Seit Anfang Jahr hat der Hüttner Musikverein einen neuen Dirigenten. Peter Galliker will im schon 85-jährigen Verein die Euphorie für die Musik neu erwecken. Was er mitbringt ist seine eigene lebenslange Begeisterung und einen soliden Werdegang.
Wie kommt man als musikliebender und begabter Mensch zu einem Musikverein? Hätte man nicht auch eine Band gründen oder eine Solokarriere starten können?
Auch Peter Galliker, seit Januar neuer Dirigent des Musikvereins Hütten, hat sich diese Fragen gestellt als er jung war und mit Leidenschaft Tanzmusik gespielt hat, wie schon sein Vater.
Dass die Schweiz ein hartes Pflaster ist für Künstler und er ein solides Leben der Unsicherheit vorzog, ist das Eine – Galliker hat jung geheiratet und eine Familie gegründet. Doch eigentlich hat bei ihm die Familientradition und die Liebe zum Vereinsleben die entscheidende Rolle gespielt. Jetzt schätzt er daran auch, dass er Musik machen darf und nicht muss.
Schon der Vater musizierte in der Musikgesellschaft Hirzel, und er unterrichtete seinen Sohn von 1977–1982 auf Klarinette und Saxophon.
Wächst man in Dörfern wie Schönenberg, Hütten oder Hirzel auf, kommt man automatisch mit der dort herrschenden Vereinskultur in Berührung. Viele Familien wirken tatkräftig und begeistert in einem Verein mit. Man geniesst und schätzt die Zusammengehörigkeit und das Gemeinschaftsleben. Es gibt Theatervereine, Turnvereine, in gewissen Dörfern noch Frauenvereine, in Schönenberg und Hütten neu wieder Dorfvereine und eben die Musikvereine. Der Musikverein Hütten feiert dieses Jahr sein 85-jähriges Bestehen, und sein neuer Dirigent hat sich einiges vorgenommen. Er möchte die Freude für die Musik vermitteln durch das gemeinsame Musizieren, aber auch die Begeisterung in denen wecken, die vielleicht schon lange gerne mit dabei wären. Er will jenen Mut machen, die meinen, sie könnten die Anforderungen sowieso nicht erfüllen. Eigentlich sei die einzige Anforderung, dass man ein Blasinstrument spiele. Und selbst wenn diese nicht erfüllt sei, gäbe es noch Möglichkeiten am Schlagwerk mitzumachen. Dafür brauche es nur ein gutes Taktgefühl, meint Peter Galliker. Auch Ehemalige sind herzlich zum Wiedereinstieg eingeladen. Unsicherheiten sollen keinen Hinderungsgrund darstellen, weil man sich immer gegenseitig helfe und unterstütze. Das bestätigt auch seine Frau Patrizia Galliker und erinnert sich an ihre eigenen Anfänge. Für jeden kann der geeignete Platz gefunden werden, und nicht jeder muss die erste Stimme spielen.
Peter Galliker wünscht sich wieder mehr Stimmen im Orchester zu haben. Fürs erste hat er sich vorgenommen fünf neue Musikbegeisterte zu finden und so auf 35 Mitglieder aufzustocken.
Schon mit elf Jahren stieg der junge Peter in der Musikgesellschaft Hirzel ein. 1986 wechselte er dann in den Musikverein Schönenberg, einerseits aus jugendlichem Übermut – wie er heute sagt – und auch, weil seine Freundin und zukünftige Frau Patrizia Vassella mitwirkte.
Doch wie kommt man zum Dirigentenstab? «Man muss der Typ dafür sein», sagt Galliker.
Da gab es dann auch einige nennenswerte Stationen, wie das Repräsentationsorchester des Schweizerischen Armeespiels, zwei Jahre Ausbildung am Konservatorium Luzern, Musikstudium in der Blasmusikdirektion Typ B, Sax-Unterricht und Jazzschule, die Leitung einer Big Band, Stationen als Musikalischer Leiter in Obfelden und Hombrechtikon und schliesslich Musikalischer Leiter in Schönenberg 1993–2001. Dann, 2008, übernahm er die Leitung im Hirzel. Da wären jedoch die Übungstage aufeinander gefallen und darum hat er in Schönenberg aufgehört.
Immer wieder gerne erinnern sich beide Gallikers an die grossen Momente im Vereinsleben, zum Beispiel an den jährlich stattfindenden Kreismusiktag, dem Peter Galliker zweimal im OK und einmal sogar als Präsident vorstand. «Da kommen alle Vereine vom linken Zürichseeufer und dem Sihltal zusammen. Das sind jeweils beeindruckende 700–800 Leute.» schwärmt er.
