Vereine Wädenswil

Im Gespräch mit Mikkel Madsen

Zum ersten Mal in der Klub-Geschichte hat der HC Wädenswil seine erste Mannschaft mit einem Ausländer verstärkt. Die Rede ist von Mikkel Madsen, einem jungen, sehr talentierten Dänen. Mikkel fällt auf dem Feld nicht nur mit vielen Toren und herrlichen Kreisanspielen auf, sondern auch mit seinen langen Haaren. Der Nordländer ist neben dem Spielfeld jedoch ein stilles Wasser, weshalb er hier mit einem Interview näher vorgestellt wird.

Wädenswiler Anzeiger: Mikkel, wie sieht dein Alltag aus?
Mikkel Madsen: Ich arbeite etwa 60% bei Keller Metallbau in Richterswil als Hilfsarbeiter in der Schlosserei. Abends besuche ich pro Woche 5 Hallentrainings. Daneben gehe noch etwa vier Mal pro Woche in den Kraftraum. Dann helfe ich noch, die U17-Junioren zu trainieren. Das macht ca. 15 Stunden aktiven Sport und etwa 3–5 Stunden, während denen ich als Trainer in der Halle stehe.

Da bleibt nicht mehr viel übrig für weitere Aktivitäten …
Das stimmt: Unter der Woche und auch an den Wochenenden bin ich sehr auf Handball fokussiert. An spielfreien Wochenenden machen meine Freundin und ich jedoch gerne einen Ausflug in der Schweiz.

Du bist unterdessen bald 6 Monate hier: Wie gefällt es dir in der Schweiz? Was magst du besonders? Welche Dinge aus Dänemark fehlen dir?
Wir wohnen in Richterswil und uns gefällt es sehr hier, besonders die Natur mit Bergen und Wäldern. Weiter waren wir sehr positiv überrascht, wie nett mich alle im und um den Handball Club Wädenswil behandelt haben und uns helfend zur Seite stehen. Leider hat es diesen Winter nicht so viel Schnee gegeben. Aber wir sind bereits im Hoch Ybrig Ski fah­ren gegangen. Aus Dänemark vermisse ich am meisten meine Freunde und Familie. Was mir auch fehlt, ist die Sprache. Ich mache zum ersten Mal die Erfahrung, dass ich nicht immer alles sagen kann, was ich will. Das Leben ist schwieriger, wenn du die ganze Zeit überlegen musst, was dir die Leute sagen und wie du darauf antwortest. Mein Deutsch wird aber immer besser!

Wie sieht deine bisherige Handballkarriere aus?
Ich habe mit 6 Jahren mit Handball angefangen und zwar in meiner Heimatstadt beim Klub Skibsby Højene Idrætsforening. Mit 13 Jahren kam ich in eine Mannschaft, die aus einer Partnerschaft mit einem anderen Club entstanden ist, ähnlich der Junioren-Zusammenarbeit zwischen Wädenswil und Horgen. Diese Spielgemeinschaft heisst HF Hjørring. Im Alter von 16 bin ich dann nach Ikast gezogen, um dort ein Sport-Internat zu besuchen, wo meine eigentlich Handball-Karriere begann. Ich hatte dort die Möglichkeit, in den beiden besten dänischen Junioren-Ligen zu spielen. Nach dem Internat habe ich mich dazu entschieden, auf ein Sport College zu gehen.

In meinem letzten Jahr in Dänemark habe ich schliesslich in der dritthöchsten Erwachsenenliga des Landes gespielt.

Da du bereits für verschiedene Teams gespielt hast: Was schätzt du besonders am HCW?
Am besten gefällt mir die Freundschaft zwischen den Spielern. Das habe ich in diesem Masse noch nie erlebt. Die Mannschaft und auch der Klub wirken auf mich wie eine Familie. Unglaublich für mich sind auch die Fans an unseren Spielen. Ohne Zweifel ist das Wädenswiler Publikum das beste, vor dem ich bisher spielen durfte. Das ist besonders motivierend.

Ursprünglich war geplant, dass du eine Saison beim HCW bist. Wie sieht es für nächste Saison aus?
Als ich in die Schweiz kam, war mein erstes Ziel, ein anderes Land zu sehen und eine
andere Handballkultur zu erleben und – wenn möglich – mich handballerisch weiterzuentwickeln. Ich wollte also das mir Vertraute verlassen, etwas Neues erleben und meine Sporen abverdienen. Zum jetzigen Zeitpunkt ist es aus verschiedenen Gründen aber noch nicht klar, ob ich auch nächste Saison noch in der Schweiz bin und dann auch beim HCW. Maria und mir gefällt es jedoch sehr gut hier.

Wer ist dein Lieblingshandballer oder dein sportliches Vorbild?
Ich habe keinen Lieblingsspieler, aber ich mochte stets Ivano Balic (Kroatien) und Bo Spellerberg (Dänemark). Aron Pálmarsson (Island) mit Jahrgang 1990 ist auch eines meiner Vorbilder. Balic, weil er ein enorm guter und variantenreicher Spieler war. Pálmarsson, weil er jeweils alles so einfach aussehen lässt und Spellerberg wegen seiner grossen Spielintelligenz. Natürlich mag ich auch Superstar Mikkel Hansen (Dänemark), nur schon wegen seinen Wurfvarianten.

Zum Schluss noch die Frage, die alle um den HCW interessiert: Werdet ihr den Klassenerhalt schaffen?
Die letzten Resultate (Sieg im Spiel gegen Baden vor Weihnachten, lediglich 32:30-Niederlage gegen Tabellen­führer Suhr Aarau im Januar) haben gezeigt, dass wir in der richtigen Liga spielen. Unsere Mannschaft muss dazu jedoch in jedem einzelnen Spiel an die Grenze gehen. Mit durchschnittlichen Leistungen gewinnt man in der NLB keine Spiele. Auch müssen wir noch cleverer sein. Fehler wie im Hinspiel gegen Yellow Winterthur dürfen wir uns nicht mehr erlauben. Dass wir jedoch eher unkonventionell sind, eine offene Verteidigung haben, macht die Spiele nicht nur sehr attraktiv zum Zuschauen, sondern auch ein Stück weit schwierig für unsere Gegner. Ich glaube daher, dass wir in der NLB bleiben.

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