Wädenswil

Der Glöckner von Notre Dame

Zu ihrem 25-Jahr-Jubiläum wartete die Wädenswiler Theatergruppe «Luut und Dütlich» mit einer Weltpremiere auf: Sie brachte eine neue Bühnenfassung von Victor Hugos Roman «Notre-Dame de Paris» aus dem Jahr 1831 im Seesicht Theater zur Aufführung. Das Publikum tauchte dabei in das mittelalterliche Paris ein und erlebte eine amüsante, mitreissende, aber auch tragische Geschichte mit vielen schillernden Figuren.

Text & Bilder: Sarah Ott

Die Geschichte: Paris, im Jahre 1482. In der spätmittelalterlichen Welt herrschen raue und grausame Sitten, Mitgefühl findet man nur selten. Illustre Gestalten treiben sich herum. Als die schöne Esmeralda aus dem so genannten «Reich der Rotwelschen», also den Ausgestossenen von Paris, auftaucht, ist ihr der königliche Hauptmann Phoebus de Châteaupers hoffnungslos verfallen. Aber auch der finstere Archdiakon Dom Claude Frollo hat sich unsterblich in sie verliebt und möchte sie um jeden Preis für sich gewinnen. Zur ganzen Verstrickung kommt dazu, dass Esmeralda mit dem Dichter Gringoire auf informelle Art verheiratet wurde, um sie so vor den Rotwelschen-«Fürsten» Spicali, Trouillefou und Rousseau zu retten.
Der hässliche und entstellte Glöckner Quaismodo, Ziehsohn des Archdiakons Dom Claude, entführt Esmeralda schliesslich auf den Turm der Kathedrale Notre-Dame, um sie in Sicherheit zu bringen und sie so vor all dem Bösen dieser Welt zu schützen. Auch er hat Gefühle für die schöne Frau entwickelt. Doch sowohl die Justiz als auch die Rotwelschen trachten ihr inzwischen nach dem Leben. Zusammen mit Dom Claudes Bruder Jehan planen die Randständigen einen brutalen Angriff auf die ehrwürdige Bischofskirche. Kann das gut ausgehen?

Anspruchsvolle Umsetzung

Die Tragikomödie wurde von Michael D. Schmid, Gründer der Theatergruppe Luut und Dütlich, inszeniert und ist frei an Victor Hugos Roman von 1831 angelehnt. Ein Spagat bei der Umsetzung war sicherlich, den teils bitteren und brutalen Ernst des berühmten Originals nicht zu leugnen, aber trotzdem Situationskomik und Spannung in das Stück hineinzubringen.
Die verschiedenen Charakteren mit all ihren Eigenheiten wurden schauspielerisch gut umgesetzt, speziell die Rolle der Esmeralda, des Quasimodo und natürlich die des Dom Claude Frollo ist hier hervorzuheben. Die Aufführung war fast bis auf den letzten Platz besetzt, und das altersmässig durchmischte Publikum, ganz im Bann der Geschichte, fühlte mit der schönen Esmeralda. Herzschmerz und tragische Momente lösten sich in turbulenten Szenen ab. Immer wieder sorgten markige Sprüche, schwarzer Humor und erheiternde Wendungen im Publikum für Lacher, trotz der eigentlichen Tragik der Erzählung.
Das Bühnenbild war einfach gehalten, aber sehr wirkungsvoll und fokussierte sich auf das Wesentliche. Alles war im Theaterstück dabei: Komik, Spannung, Action und Tiefgang. Ein kurzweiliges Jubiläumsstück, das für ein Vierteljahrhundert Theatergruppe «Luut und Dütlich» mehr als würdig war.

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