Schnell merkt man, dass das Musizieren Gallikers Lebenselixier ist. Doch hier wird nicht an der Kunst gelitten, sondern Freude und Leichtigkeit durchdringen ihr Engagement und lassen viel Platz für alle, die es auch probieren wollen. Auch die Kinder sind schon beide in der Hirzler Musikgesellschaft dabei – Gallikers wohnen im Hirzel. Wichtig ist, dass niemand muss. Die Liebe zur Musik wächst nur auf freiwilliger Basis gut. So trifft man sich dann abends nach den Proben und tauscht sich aus oder diskutiert die Stückeauswahl für das jährlich neu zusammengestellte Repertoire. So schaltet Peter Galliker ab, nach einem stressigen Tag in seinem eigenen Betrieb – übrigens ein Familienbetrieb. Die Freizeit wird der Musik gewidmet. Dafür komme der Sport zu kurz, meint Peter Galliker lachend und streicht sich über seinen Bauchansatz.
Letztes Jahr hat er den Dirigentenstab der Musikgesellschaft Hirzel niedergelegt, um eine Pause einzuschalten. Nach zehn Jahren war es Zeit dafür. «Man soll gehen, wenn es am Schönsten ist.»
Er hat ein Jahr pausiert, das Haus renoviert. «Doch irgendwann dann hat es mir schon gefehlt», erzählt er. «Für meine Zukunft habe ich mir aber vorgenommen, rechtzeitig aufzuhören.» so der 50-Jährige. Vorläufig könne er die Leute noch begeistern. Auch ist ihm eine gute Beziehung zu den Musikern wichtig. So kommt es auch, dass er mit allen Vereinen, die er mal geleitet hat, einen guten Kontakt pflegt. «Es sind vier Vereine, in denen ich immer noch gerne gesehen bin. Hirzel hat mich sogar zum Ehrendirigenten ernannt und Schönenberg zum Ehrenmitglied. Das freut mich sehr!»
Seine Begeisterung und sein Können als Dirigent und Musiker hat Peter Galliker nun in den Dienst des Musikvereins Hütten gestellt. Für das diesjährige Muttertagskonzert in der Kirche Hütten hat er, gemeinsam mit der Musikkommission, das Programm zusammengestellt. Darunter «Pegamo», ein Konzertmarsch, den die Mitglieder der Musikgesellschaft Hirzel für ihren ehemaligen Dirigenten komponieren liessen. (Bericht hierzu)
(Ingrid Eva Liedtke)
Seit Anfang Jahr hat der Hüttner Musikverein einen neuen Dirigenten. Peter Galliker will im schon 85-jährigen Verein die Euphorie für die Musik neu erwecken. Was er mitbringt ist seine eigene lebenslange Begeisterung und einen soliden Werdegang.
Wie kommt man als musikliebender und begabter Mensch zu einem Musikverein? Hätte man nicht auch eine Band gründen oder eine Solokarriere starten können?
Auch Peter Galliker, seit Januar neuer Dirigent des Musikvereins Hütten, hat sich diese Fragen gestellt als er jung war und mit Leidenschaft Tanzmusik gespielt hat, wie schon sein Vater.
Dass die Schweiz ein hartes Pflaster ist für Künstler und er ein solides Leben der Unsicherheit vorzog, ist das Eine – Galliker hat jung geheiratet und eine Familie gegründet. Doch eigentlich hat bei ihm die Familientradition und die Liebe zum Vereinsleben die entscheidende Rolle gespielt. Jetzt schätzt er daran auch, dass er Musik machen darf und nicht muss.
Schon der Vater musizierte in der Musikgesellschaft Hirzel, und er unterrichtete seinen Sohn von 1977–1982 auf Klarinette und Saxophon.
Wächst man in Dörfern wie Schönenberg, Hütten oder Hirzel auf, kommt man automatisch mit der dort herrschenden Vereinskultur in Berührung. Viele Familien wirken tatkräftig und begeistert in einem Verein mit. Man geniesst und schätzt die Zusammengehörigkeit und das Gemeinschaftsleben. Es gibt Theatervereine, Turnvereine, in gewissen Dörfern noch Frauenvereine, in Schönenberg und Hütten neu wieder Dorfvereine und eben die Musikvereine. Der Musikverein Hütten feiert dieses Jahr sein 85-jähriges Bestehen, und sein neuer Dirigent hat sich einiges vorgenommen. Er möchte die Freude für die Musik vermitteln durch das gemeinsame Musizieren, aber auch die Begeisterung in denen wecken, die vielleicht schon lange gerne mit dabei wären. Er will jenen Mut machen, die meinen, sie könnten die Anforderungen sowieso nicht erfüllen. Eigentlich sei die einzige Anforderung, dass man ein Blasinstrument spiele. Und selbst wenn diese nicht erfüllt sei, gäbe es noch Möglichkeiten am Schlagwerk mitzumachen. Dafür brauche es nur ein gutes Taktgefühl, meint Peter Galliker. Auch Ehemalige sind herzlich zum Wiedereinstieg eingeladen. Unsicherheiten sollen keinen Hinderungsgrund darstellen, weil man sich immer gegenseitig helfe und unterstütze. Das bestätigt auch seine Frau Patrizia Galliker und erinnert sich an ihre eigenen Anfänge. Für jeden kann der geeignete Platz gefunden werden, und nicht jeder muss die erste Stimme spielen.
