Dieses Jahr feiert das Jahrbuch von Wädenswil sein 50-jähriges Bestehen. Es widerspiegelt die Geschichte und Entwicklung der Wohngemeinde Wädenswil
mit verschiedensten Themenbereichen und soll über den Tag hinaus nützlich und zugänglich bleiben.
Text: Ingrid Eva Liedtke
1975 erschien das erste Jahrbuch. Wädenswil blickte damals auf bewegte Jahre zurück, wie Philipp Kutter, Stadtpräsident von Wädenswil, im Vorwort des diesjährigen Jahrbuchs schreibt. Die Bevölkerung wuchs stark – angetrieben von der wirtschaftlichen Entwicklung und dem Bedarf an Arbeitskräften in den örtlichen Fabriken. In dieser Zeit entstanden grosse neue Siedlungen. Ein Jahr zuvor war das Frauenstimmrecht eingeführt worden, was zusammen mit dem Wachstum zur Einführung des Parlaments beitrug.
Mit dem Jahrbuch wollte man die vielen Neuzugezogenen mit ihrer neuen Wohngemeinde vertraut machen.
Verantwortlich waren von Anfang an Peter Ziegler als Redaktor und Peter Friedli als Grafiker; für den Druck zeichnete die Buchdruckerei Stutz (damaliger Inhaber: Max Möhr).
Seit 1975 erscheint das Jahrbuch ohne Unterbruch – als lebendiges Gedächtnis von Ereignissen, Entwicklungen und Persönlichkeiten, als Stück Heimat für die Wädenswilerinnen und Wädenswiler.
Erste Ausgabe
Die erste Ausgabe des Jahrbuchs erschien im Dezember 1975 und umfasste 96 Seiten. Der bekannte Historiker Peter Ziegler (1937–2024) hatte als verantwortlicher Redaktor die damaligen Mitglieder des Stadtrats eingeladen, Beiträge aus ihren jeweiligen Ressorts zu verfassen, um den Leserinnen und Lesern ihre Wohngemeinde näherzubringen.
Von Anfang an war vorgesehen unterschiedliche Themenbereiche aufzugreifen – Politik und Wirtschaft ebenso wie Natur und Kultur. Peter Ziegler steuerte bis kurz vor seinem Tod im Jahr 2024 jedes Jahr mindestens einen historischen Beitrag bei.
Seit 1980 wurden die Beiträge länger und inhaltlich vertiefter. Ab 1981 erhielt das Jahrbuch ein klares inhaltliches Konzept, das sich seither nur wenig verändert hat: Es vermittelt einem breiten Publikum Wissenswertes über Wädenswil, deckt eine grosse Bandbreite an Themen für unterschiedliche Interessen ab und lädt mit zahlreichen neuen und historischen Fotografien zum Schmökern ein.
Die Artikel sollten nie akademischen Charakter haben, sondern leicht lesbar und dennoch inhaltlich fundiert sein. Ebenfalls seit 1981 erscheint jährlich die «Wädenswiler Chronik», die Peter Ziegler bis zuletzt führte. Sie blickt kurz und prägnant auf die Ereignisse des vergangenen Jahres zurück.
Übergabe an Adrian Scherrer und die Historische Gesellschaft Wädenswil
Peter Ziegler redigierte das Jahrbuch bis 2016. 2017 übernahm der Historiker Adrian Scherrer die Redaktion. Er führte neu einen Themenschwerpunkt ein, dem sich im vorderen Teil jeder Ausgabe mehrere Beiträge widmen.
Gleichzeitig übernahm die Historische Gesellschaft Wädenswil die Herausgabe, zusammen mit der Stutz Medien AG, die – damals noch als Buchdruckerei Stutz – von Anfang an beteiligt war.
Äusseres Erscheinungsbild
Das äussere Erscheinungsbild wurde im Lauf der Jahrzehnte immer wieder der Zeit angepasst, auch wenn das Format seit 1975 gleich geblieben ist. Etwa alle zehn Jahre wurde die grafische Gestaltung aufgefrischt.
In den ersten 25 Jahren erschien das Buch durchgehend schwarz-weiss. Seit dem Jahr 2000 wird es mit Farbbildern publiziert: Die Chronik ist blau, die Themenschwerpunkte sind rot, und alle übrigen Beiträge sind in einem gedeckten Ockerton gehalten.
