Aktuell Wädenswil

Ugo Kappenberger, Wetterprophet aus Hütten

Ugo Kappenberger lebt in einem Einfamilienhaus in Hütten. In einer Ecke seines Gartens steht nicht wie bei so vielen ein riesengrosses Trampolin, sondern eine Wetterstation. Dies ist einigermassen ungewöhnlich, da wir normalerweise unsere Wetterprognosen aus den öffentlichen Medien beziehen oder uns einfach durch einen Blick nach draussen unser eigenes Bild machen darüber, was in den nächsten Stunden noch zu erwarten ist an Sonne, Regen oder sogar Schnee.

Interview und Bild: Ingrid Eva Liedtke

Herr Kappenberger ist ein Hobbymeteorologe. Den Stein des Anstosses gab sein Hund. Der muss täglich ausgeführt werden. Daher bekam das Thema Wetter eine neue Bedeutung und Wichtigkeit. «Mein Cousin, ein Meteorologe, riet mir, ich solle mir doch eine Wetterstation zulegen. Dann wisse ich immer ziemlich genau Bescheid über das Wetter.» Diesen Rat hat Ugo Kappenberger befolgt und in seinem Garten eine Davis-Station installiert. «Diese übermittelt alle zwei Sekunden die neusten Daten via Funk auf den Computer. Eine spezielle Software wertet die Daten aus und man ist immer auf dem Laufenden.»

Wetter nicht zu verhindern

Diese Daten sind natürlich immer Momentaufnahmen und es braucht die Beobachtung über eine längere Zeit, um wirklich schlüssige Folgerungen zu ziehen. «Zudem kann man das Wetter nicht verhindern und so kann es passieren, dass bei plötzlichen Windspitzen Nachbars Trampolin dann plötzlich in meinem Garten liegt», schmunzelt Ugo Kappenberger. Als Hütten noch eine eigene Gemeinde mit Gemeindeblatt war, wurden Kappenbergers Wetterdaten immer am Jahresende darin publiziert, das heisst die auffälligsten Wetterphänomene, bzw. Temperaturspitzen, stärksten Winde, intensivster Regenfall.

Wetternews im Wädenswiler Anzeiger

Im Wädenswiler Anzeiger werden die Wetternews von Hütten neu dreimal im Jahr erscheinen. Was hat das mit dem Klima zu tun? Um seinen Wandel zu bewerten, müssten die Daten von mindestens ein paar Jahrzehnten verglichen werden, meint Kappenberger. Seine Auswertungen für ein Jahr Wetter in Hütten seien daher eben nur Wetterausschnitte, die noch nicht wirklich repräsentativ seien. 

Der Hund von Ugo Kappenberger ist sieben Jahre alt. Stolz zeigt er mir Fotos seines Australian Shepherd. Ebenso lange steht die Wetterstation nun schon im Garten von Kappenbergers, seit 2012 genau. Wieso im Garten? Gäbe es bessere Orte? «Sicher gäbe es die, aber ich will ja wissen, wie das Wetter vor meiner Haustüre, eben in meinem Garten ist», sagt Ugo Kappenberger mit einem verschmitzten Lachen. Trotzdem gibt es schon ein paar Regeln, die zu beachten sind. Der Windmesser sollte zum Beispiel zehn Meter über dem Boden angebracht sein. Man kann ihn überall aufstellen, besser an sonniger Lage, nicht etwa in einem Wald. Das Thermometer muss zwei Meter über grünem Naturboden angebracht sein. Jede Lage ist wieder ein bisschen anders, deshalb sind die Daten auch nur aussagekräftig für den jeweiligen Standort. Das aktuelle Wetter ist also sehr subjektiv. «Das interessiert mich, nicht unbedingt das Klima.»

Aber am Klima kommt man ja nicht vorbei und so drängt sich die Frage nach dem Klimawandel auf, obwohl Herr Kappenberger gerne Wetter und Klima getrennt betrachten will. «Das Wetter ist eine Momentaufnahme. Das Klima eine Entwicklung auf lange Sicht. Man muss Wetterdaten und -auswertungen über etwa hundert Jahre studieren, um Schlüsse zu ziehen», sagt er.

Schwankungen normal

Trotzdem hängt beides zusammen und die aktuellen Fragestellungen lassen sich nicht so leicht zur Seite schieben. «Man weiss, dass das Wetter und das Klima schon immer Schwankungen unterworfen waren, teilweise sogar grossen Schwankungen. Es gab im Mittelalter in Europa eine kleine Eiszeit. 

Was denkt Ugo Kappenberger, wie viel des Klimawandels menschengemacht ist? «Ich schätze mal 60–70% – und das potenziert sich halt leider. Zum Beispiel verdunkeln die Brände in Australien die Sonne. So kann – einfach gesagt – wenig verdunsten und es gibt daher auch keinen Wasserdampf und somit keinen Niederschlag. Schwankungen gab es schon immer, aber nicht in diesem Ausmass.»

Zum Schluss stellt sich die entscheidende Frage: Was können, was sollten wir tun? «Da gibt es nur eine Antwort: Den Gürtel enger schnallen! Weniger fossiler Brennstoffverbrauch, keine Südfrüchte im Dezember, weniger Fleisch, keine Flugreisen, bewusster Umgang mit unseren Ressourcen!»

Im Wädenswiler Anzeiger sagt uns ab sofort Herr Kappenberger alle vier Monate, welches Wetter unsere Jahreszeiten bestimmt. 

2019: das waren die Wetterrekorde in Hütten

Folgende Daten wurden in Hütten von der Wetterstation «im Boden» aufgezeichnet. Die Station befindet sich auf 47 Grad 10′ 37,91″ Nord und 8 Grad 40′ 14,80″ Ost, die Höhe über Meer beträgt 744 Meter. 

Temperaturen:
Höchste Temperatur: 30. Juni, 18.30 Uhr, mit 33,7 Grad Celsius.
Niedrigste Temperatur: 7. Februar, 01.30 Uhr, mit -8,3 Grad Celsius.
Längste Periode von Eistagen*: 3. bis 8. Februar  = 5 Tage. 

Niederschlag:
Regenreichster Monat: Mai mit 206,8 mm.
Intensivster Regen: 14. Juli 20 Uhr mit  195,2 mm resp. Liter pro m2. (Auf eine Stunde hochgerechnet. Zum Glück fielen bei diesem kurzen Unwetter jedoch nur rund 40,1 Liter Regen.)

Wind:**
Höchste Windgeschwindigkeit: 6. Juli 15.30 Uhr mit 78,9 km/h aus Westen. 

Erläuterungen:
*Eistage sind Tage, bei welchen während 24 Std. das Thermometer nie die 0 Grad überschreitet. 

** Die Wetterstation liegt bezüglich Wind an einer relativ geschützten Lage.

Für weitere Auskünfte: Ugo R. Kappenberger, Tel. 044 770 35 55 oder 079 327 94 92      

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