Politik Wädenswil

«In der Raumplanung muss ein Umdenken stattfinden»

Am vergangenen 6.  September lud die SP Wä­dens­wil zu einem Vortrag von Städtebauer Peter H. Schneider und einem Podiumsgespräch zum Thema Raumplanung.

Seit geraumer Zeit ist das Thema «Raumplanung» in Wädenswil aktuell. Verschiedene Anläufe für ein Ge­samt­konzept wurden lan­ciert, viele versandeten mehr oder weniger still. Ende Mai wurden der Bevölkerung Ergebnisse zur Zentrumsplanung präsentiert sowie die RES (Räumliche Entwicklungsstrategie) vorgestellt, welche teils durch Annahme der Kulturlandinitiative unversehens (teure) Makulatur wurde. Vor diesem Hintergrund erstaunt es, dass sich lediglich etwas mehr als 20 Personen im Höllensäli des Hotel Engel einfanden. Beim brisanten Thema Raumplanung und Wä­dens­wi­ler Stadtentwicklung könnte ein Blick über den Tellerrand und Parteigrenzen hinaus nicht schaden.

Im ersten Teil des Referats von Städtebauer Schneider fragte sich dieser, wieso es überhaupt zu Landschaftsschutz-, Kulturland- oder Zweitwohnungbauinitiativen gekommen ist. Er zeigte auf, wie die Schweiz zu einem «Stadtland» wurde, wie mittlerweile 75% der Schweizer Bevölkerung in den Ballungszentren lebt, wie aber seit 1970 die Flucht aus der Stadt und damit die Zersiedelung begann. Bemerkenswert nicht nur aus raumplanerischer ­Sicht ist der Hinweis, dass drei Viertel der Bauprojekte Neubauten auf der grünen Wiese und nur rund ein Viertel Ersatzneubauten sind.
Im zweiten Teil des Re­fe­ra­tes stellte sich die Frage «wie weiter?»

Wie weiter?

Der Referent machte auf Möglichkeiten auf­merk­sam, mit denen Raumplanung sicht­bare Resultate bringen würde. Zum einen sollten Städte wie Wädenswil nicht mehr einfach eine Baubewilligungsbehörde beschäftigen, sondern sollte diese in ein Stadtplanungsamt integriert sein. Ebenso wichtig erachtet er, dass das Gewerbe ins Dorf, resp. in die Kernzone gehört. Zudem müssen ÖV und der Veloverkehr auf Kosten des motorisierten Individualverkehrs gestärkt werden.
Kernaussage ist, dass es einen Neuanfang in der Raumplanung braucht; angefangen in den einzelnen Quartieren und unter Einbindung der Bevölkerung.

Die nachfolgende Podiumsdiskussion unter der Leitung von SP-Gemeinderat Da­niel Tanner bestritten Gemeinderätin Monika Greter (CVP), FDP-Mitglied und Präsident des Spitex-Vereins Wädenswil Ernst Grand (FDP) und Gemeinderat Jonas Erni (SP).

Überraschend einig waren sich die Parteivertreter, dass verdichtetes Bauen zwingend notwendig ist, und auch darin, dass wie Ernst Grand ausführte, dies im Zentrum passieren solle, dort wo der Verkehr stattfindet. Die SP-Forderung nach günsti­gem Wohnraum für alle dürfte einher gehen mit der CVP-Forderung nach familienfreundlichen Quartieren. Moderator Dani Tanner führte aus, dass im neuen Raumplanungsgesetz die Ballungszentren weiter gefördert werden, während die Agglomeration beruhigt werden soll. Wädenswil befindet sich in einer Grenzregion dieser zwei Schwerpunktregionen. Schliesslich stellte er die Frage «Wachstum Ja oder Nein?». Ernst Grand entgegenete, dass Wachstum eine Tatsache sei. Dies bedinge entsprechende Vorbereitung, Ghetto­bil­dung müsse verhindert und eine gute Durch­mischung in den Quartieren angestrebt werden.
Auf die Frage des Moderators, wieso alle bisherigen Bemühungen zur Wädenswiler Raumplanung Rohr­kre­pie­rer waren, wehrten sich die bürgerlichen Vertrteter und verwiesen darauf, dass nicht die Planer die Pläne umsetzten und dass von der Politik noch verschiedenes aufgegleist werde. «Es werde nun etwas passieren, aber es ist nicht Aufgabe der Stadt zu bauen», meinte Ernst Grand.
Abschliessend einigte man sich unsisono darauf, ge­spannt die Arbeit des neuen Leiter Planen&Bauen, Gilbert Brossard, zu beobachten.

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