Finanzierung
Ohne die Unterstützung des Wädenswiler Gewerbes gäbe es das Jahrbuch nicht. Die Werbung ist bis heute eine der wichtigen Säulen der Finanzierung – ebenso wie die treuen Leserinnen und Leser, die das Jahrbuch jedes Jahr erwerben.
Interview mit Jahrbuch-Redaktor Adrian Scherrer
Das Jahrbuch von Wädenswil feiert dieses Jahr sein 50-jähriges Bestehen. Wie lautet seine Entstehungsgeschichte?
In der neuen Ausgabe erzählen wir die Entstehungsgeschichte. Peter Ziegler hatte die Idee, für Wädenswil ein Jahrbuch zu schaffen – so wie es andere Seegemeinden wie Meilen oder Küsnacht bereits hatten. 1975 sprach er Max Möhr an, den damaligen Inhaber der Buchdruckerei Stutz, die schon verschiedene Werke von Ziegler verlegt hatte. Möhr nahm die Idee sofort auf. Die Druckerei war bereit das Jahrbuch zu verlegen, refinanziert durch Inserate von Wädenswiler Unternehmen. Bis heute ist die wohlwollende Unterstützung des Jahrbuchs durch das Gewerbe sehr wichtig und etwas, das wir alle schätzen.
Was bedeutet Dir das Jahrbuch?
In den sozialen Medien wird viel geschrieben und diskutiert, doch digitale Formate sind kurzlebig und vergänglich. Das Jahrbuch hat einen anderen Anspruch: Es bleibt über den Tag hinaus nützlich und zugänglich. Auch ältere Ausgaben kann man einfach aus dem Büchergestell nehmen und darin blättern. Damit ist das Jahrbuch gewissermassen das Gedächtnis der Stadt. Jeder Band spiegelt sein Erscheinungsjahr wider – und zusammen sind die 50 Bände eine riesige Fundgrube voller Geschichten und Informationen. Man kann nachlesen, was die Menschen heute bewegt oder früher bewegt hat. Ich finde es wichtig, diesen Faden Jahr für Jahr weiterzuspinnen, damit er nicht abreisst.
Das Jahrbuch ist eine mehrheitlich historische Rückschau auf das vergangene Jahr. Was zeichnet es sonst noch aus?
Die Rückschau ist nur ein Teil des Jahrbuchs. Daneben ist es auch eine Plattform, um neue Erkenntnisse festzuhalten und Themen aller Art aufzugreifen – Kultur, Wirtschaft, Politik, Gesellschaft und Natur. Das Jahrbuch erzählt Geschichten, die man jederzeit nachlesen kann. Das ist gelebte Geschichtsschreibung und trägt viel zur Identität Wädenswils bei.
Seit wann bist Du Redaktor des Jahrbuchs?
Seit 2017.
Du hast die Aufgabe von Peter Ziegler übernommen. War das ein schweres Erbe?
Das Jahrbuch schreibt sich natürlich nicht von selbst. Es braucht jedes Jahr einen grossen Effort, um Autorinnen und Autoren zu gewinnen. Aber «schwer» ist die Aufgabe nicht. Das Jahrbuch ist organisatorisch gut abgestützt: Stutz Medien als langjähriger Verlag und die Historische Gesellschaft Wädenswil als Herausgeberin stehen beide hinter dem Jahrbuch und wollen es in die Zukunft tragen.
Wie viele Autorinnen und Autoren arbeiten durchschnittlich mit?
In der Regel sind es rund zwölf pro Ausgabe. Einige publizieren regelmässig, andere nur einmal – je nach Thema. Ich freue mich immer, wenn jemand mit einem Themenvorschlag auf mich zukommt. Es gibt aber auch Themen, die mir wichtig erscheinen und für die ich dann gezielt jemanden suche, der gerne darüber schreibt.
Wie sehr wird das Jahrbuch von der Bevölkerung wahrgenommen und geschätzt? Wie gross ist die Auflage?
