Volleyballerin, Origamikünstlerin und Meisterin der japanischen Kalligrafie.
Interview & Bild: Reni Bircher
Seit wann leben Sie in Richterswil?
Ich bin 1993 mit meinem Mann und den zwei Kindern hierhergezogen, 1990 kam ich der Liebe wegen in die Schweiz.
Welches ist Ihr Lieblingsort in Richterswil?
Es gibt hier so viele schöne Orte: den Seeuferweg zwischen Richterswil und Wädenswil; das Horn, wo wir im Sommer oft baden und grillieren gehen mit Familie und Freunden; wenn ich in der Umgebung der Burgruine jogge und den Blick über den See und die Berge gleiten lasse …
Welche Eigenschaften schätzen Sie an einem Mitmenschen?
Die gegenseitige Wertschätzung und Respektierung.
Eine Person, die Sie bewundern?
Jede Person hat eine Geschichte und ist interessant, aber ich schätze vor allem Menschen mit einer Leidenschaft. Ich mag Tennis und bewundere Spieler wie Nadal und Federer wegen ihres Durchhaltevermögens.
Ich bewundere auch meine Mutter (*1924, †1993): sie wuchs während des Krieges auf, und als ich zur Welt kam, da war sie bereits 40 Jahre alt. Sie wäre gerne Künstlerin geworden, musste sich aber den alten Mustern «unterwerfen», heiraten und eine Familie gründen. Nicht, dass sie die Kinder nicht gewollt hätte, aber sie konnte ihr Talent als Malerin nicht weiter nutzen oder fördern. Nachdem sie gestorben war, habe ich ganz viele wunderbare Zeichnungen von ihr gefunden – sie war wirklich talentiert.
Was lesen Sie derzeit?
Ich lese oft Bücher über Zen, ich liebe auch die Gedichte und die alten Lebensweisheiten. Die Gedanken von Zen kann man sehr gut anwenden in unserem alltäglichen Leben. Momentan lese ich «Every day a good day – Happiness from Japanese Tea Culture» von Noriko Morishita und «Fresh Mind» von Sochoku Nagai.
Sie haben bereits mit sechs Jahren mit der japanischen Kalligrafie begonnen; wie kam es dazu?
Das Erlernen der Kalligrafie war zu meiner Zeit sehr populär und wurde meist im Kleinkindalter erlernt. Meine Mutter wollte, dass ich den Kalligrafieunterricht bei Meister Ito Suzan besuche. Er kam zweimal in der Woche nach Tokyo zu einem Tempel, wo er uns unterrichtete. Seine ruhige Art und die Ausübung dieser besonderen Schriftmalerei haben mich stets fasziniert.
Bis zu meinem 20. Lebensjahr habe ich bei Meister Ito Suzan Unterricht genommen. Wegen des Studiums konnte ich in den letzten Jahren nur noch meine fertigen Arbeiten zeigen, welche er für mich korrigierte. Die Kalligrafie ist zu meiner Leidenschaft geworden, welche mir bis heute erhalten geblieben ist.
Welche Kraft schöpfen Sie aus dieser Tätigkeit?
Innere Ruhe und absolute Konzentration, sich Gedanken machen über die Bedeutung des Wortes oder Satzes, wie es sich in ein Bild zusammensetzt, und dies in Sekundenschnelle mit dem Pinsel auf ein Papier zu bringen, erfüllt mich in diesem Moment mit Glück und Zufriedenheit. Allein schon der Duft der Tusche lässt mich entspannen.
Sie unterrichten diese Kunstform der Ausdrucksweise; was ist die Herausforderung dabei?
Welche Leute besuchen Ihre Kurse?
Diese Aufgabe erfüllt meinen Geist und macht mich zufrieden, auch wenn ich nach dem Kurs recht «kaputt» bin, aber trotzdem fühle ich mich richtig «erfrischt». Das geht meinen Schülern auch so. Es ist eben eine ganz besondere Art der Konzentration, die hier wirkt. Es sind ganz unterschiedliche Menschen, welche die japanische Kalligrafie lernen wollen.
Vielen bietet es eine Auszeit vom Alltag, der ja sehr stressbetont ist. Andere haben einfach Interesse an Japan, und es findet ein Austausch statt.
