Das Offene Forum lud erneut zu einer spannenden Gesprächsrunde ein. Annette Etzel und Martin Gross erklärten ihre Sichtweise zum Thema «Vertrauen» und was es ihnen bedeutet. Umrahmt wurde der Abend vom Liedergut des Sängervereins.
Bereits zum sechsten Mal durften Interessierte im Mehrzwecksaal im Schulhaus Feld II beiwohnen, wenn Fredy Staub – Initiator und Moderator der Gesprächsrunden – den Meinungen und Erfahrungen zweier Richterswiler Bürger lauschen. Geladen worden war die Künstlerin und ehemalige Chacheli-Betreiberin Annette Etzel sowie der ausgebildete Wanderleiter und Schulleiter/Lehrer in Pension Martin Gross. Die beiden kennen sich schon seit der Zeit, als ihre Kinder zusammen in die gleiche Spielgruppe gegangen sind.
Den Abend bestritten jedoch nicht nur die drei Gesprächspartner: unter der Leitung ihres langjährigen Dirigenten Claudio Danuser sorgte der Sängerverein Richterswil mit vier Liedern für eine musikalische Einstimmung. Einzelne Stücke wurden von der Pianistin Eleonora Em-Van Wieringen begleitet. Zur Begrüssung zitierte Sängerverein-Präsident Fritz van Wieringen den deutschen Dichter Matthias Claudius: «Die grösste Ehre, die man einem Menschen antun kann, ist die, dass man zu ihm Vertrauen hat».
Vertrauen oder Misstrauen?
Fredy Staub – freischaffender Theologe, Seminarleiter und Autor – widmete den Abend eben diesem Thema: Vertrauen. Wird das als Kind erlernt, muss man es erarbeiten oder hat man das einfach? Fragen, auf die beide geladenen Persönlichkeiten Antwort geben durften, basierend auf eigenen Erfahrungen. So war es für Annette Etzel prägend, dass ihre Mutter trotz der schwierigen Lebensumstände – Grossfamilie mit sieben Geschwistern, der Vaters verstarb früh – immer für sie da war. Dies sieht sie als Vorteil für ihren weiteren Lebensweg. Prinzipiell sei sie ein offener Typ, gehe positiv an einen Menschen heran. Trotzdem gebe es Momente, Situationen oder Umstände, in denen sie auch einer ihr bekannten Person nicht völlig vertrauen könne: «Das ist auch abhängig von meinem eigenen momentanen (Gefühls-)Zustand».
Als Schulleiter oder Wanderleiter weiss Martin Gross, dass Vertrauen ein wesentlicher Bestandteil dieser Tätigkeit ist. Er bekommt von den Leuten einen Vertrauensvorschuss, und diesen muss er gewissenhaft verwalten und erhalten. Er empfindet den Spruch «Kleider machen Leute» nicht bloss aus der Luft gegriffen, denn durch korrektes Auftreten in einer bestimmten Position/Funktion schaffe man Vertrauen. «Ich bin als Schulleiter sicher nie in kurzen Hosen aufgetreten», erklärt Martin Gross dazu. Das sei vielleicht als Wanderleiter möglich. Er bezeichnet sich ebenfalls als positiv denkenden Menschen, was ab und zu halt doch zu Enttäuschungen führe. Trotzdem: «Mit dieser Grundeinstellung lebe ich recht gut», ist der aktive Pensionär sicher.
Ist Misstrauen nötig? Ein Problem sieht Gross im Umgang mit den Medien: «Man muss vor allem den Kindern und Jugendlichen erklären, dass nicht alles wahr ist und hinterfragt werden muss». Eine ganz perfide Masche sei der Missbrauch von Emotionen, findet Annette Etzel.
Wenn im Laden oder privat etwas gestohlen wurde, so hätte sie sich davon distanzieren, es nicht als ihr Problem ansehen müssen. «Die Person, die das gestohlen hat, kann kaum richtig glücklich werden damit.» Dabei hilft der kreativen Frau ihre Grundeinstellung: «Wenn ich nur misstrauisch bin, dann ist das Leben um einiges weniger farbenfroh, und ich möchte kein Leben ohne Vertrauen führen».