Ohne die Leserinnen und Leser, die das Buch jedes Jahr erwerben, gäbe es das Jahrbuch nicht. Der Verkauf ist eine wichtige Säule der Finanzierung. Die Auflage beträgt rund 700 Exemplare. Gemessen an der Bevölkerung des Einzugsgebiets ist das eine gute Verbreitung – auch im Vergleich zu anderen Jahrbüchern. Die Historische Gesellschaft bekommt viel Feedback. Das zeigt, dass das Jahrbuch geschätzt wird. Die Leserinnen und Leser sind ein sehr aufmerksames Publikum.
Wie wichtig ist das Jahrbuch für Wädenswil?
Von Anfang an ging es darum, Wissenswertes über Wädenswil zu vermitteln. Wer sich auskennt, fühlt sich zu Hause. Ich bin überzeugt, dass das im Interesse der Öffentlichkeit und der Gemeinschaft ist.
Wie lange, glaubst Du, wird es das Jahrbuch noch geben?
Hoffentlich noch sehr lange. Digitale Formate haben eine kurze Halbwertszeit – das Jahrbuch kann seinen Anspruch, über den Tag hinaus nützlich und zugänglich zu sein, nur in gedruckter Form wirklich einlösen.
Dieses Jahr feiert das Jahrbuch von Wädenswil sein 50-jähriges Bestehen. Es widerspiegelt die Geschichte und Entwicklung der Wohngemeinde Wädenswil
mit verschiedensten Themenbereichen und soll über den Tag hinaus nützlich und zugänglich bleiben.
Text: Ingrid Eva Liedtke
1975 erschien das erste Jahrbuch. Wädenswil blickte damals auf bewegte Jahre zurück, wie Philipp Kutter, Stadtpräsident von Wädenswil, im Vorwort des diesjährigen Jahrbuchs schreibt. Die Bevölkerung wuchs stark – angetrieben von der wirtschaftlichen Entwicklung und dem Bedarf an Arbeitskräften in den örtlichen Fabriken. In dieser Zeit entstanden grosse neue Siedlungen. Ein Jahr zuvor war das Frauenstimmrecht eingeführt worden, was zusammen mit dem Wachstum zur Einführung des Parlaments beitrug.
Mit dem Jahrbuch wollte man die vielen Neuzugezogenen mit ihrer neuen Wohngemeinde vertraut machen.
Verantwortlich waren von Anfang an Peter Ziegler als Redaktor und Peter Friedli als Grafiker; für den Druck zeichnete die Buchdruckerei Stutz (damaliger Inhaber: Max Möhr).
Seit 1975 erscheint das Jahrbuch ohne Unterbruch – als lebendiges Gedächtnis von Ereignissen, Entwicklungen und Persönlichkeiten, als Stück Heimat für die Wädenswilerinnen und Wädenswiler.
Erste Ausgabe
Die erste Ausgabe des Jahrbuchs erschien im Dezember 1975 und umfasste 96 Seiten. Der bekannte Historiker Peter Ziegler (1937–2024) hatte als verantwortlicher Redaktor die damaligen Mitglieder des Stadtrats eingeladen, Beiträge aus ihren jeweiligen Ressorts zu verfassen, um den Leserinnen und Lesern ihre Wohngemeinde näherzubringen.
Von Anfang an war vorgesehen unterschiedliche Themenbereiche aufzugreifen – Politik und Wirtschaft ebenso wie Natur und Kultur. Peter Ziegler steuerte bis kurz vor seinem Tod im Jahr 2024 jedes Jahr mindestens einen historischen Beitrag bei.
Seit 1980 wurden die Beiträge länger und inhaltlich vertiefter. Ab 1981 erhielt das Jahrbuch ein klares inhaltliches Konzept, das sich seither nur wenig verändert hat: Es vermittelt einem breiten Publikum Wissenswertes über Wädenswil, deckt eine grosse Bandbreite an Themen für unterschiedliche Interessen ab und lädt mit zahlreichen neuen und historischen Fotografien zum Schmökern ein.
Die Artikel sollten nie akademischen Charakter haben, sondern leicht lesbar und dennoch inhaltlich fundiert sein. Ebenfalls seit 1981 erscheint jährlich die «Wädenswiler Chronik», die Peter Ziegler bis zuletzt führte. Sie blickt kurz und prägnant auf die Ereignisse des vergangenen Jahres zurück.