Zudem unterrichte ich auch halbjapanische Kinder, welche damit ihrer Kultur nähergebracht werden und mit dem Pinsel die Philosophie der Schrift auf natürliche Weise erlernen.
Ich glaube, viele Leute interpretieren aber auch zu viel in diese Arbeit rein, denn es geht nicht darum, perfekt zu sein. Es soll eine Möglichkeit sein, in sich zu ruhen und konzentriert diese eine Tätigkeit bzw. Arbeit auszuführen. Nichts anderes soll im Moment wichtig sein. Die Philosophie des Zen und die Kalligrafie haben sehr viel gemeinsam.
Was fasziniert Sie an der Papierfaltkunst Origami?
Die Faszination von Origami ist für mich, wie aus einem flachen Stück Papier durch das Falten ein schöner Gegenstand kreiert wird. Es gibt aber auch wahre Künstler dieser Papierfalterei; die falten so kleine, feine Papiere, dass sie dafür Zahnstocher benutzen statt der Finger.
Wenn ich irgendwo sitze und warte oder mir langweilig ist, dann fange ich ganz automatisch an, quadratische Papiere zu reissen und zu falten, ich merke das schon gar nicht mehr (lacht).
Welches sind die Werkzeuge und Materialien, die Sie für diese beiden Kunstformen benötigen?
Origamipapier kaufe ich in Japan, diese haben auch immer wunderbare Muster und speziell leuchtende Farben.
Die Materialien, welche ich für die Japanische Kalligrafie benötige – Papiere, den Tusch, welchen es in unterschiedlicher Qualität von Russ aus Hölzer oder Ölen gibt, wie auch die Pinsel, die aus Schaf-, Wiesel- oder Pferdehaaren bestehen – kaufe ich in meinem Lieblings-Kalligrafieshop mit grosser Auswahl in Japan.
Sprechen Sie mit Ihrer
Familie in Ihrer Muttersprache?
Mit den Kindern unterhalte ich mich in der japanischen Sprache und mit meinem Mann auf Schweizerdeutsch.
Weitere Infos bei Mitsuyo Frey-Saito: mmllfrey@bluewin.ch,
Telefon 079 211 59 29
Volleyballerin, Origamikünstlerin und Meisterin der japanischen Kalligrafie.
Interview & Bild: Reni Bircher
Seit wann leben Sie in Richterswil?
Ich bin 1993 mit meinem Mann und den zwei Kindern hierhergezogen, 1990 kam ich der Liebe wegen in die Schweiz.
Welches ist Ihr Lieblingsort in Richterswil?
Es gibt hier so viele schöne Orte: den Seeuferweg zwischen Richterswil und Wädenswil; das Horn, wo wir im Sommer oft baden und grillieren gehen mit Familie und Freunden; wenn ich in der Umgebung der Burgruine jogge und den Blick über den See und die Berge gleiten lasse …
Welche Eigenschaften schätzen Sie an einem Mitmenschen?
Die gegenseitige Wertschätzung und Respektierung.
Eine Person, die Sie bewundern?
Jede Person hat eine Geschichte und ist interessant, aber ich schätze vor allem Menschen mit einer Leidenschaft. Ich mag Tennis und bewundere Spieler wie Nadal und Federer wegen ihres Durchhaltevermögens.
Ich bewundere auch meine Mutter (*1924, †1993): sie wuchs während des Krieges auf, und als ich zur Welt kam, da war sie bereits 40 Jahre alt. Sie wäre gerne Künstlerin geworden, musste sich aber den alten Mustern «unterwerfen», heiraten und eine Familie gründen. Nicht, dass sie die Kinder nicht gewollt hätte, aber sie konnte ihr Talent als Malerin nicht weiter nutzen oder fördern. Nachdem sie gestorben war, habe ich ganz viele wunderbare Zeichnungen von ihr gefunden – sie war wirklich talentiert.
Was lesen Sie derzeit?
Ich lese oft Bücher über Zen, ich liebe auch die Gedichte und die alten Lebensweisheiten. Die Gedanken von Zen kann man sehr gut anwenden in unserem alltäglichen Leben. Momentan lese ich «Every day a good day – Happiness from Japanese Tea Culture» von Noriko Morishita und «Fresh Mind» von Sochoku Nagai.