Ist Vertrauen notwendig?
Ein Dasein ohne das Vertrauen zu anderen oder sich selbst empfinden beide Referenten als unmöglich. Aber es müsse immer daran gearbeitet werden. So auch in einer Beziehung: «Das ist ein ständiger Prozess, in dem wir Vertrauen aufbauen, es uns schenken und auch geniessen», erläutert der Familienvater. Seine Gesprächspartnerin erklärt, wie sehr die Unbeständigkeit der heutigen Welt ihr Unsicherheit bringe und somit oft auch das Vertrauen ins Wanken gerate. «Für mich ist das ein echtes Wechselbad.»
Etzel sinniert darüber, dass es anscheinend «immer mehr» sein muss, immer höher, weiter, besser. Dabei sollte es um den Moment gehen: es sei wichtig, dass man sich wohl fühle und zufrieden sei. «Wenn mehr Zufriedenheit da ist, ist da auch mehr Glück und schliesslich mehr Vertrauen», ist sie überzeugt.
Der Mensch ist darauf angewiesen, dass er anderen vertrauen kann, dass sie aber auch ihm vertrauen. Als optimale Grundlage dafür bezeichnet Etzel Ehrlichkeit, Verlässlichkeit und den positiven Umgang mit den Menschen, das fördere die Glaubwürdigkeit des Einzelnen. Zudem soll man authentisch sein, denn: «Sich selber anders geben, als man ist, das sorgt beim Gegenüber für Misstrauen». Martin Gross fügt an, dass er als Wanderleiter eine Vertrauensbasis bekomme, mit der er sorgfältig umgehen muss. «Ich fördere das Vertrauen in mich, in dem ich mich gut auf die Wanderung vorbereite, mich der Fitness und den Bedürfnissen des Einzelnen annehme, Empathie zeige bei Problemen».
Das Salz in der Suppe
Eine Enttäuschung bei einem Vertrauensmissbrauch zum Ausdruck zu bringen ist legitim, ansonsten könnte es sein, dass die Resignation Einzug hält. Ganz entscheidend erachtet Gross das Urvertrauen der Kinder in die Kompetenz der Eltern. Diese soll untermauert und nicht enttäuscht werden. Ebenso wie Vertrauen in die Kinder investiert werden muss, so muss das Vertrauen in sich selber bei den Kindern gefördert werden. «Ich glaube, das haben wir bei unseren drei Kindern geschafft», freut sich der ehemalige Schulleiter. Die neustens als ausgebildete Pflegeassistentin arbeitende Annette Etzel meint, dass das Vertrauen zu sich selber wesentlich ist.
Einen Tipp, etwas was den Zuhörer des Forums weiterbringen könnte? «Vertrauen ist wie das Salz in der Suppe; ohne ist das Leben fade», antwortet Etzel. Ohne sei kein Licht, keine Farbe da, das Leben eintönig. Nachdem die Gesprächsteilnehmer mit bestem Dank und viel Applaus geendet hatten, erfrischten die Mannen vom Sängerverein nochmals durch ihren gelungenen Auftritt. Sie brachten nicht nur mehrsprachiges, sondern auch erheiterndes Liedgut, so dass das Publikum den Schweissfilm auf Stirn und Rücken getrost kurzzeitig vergessen durfte. Abschliessend wurde wie an jedem Forumsabend ein Helikopterflug ausgelost und die anwesende Redaktorin kurzerhand zur Glücksfee erkoren. Sie durfte Annette Etzel zur glücklichen Gewinnerin ausrufen, die sich riesig darüber freute. Abschliessend wurde beim Apéro angeregt diskutiert und philosophiert. (rb)
Offenes Forum: «Beziehungen» – Wie kann ich meine Beziehungen verbessern? Ein Bäckermeister trifft einen Ex-Sportchef. Mit Albert Baggenstoss Junior und Lorenzo Migani.
