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1. Mai-Ansprache mal anders

Die 1. Maifeier des Bezirkes Horgen verlief etwas anders als geplant. Die Hauptrednerin, SP-Nationalrätin Jacqueline Badran, verzichtete auf ihre Rede und trat mit den Teilnehmenden in einen informativen und spannenden Dialog. Für Speis und Trank sorgte das örtliche Organisationskomitee und für Musik die Gruppe «Vicuñas».

An der Horgner Bezirksmaifeier in Wädenswil war Jacqueline Badran als Hauptrednerin angekündigt. Da vor ihr schon drei kurze Reden gehalten worden waren, stellte sie sich vor die mehr als 50 Teilnehmenden und bat um Fragen zum Politleben und zur aktuellen Situation im Lande. So beantwortete sie die Frage nach der Verlässlichkeit der BDP in Umweltfragen mit dem Satz: «Die BDP ist der zuverlässigere Partner als die GLP», denn letztere wolle nur Steuern senken und ein paar Hauseigentümern unter dem Deckmantel des Energiesparens die Energieinvestitionen subventionieren. Zu Fragen der aktuellen Umweltsituation ist sie «dankbar für die politisierte Jugend. Aber bereits seit 1968 gibt es das Buch von H. Ch. Binswanger (NAWU-Report), der eine CO2-Abgabe vor-schlug. Schon damals waren die Probleme vorhersehbar. Trotzdem passierte lange nichts».  

Auch die AHV brauchte mehr als 50 Jahre bis sie umgesetzt wurde, die Mutterschaftsversicherung noch länger. Badran rief die Jugendlichen auf «gebt Gas, schnorrt nicht mehr».  Auf die AHV-Steuervorlage angesprochen, warb sie für ein Ja. Diese Vorlage «bringt uns einen Teilsystemwechsel. So wie wir schrittweise – leider auch mit SP und den Gewerkschaften – mit den bisherigen Unternehmensreformen in das System der Kapitalbegünstigungen eingestiegen sind, so steigen wir mit der vorliegenden Reform schrittweise aus … Mit der Vorlage steigen wir aus der Steuerdumping-Lokomotive aus. Üble Kapital-Privilegien werden aufgehoben … und es bringt uns eine Sicherung der AHV und sichert damit die Kaufkraft». Zur Frage des Rahmenabkommens sprach sie sich für Nachverhandlungen aus. «Wir müssen die reale ökonomische Situation von hunderten Millionen Menschen verbessern. So gesehen braucht die EU einen Systemwechsel zu mehr Lohnschutz und nicht wir zu weniger. Da gilt es knallhart zu bleiben». Ihre engagierten Antworten und ihr Dialog mit den Anwesenden wurden am Schluss mit Applaus belohnt, und in mündlichen Gesprächen erhielt sie für ihre lockere Intervention viel Lob.

Frauenkampf für Gleichberechtigung
Vorgängig sprach SP-Kantonsrätin Carmen Marty Fässler aus Adliswil. Die Überschrift ihrer ersten Rede an einer Mai-Kundgebung lautete: «Frauen kämpfen radikal – jetzt und überall». Wichtig sei, dass es existenzsichernde Löhne gebe, dass bezahlte Arbeit und unbezahlte Betreuungsaufgaben kombinierbar sein müssen. «Es braucht eine moderne Politik, die es schafft, dass die Leute einer Arbeit nachgehen können, die sie nicht finanziell oder organisatorisch in Schwierigkeiten bringt.»  Nötig sei eine verbesserte Vereinbarkeit von Familie und Beruf sowohl für Frauen wie für Männer. Dies gelte auch für politische Ämter. 

Für den Klimawandel
Grossen Applaus erhielt auch der 13-jährige Gymnasiast und Umweltaktivist Lukas von Boet­ticher für seinen Auftritt. Er erläuterte dem Publikum die Forderungen und Ziele der Umweltaktivisten sowie deren basisdemokratische Strukturen. Nahmen am ersten Streiktag in Zürich erst 500 Schülerinnen und Schüler teil, lag die Zahl der Demonstrierenden bei der 7. Veranstaltung im Kanton Zürich bei 20 000. Beim kommenden Streiktag am 24. Mai hofft Lukas gesamtschweizerisch auf 100 000 Teilnehmende.

Umkleiden ist Arbeitszeit
Michèle Dünki-Bättig, Präsidentin des VPOD Kanton Zürich und SP-Kantonsrätin, freute sich, dass drei Frauen eine Rede halten konnten. Es sei immerhin ein Anfang einer Veränderung. Als Gewerkschafterin freue es sie, dass es dem VPOD mit grossem Einsatz gelungen sei, dass die Zeit für das Umkleiden in Spitälern nun als Arbeitszeit anerkannt wird. Bis jetzt bedeutete dies, dass zwei Stunden pro Woche ohne Lohn gearbeitet wurde. Spitäler, die Umkleiden weiterhin nicht als Arbeitszeit betrachten, würden nun vor Gericht gezogen. «Der Fall Umkleidezeit zeigt die Wichtigkeit einer gewerkschaftlichen Organisation für die Lohnabhängigen.»  Gerade weil Frauen vorwiegend noch in Tieflohnbereichen arbeiteten, sei es wichtig, am 14. Juni am Frauenstreiktag mitzumachen. Der Forderung u. a. nach Mindestlöhnen müsse damit Nachachtung verschafft werden.

Im Anschluss an die Reden und die Fragestunde mit Jacqueline Badran spielte die Gruppe «Vicuñas» vorwiegend südamerikanische Weisen. Für die Verpflegung mit einem reichhaltigen Salat- und Kuchenbüffet, Würste vom Grill und Getränke sorgte das kleine, familiäre Organisationskomitee aus Wädenswil. Eine gelungene Veranstaltung mit zufriedenen Gesichtern. (hk)

Im Bild: Nationalrätin Jacqueline Baran (links), Michèle Dünki-Bättig, Carmen Marty Fässler

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