Sie haben bereits mit sechs Jahren mit der japanischen Kalligrafie begonnen; wie kam es dazu?
Das Erlernen der Kalligrafie war zu meiner Zeit sehr populär und wurde meist im Kleinkindalter erlernt. Meine Mutter wollte, dass ich den Kalligrafieunterricht bei Meister Ito Suzan besuche. Er kam zweimal in der Woche nach Tokyo zu einem Tempel, wo er uns unterrichtete. Seine ruhige Art und die Ausübung dieser besonderen Schriftmalerei haben mich stets fasziniert.
Bis zu meinem 20. Lebensjahr habe ich bei Meister Ito Suzan Unterricht genommen. Wegen des Studiums konnte ich in den letzten Jahren nur noch meine fertigen Arbeiten zeigen, welche er für mich korrigierte. Die Kalligrafie ist zu meiner Leidenschaft geworden, welche mir bis heute erhalten geblieben ist.
Welche Kraft schöpfen Sie aus dieser Tätigkeit?
Innere Ruhe und absolute Konzentration, sich Gedanken machen über die Bedeutung des Wortes oder Satzes, wie es sich in ein Bild zusammensetzt, und dies in Sekundenschnelle mit dem Pinsel auf ein Papier zu bringen, erfüllt mich in diesem Moment mit Glück und Zufriedenheit. Allein schon der Duft der Tusche lässt mich entspannen.
Sie unterrichten diese Kunstform der Ausdrucksweise; was ist die Herausforderung dabei?
Welche Leute besuchen Ihre Kurse?
Diese Aufgabe erfüllt meinen Geist und macht mich zufrieden, auch wenn ich nach dem Kurs recht «kaputt» bin, aber trotzdem fühle ich mich richtig «erfrischt». Das geht meinen Schülern auch so. Es ist eben eine ganz besondere Art der Konzentration, die hier wirkt. Es sind ganz unterschiedliche Menschen, welche die japanische Kalligrafie lernen wollen.
Vielen bietet es eine Auszeit vom Alltag, der ja sehr stressbetont ist. Andere haben einfach Interesse an Japan, und es findet ein Austausch statt.
Zudem unterrichte ich auch halbjapanische Kinder, welche damit ihrer Kultur nähergebracht werden und mit dem Pinsel die Philosophie der Schrift auf natürliche Weise erlernen.
Ich glaube, viele Leute interpretieren aber auch zu viel in diese Arbeit rein, denn es geht nicht darum, perfekt zu sein. Es soll eine Möglichkeit sein, in sich zu ruhen und konzentriert diese eine Tätigkeit bzw. Arbeit auszuführen. Nichts anderes soll im Moment wichtig sein. Die Philosophie des Zen und die Kalligrafie haben sehr viel gemeinsam.
Was fasziniert Sie an der Papierfaltkunst Origami?
Die Faszination von Origami ist für mich, wie aus einem flachen Stück Papier durch das Falten ein schöner Gegenstand kreiert wird. Es gibt aber auch wahre Künstler dieser Papierfalterei; die falten so kleine, feine Papiere, dass sie dafür Zahnstocher benutzen statt der Finger.
Wenn ich irgendwo sitze und warte oder mir langweilig ist, dann fange ich ganz automatisch an, quadratische Papiere zu reissen und zu falten, ich merke das schon gar nicht mehr (lacht).
Welches sind die Werkzeuge und Materialien, die Sie für diese beiden Kunstformen benötigen?
Origamipapier kaufe ich in Japan, diese haben auch immer wunderbare Muster und speziell leuchtende Farben.
Die Materialien, welche ich für die Japanische Kalligrafie benötige – Papiere, den Tusch, welchen es in unterschiedlicher Qualität von Russ aus Hölzer oder Ölen gibt, wie auch die Pinsel, die aus Schaf-, Wiesel- oder Pferdehaaren bestehen – kaufe ich in meinem Lieblings-Kalligrafieshop mit grosser Auswahl in Japan.
Sprechen Sie mit Ihrer
Familie in Ihrer Muttersprache?
Mit den Kindern unterhalte ich mich in der japanischen Sprache und mit meinem Mann auf Schweizerdeutsch.
Weitere Infos bei Mitsuyo Frey-Saito: mmllfrey@bluewin.ch,
Telefon 079 211 59 29