Herrencoiffeure mit Pinsel und Seifenschaum.
In den 1950er-Jahren existierten in Richterswil mehrere Herrencoiffeurgeschäfte und alle waren vollbeschäftigt. Das verwundert nicht bei den mannigfaltigen Dienstleistungen, welche sie anboten: Haarschneiden, Rasieren, Frisieren, Haarsengen, Kopfwaschen diverse Arten, Wasser-, Föhn- oder Dauerwellen, Ondulieren mit Brennschere, Vollbart-, Spitzbart-, Kinnbart- , Bockbart- und Schnurrbartschneiden, verschiedene Massagen, Kompressen, Manicure, Friktion (Arbeit, Zutaten nach Qualität und Einstandspreis).
Das und noch viel mehr wird aufgeführt auf der von der Kantonalen Preiskontrollstelle genehmigten Preisliste, welche die heutige Kundschaft in Begeisterung versetzen würde.
Während Meister und Gesellen zwei, drei Herren bedienten, warteten auf Stühlen und Bänken zahlreiche weitere Kunden und führten angeregte Diskussionen. Vermutlich empfand das niemand als verlorene Zeit.
Probleme bereitete die Einführung des Sonntagarbeitsverbots, denn die Kunden waren nicht darin geübt, sich selber zu rasieren. Ein Richterswiler Coiffeur erzählte kürzlich, sein Lehrmeister hätte daraufhin das Geschäft am Sonntag geschlossen, den Lehrlingen aber erlaubt, die bis zu dreissig Herren auf eigene Rechnung zu rasieren. Jeder Kunde besass übrigens ein eigenes, beim Coiffeur deponiertes Schälchen und einen eigenen Pinsel, wobei diejenigen der vornehmeren Herrschaften aus Dachshaaren gefertigt waren. Das System hätte also in dieser Hinsicht den Coronavorschriften genügt.
Etwas ganz Spezielles ermöglichte das Geschäft von Karl Pfanner. Hinter dem Coiffeursalon befand sich in einem abgetrennten Raum eine Badewanne, welche an den Wochenenden von Kunden benutzt wurde, denen zu Hause keine Badegelegenheit zur Verfügung stand.
Das Ortsmuseum bietet im Rahmen der Offenen Türen mit Fotos, Gegenständen und Dokumentationen einen vertieften, bunten Einblick in das vielfältige Wirken der Richterswiler Herrencoiffeure «in der guten alten Zeit». (e)
Bild: Im Freilichtmuseum Ballenberg sind noch original «Schauplätze» zu besichtigen. Das Ortsmuseum Richterswil präsentiert Geschichten und Utensilien aus dieser Zeit.
Offene Türen und Apéro im Ortsmuseum Richterswil:
Sonntag, 6. September, 10.00–12.00 Uhr, Bärenkeller, Dorfbachstrasse 12.
Herrencoiffeure mit Pinsel und Seifenschaum.
In den 1950er-Jahren existierten in Richterswil mehrere Herrencoiffeurgeschäfte und alle waren vollbeschäftigt. Das verwundert nicht bei den mannigfaltigen Dienstleistungen, welche sie anboten: Haarschneiden, Rasieren, Frisieren, Haarsengen, Kopfwaschen diverse Arten, Wasser-, Föhn- oder Dauerwellen, Ondulieren mit Brennschere, Vollbart-, Spitzbart-, Kinnbart- , Bockbart- und Schnurrbartschneiden, verschiedene Massagen, Kompressen, Manicure, Friktion (Arbeit, Zutaten nach Qualität und Einstandspreis).
Das und noch viel mehr wird aufgeführt auf der von der Kantonalen Preiskontrollstelle genehmigten Preisliste, welche die heutige Kundschaft in Begeisterung versetzen würde.
Während Meister und Gesellen zwei, drei Herren bedienten, warteten auf Stühlen und Bänken zahlreiche weitere Kunden und führten angeregte Diskussionen. Vermutlich empfand das niemand als verlorene Zeit.
Probleme bereitete die Einführung des Sonntagarbeitsverbots, denn die Kunden waren nicht darin geübt, sich selber zu rasieren. Ein Richterswiler Coiffeur erzählte kürzlich, sein Lehrmeister hätte daraufhin das Geschäft am Sonntag geschlossen, den Lehrlingen aber erlaubt, die bis zu dreissig Herren auf eigene Rechnung zu rasieren. Jeder Kunde besass übrigens ein eigenes, beim Coiffeur deponiertes Schälchen und einen eigenen Pinsel, wobei diejenigen der vornehmeren Herrschaften aus Dachshaaren gefertigt waren. Das System hätte also in dieser Hinsicht den Coronavorschriften genügt.
Etwas ganz Spezielles ermöglichte das Geschäft von Karl Pfanner. Hinter dem Coiffeursalon befand sich in einem abgetrennten Raum eine Badewanne, welche an den Wochenenden von Kunden benutzt wurde, denen zu Hause keine Badegelegenheit zur Verfügung stand.
Das Ortsmuseum bietet im Rahmen der Offenen Türen mit Fotos, Gegenständen und Dokumentationen einen vertieften, bunten Einblick in das vielfältige Wirken der Richterswiler Herrencoiffeure «in der guten alten Zeit». (e)
Bild: Im Freilichtmuseum Ballenberg sind noch original «Schauplätze» zu besichtigen. Das Ortsmuseum Richterswil präsentiert Geschichten und Utensilien aus dieser Zeit.
Offene Türen und Apéro im Ortsmuseum Richterswil:
Sonntag, 6. September, 10.00–12.00 Uhr, Bärenkeller, Dorfbachstrasse 12.