25. September, 20 Uhr, Mehrzwecksaal Schulhaus Feld II, Feldstrasse 9, Richterswil.
www.fredystaub.ch
www.saengerverein-richterswil.ch
Das Offene Forum lud erneut zu einer spannenden Gesprächsrunde ein. Annette Etzel und Martin Gross erklärten ihre Sichtweise zum Thema «Vertrauen» und was es ihnen bedeutet. Umrahmt wurde der Abend vom Liedergut des Sängervereins.
Bereits zum sechsten Mal durften Interessierte im Mehrzwecksaal im Schulhaus Feld II beiwohnen, wenn Fredy Staub – Initiator und Moderator der Gesprächsrunden – den Meinungen und Erfahrungen zweier Richterswiler Bürger lauschen. Geladen worden war die Künstlerin und ehemalige Chacheli-Betreiberin Annette Etzel sowie der ausgebildete Wanderleiter und Schulleiter/Lehrer in Pension Martin Gross. Die beiden kennen sich schon seit der Zeit, als ihre Kinder zusammen in die gleiche Spielgruppe gegangen sind.
Den Abend bestritten jedoch nicht nur die drei Gesprächspartner: unter der Leitung ihres langjährigen Dirigenten Claudio Danuser sorgte der Sängerverein Richterswil mit vier Liedern für eine musikalische Einstimmung. Einzelne Stücke wurden von der Pianistin Eleonora Em-Van Wieringen begleitet. Zur Begrüssung zitierte Sängerverein-Präsident Fritz van Wieringen den deutschen Dichter Matthias Claudius: «Die grösste Ehre, die man einem Menschen antun kann, ist die, dass man zu ihm Vertrauen hat».
Vertrauen oder Misstrauen?
Fredy Staub – freischaffender Theologe, Seminarleiter und Autor – widmete den Abend eben diesem Thema: Vertrauen. Wird das als Kind erlernt, muss man es erarbeiten oder hat man das einfach? Fragen, auf die beide geladenen Persönlichkeiten Antwort geben durften, basierend auf eigenen Erfahrungen. So war es für Annette Etzel prägend, dass ihre Mutter trotz der schwierigen Lebensumstände – Grossfamilie mit sieben Geschwistern, der Vaters verstarb früh – immer für sie da war. Dies sieht sie als Vorteil für ihren weiteren Lebensweg. Prinzipiell sei sie ein offener Typ, gehe positiv an einen Menschen heran. Trotzdem gebe es Momente, Situationen oder Umstände, in denen sie auch einer ihr bekannten Person nicht völlig vertrauen könne: «Das ist auch abhängig von meinem eigenen momentanen (Gefühls-)Zustand».
Als Schulleiter oder Wanderleiter weiss Martin Gross, dass Vertrauen ein wesentlicher Bestandteil dieser Tätigkeit ist. Er bekommt von den Leuten einen Vertrauensvorschuss, und diesen muss er gewissenhaft verwalten und erhalten. Er empfindet den Spruch «Kleider machen Leute» nicht bloss aus der Luft gegriffen, denn durch korrektes Auftreten in einer bestimmten Position/Funktion schaffe man Vertrauen. «Ich bin als Schulleiter sicher nie in kurzen Hosen aufgetreten», erklärt Martin Gross dazu. Das sei vielleicht als Wanderleiter möglich. Er bezeichnet sich ebenfalls als positiv denkenden Menschen, was ab und zu halt doch zu Enttäuschungen führe. Trotzdem: «Mit dieser Grundeinstellung lebe ich recht gut», ist der aktive Pensionär sicher.
Ist Misstrauen nötig? Ein Problem sieht Gross im Umgang mit den Medien: «Man muss vor allem den Kindern und Jugendlichen erklären, dass nicht alles wahr ist und hinterfragt werden muss». Eine ganz perfide Masche sei der Missbrauch von Emotionen, findet Annette Etzel.
Wenn im Laden oder privat etwas gestohlen wurde, so hätte sie sich davon distanzieren, es nicht als ihr Problem ansehen müssen. «Die Person, die das gestohlen hat, kann kaum richtig glücklich werden damit.» Dabei hilft der kreativen Frau ihre Grundeinstellung: «Wenn ich nur misstrauisch bin, dann ist das Leben um einiges weniger farbenfroh, und ich möchte kein Leben ohne Vertrauen führen».