Peter Galliker wünscht sich wieder mehr Stimmen im Orchester zu haben. Fürs erste hat er sich vorgenommen fünf neue Musikbegeisterte zu finden und so auf 35 Mitglieder aufzustocken.
Schon mit elf Jahren stieg der junge Peter in der Musikgesellschaft Hirzel ein. 1986 wechselte er dann in den Musikverein Schönenberg, einerseits aus jugendlichem Übermut – wie er heute sagt – und auch, weil seine Freundin und zukünftige Frau Patrizia Vassella mitwirkte.
Doch wie kommt man zum Dirigentenstab? «Man muss der Typ dafür sein», sagt Galliker.
Da gab es dann auch einige nennenswerte Stationen, wie das Repräsentationsorchester des Schweizerischen Armeespiels, zwei Jahre Ausbildung am Konservatorium Luzern, Musikstudium in der Blasmusikdirektion Typ B, Sax-Unterricht und Jazzschule, die Leitung einer Big Band, Stationen als Musikalischer Leiter in Obfelden und Hombrechtikon und schliesslich Musikalischer Leiter in Schönenberg 1993–2001. Dann, 2008, übernahm er die Leitung im Hirzel. Da wären jedoch die Übungstage aufeinander gefallen und darum hat er in Schönenberg aufgehört.
Immer wieder gerne erinnern sich beide Gallikers an die grossen Momente im Vereinsleben, zum Beispiel an den jährlich stattfindenden Kreismusiktag, dem Peter Galliker zweimal im OK und einmal sogar als Präsident vorstand. «Da kommen alle Vereine vom linken Zürichseeufer und dem Sihltal zusammen. Das sind jeweils beeindruckende 700–800 Leute.» schwärmt er.
Schnell merkt man, dass das Musizieren Gallikers Lebenselixier ist. Doch hier wird nicht an der Kunst gelitten, sondern Freude und Leichtigkeit durchdringen ihr Engagement und lassen viel Platz für alle, die es auch probieren wollen. Auch die Kinder sind schon beide in der Hirzler Musikgesellschaft dabei – Gallikers wohnen im Hirzel. Wichtig ist, dass niemand muss. Die Liebe zur Musik wächst nur auf freiwilliger Basis gut. So trifft man sich dann abends nach den Proben und tauscht sich aus oder diskutiert die Stückeauswahl für das jährlich neu zusammengestellte Repertoire. So schaltet Peter Galliker ab, nach einem stressigen Tag in seinem eigenen Betrieb – übrigens ein Familienbetrieb. Die Freizeit wird der Musik gewidmet. Dafür komme der Sport zu kurz, meint Peter Galliker lachend und streicht sich über seinen Bauchansatz.
Letztes Jahr hat er den Dirigentenstab der Musikgesellschaft Hirzel niedergelegt, um eine Pause einzuschalten. Nach zehn Jahren war es Zeit dafür. «Man soll gehen, wenn es am Schönsten ist.»
Er hat ein Jahr pausiert, das Haus renoviert. «Doch irgendwann dann hat es mir schon gefehlt», erzählt er. «Für meine Zukunft habe ich mir aber vorgenommen, rechtzeitig aufzuhören.» so der 50-Jährige. Vorläufig könne er die Leute noch begeistern. Auch ist ihm eine gute Beziehung zu den Musikern wichtig. So kommt es auch, dass er mit allen Vereinen, die er mal geleitet hat, einen guten Kontakt pflegt. «Es sind vier Vereine, in denen ich immer noch gerne gesehen bin. Hirzel hat mich sogar zum Ehrendirigenten ernannt und Schönenberg zum Ehrenmitglied. Das freut mich sehr!»
Seine Begeisterung und sein Können als Dirigent und Musiker hat Peter Galliker nun in den Dienst des Musikvereins Hütten gestellt. Für das diesjährige Muttertagskonzert in der Kirche Hütten hat er, gemeinsam mit der Musikkommission, das Programm zusammengestellt. Darunter «Pegamo», ein Konzertmarsch, den die Mitglieder der Musikgesellschaft Hirzel für ihren ehemaligen Dirigenten komponieren liessen. (Bericht hierzu)
(Ingrid Eva Liedtke)