren und möglicherweise dann doch wieder alles absagen. Alles bleibt ungewiss. Dann muss er auch den Unmut Einzelner abfangen, muss erklären, abhören und Jubilare anfragen, ob wir wirklich kommen sollen. Meistens geht es nicht. Trotz allem haben sich einige unserer Mitglieder nicht ganz der Langeweile oder dem Nichtstun hingegeben, sondern sich während der Auszeit etwas einfallen lassen. Sie haben einen Filmgruss aus ihrem Alltag kreiert.

(Siehe auf unserer Homepage ein Coronafilm unter Agenda/aktuell
www.mvschoenenberg.ch)

Am 23. August meldete sich Mägi Hitz mit einem Nachtrag:
Unsere Musikkommission und Vorstand hat am 21. August entschieden das diesjährige Jahreskonzert (Chränzli) vom November abzusagen. Die Vorgaben betreffend Personenbelegung des Dorfhuuses (ebenfalls ein Musizieren auf der Bühne) und das Erstellen eines Schutzkonzeptes sind zu aufwändig.
Nun wird ein leider nur ein einziges Hochzeitsständli für ein Vereinsmitglied anstehen.
Sämtliche Sonntags- und Zusatzproben sind abgesagt.
Weiterhin findet der Probebetrieb am Freitag statt, mit Ziel im 2021 am (noch nicht abgesagten) eidgenössischen Musikfest in Interlaken und einem Openair-Frühlings-Frühschoppenkonzert in Schönenberg teilzunehmen!

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