Ist Vertrauen notwendig?
Ein Dasein ohne das Vertrauen zu anderen oder sich selbst empfinden beide Referenten als unmöglich. Aber es müsse immer daran gearbeitet werden. So auch in einer Beziehung: «Das ist ein ständiger Prozess, in dem wir Vertrauen aufbauen, es uns schenken und auch geniessen», erläutert der Familienvater. Seine Gesprächspartnerin erklärt, wie sehr die Unbeständigkeit der heutigen Welt ihr Unsicherheit bringe und somit oft auch das Vertrauen ins Wanken gerate. «Für mich ist das ein echtes Wechselbad.»
Etzel sinniert darüber, dass es anscheinend «immer mehr» sein muss, immer höher, weiter, besser. Dabei sollte es um den Moment gehen: es sei wichtig, dass man sich wohl fühle und zufrieden sei. «Wenn mehr Zufriedenheit da ist, ist da auch mehr Glück und schliesslich mehr Vertrauen», ist sie überzeugt.
Der Mensch ist darauf angewiesen, dass er anderen vertrauen kann, dass sie aber auch ihm vertrauen. Als optimale Grundlage dafür bezeichnet Etzel Ehrlichkeit, Verlässlichkeit und den positiven Umgang mit den Menschen, das fördere die Glaubwürdigkeit des Einzelnen. Zudem soll man authentisch sein, denn: «Sich selber anders geben, als man ist, das sorgt beim Gegenüber für Misstrauen». Martin Gross fügt an, dass er als Wanderleiter eine Vertrauensbasis bekomme, mit der er sorgfältig umgehen muss. «Ich fördere das Vertrauen in mich, in dem ich mich gut auf die Wanderung vorbereite, mich der Fitness und den Bedürfnissen des Einzelnen annehme, Empathie zeige bei Problemen».
Das Salz in der Suppe
Eine Enttäuschung bei einem Vertrauensmissbrauch zum Ausdruck zu bringen ist legitim, ansonsten könnte es sein, dass die Resignation Einzug hält. Ganz entscheidend erachtet Gross das Urvertrauen der Kinder in die Kompetenz der Eltern. Diese soll untermauert und nicht enttäuscht werden. Ebenso wie Vertrauen in die Kinder investiert werden muss, so muss das Vertrauen in sich selber bei den Kindern gefördert werden. «Ich glaube, das haben wir bei unseren drei Kindern geschafft», freut sich der ehemalige Schulleiter. Die neustens als ausgebildete Pflegeassistentin arbeitende Annette Etzel meint, dass das Vertrauen zu sich selber wesentlich ist.
Einen Tipp, etwas was den Zuhörer des Forums weiterbringen könnte? «Vertrauen ist wie das Salz in der Suppe; ohne ist das Leben fade», antwortet Etzel. Ohne sei kein Licht, keine Farbe da, das Leben eintönig. Nachdem die Gesprächsteilnehmer mit bestem Dank und viel Applaus geendet hatten, erfrischten die Mannen vom Sängerverein nochmals durch ihren gelungenen Auftritt. Sie brachten nicht nur mehrsprachiges, sondern auch erheiterndes Liedgut, so dass das Publikum den Schweissfilm auf Stirn und Rücken getrost kurzzeitig vergessen durfte. Abschliessend wurde wie an jedem Forumsabend ein Helikopterflug ausgelost und die anwesende Redaktorin kurzerhand zur Glücksfee erkoren. Sie durfte Annette Etzel zur glücklichen Gewinnerin ausrufen, die sich riesig darüber freute. Abschliessend wurde beim Apéro angeregt diskutiert und philosophiert. (rb)
Offenes Forum: «Beziehungen» – Wie kann ich meine Beziehungen verbessern? Ein Bäckermeister trifft einen Ex-Sportchef. Mit Albert Baggenstoss Junior und Lorenzo Migani.
25. September, 20 Uhr, Mehrzwecksaal Schulhaus Feld II, Feldstrasse 9, Richterswil.
www.fredystaub.ch
www.saengerverein-richterswil.ch