Übergabe an Adrian Scherrer und die Historische Gesellschaft Wädenswil
Peter Ziegler redigierte das Jahrbuch bis 2016. 2017 übernahm der Historiker Adrian Scherrer die Redaktion. Er führte neu einen Themenschwerpunkt ein, dem sich im vorderen Teil jeder Ausgabe mehrere Beiträge widmen.
Gleichzeitig übernahm die Historische Gesellschaft Wädenswil die Herausgabe, zusammen mit der Stutz Medien AG, die – damals noch als Buchdruckerei Stutz – von Anfang an beteiligt war.
Äusseres Erscheinungsbild
Das äussere Erscheinungsbild wurde im Lauf der Jahrzehnte immer wieder der Zeit angepasst, auch wenn das Format seit 1975 gleich geblieben ist. Etwa alle zehn Jahre wurde die grafische Gestaltung aufgefrischt.
In den ersten 25 Jahren erschien das Buch durchgehend schwarz-weiss. Seit dem Jahr 2000 wird es mit Farbbildern publiziert: Die Chronik ist blau, die Themenschwerpunkte sind rot, und alle übrigen Beiträge sind in einem gedeckten Ockerton gehalten.
Finanzierung
Ohne die Unterstützung des Wädenswiler Gewerbes gäbe es das Jahrbuch nicht. Die Werbung ist bis heute eine der wichtigen Säulen der Finanzierung – ebenso wie die treuen Leserinnen und Leser, die das Jahrbuch jedes Jahr erwerben.
Interview mit Jahrbuch-Redaktor Adrian Scherrer
Das Jahrbuch von Wädenswil feiert dieses Jahr sein 50-jähriges Bestehen. Wie lautet seine Entstehungsgeschichte?
In der neuen Ausgabe erzählen wir die Entstehungsgeschichte. Peter Ziegler hatte die Idee, für Wädenswil ein Jahrbuch zu schaffen – so wie es andere Seegemeinden wie Meilen oder Küsnacht bereits hatten. 1975 sprach er Max Möhr an, den damaligen Inhaber der Buchdruckerei Stutz, die schon verschiedene Werke von Ziegler verlegt hatte. Möhr nahm die Idee sofort auf. Die Druckerei war bereit das Jahrbuch zu verlegen, refinanziert durch Inserate von Wädenswiler Unternehmen. Bis heute ist die wohlwollende Unterstützung des Jahrbuchs durch das Gewerbe sehr wichtig und etwas, das wir alle schätzen.
Was bedeutet Dir das Jahrbuch?
In den sozialen Medien wird viel geschrieben und diskutiert, doch digitale Formate sind kurzlebig und vergänglich. Das Jahrbuch hat einen anderen Anspruch: Es bleibt über den Tag hinaus nützlich und zugänglich. Auch ältere Ausgaben kann man einfach aus dem Büchergestell nehmen und darin blättern. Damit ist das Jahrbuch gewissermassen das Gedächtnis der Stadt. Jeder Band spiegelt sein Erscheinungsjahr wider – und zusammen sind die 50 Bände eine riesige Fundgrube voller Geschichten und Informationen. Man kann nachlesen, was die Menschen heute bewegt oder früher bewegt hat. Ich finde es wichtig, diesen Faden Jahr für Jahr weiterzuspinnen, damit er nicht abreisst.
Das Jahrbuch ist eine mehrheitlich historische Rückschau auf das vergangene Jahr. Was zeichnet es sonst noch aus?
Die Rückschau ist nur ein Teil des Jahrbuchs. Daneben ist es auch eine Plattform, um neue Erkenntnisse festzuhalten und Themen aller Art aufzugreifen – Kultur, Wirtschaft, Politik, Gesellschaft und Natur. Das Jahrbuch erzählt Geschichten, die man jederzeit nachlesen kann. Das ist gelebte Geschichtsschreibung und trägt viel zur Identität Wädenswils bei.
Seit wann bist Du Redaktor des Jahrbuchs?
Seit 2017.
Du hast die Aufgabe von Peter Ziegler übernommen. War das ein schweres Erbe?
Das Jahrbuch schreibt sich natürlich nicht von selbst. Es braucht jedes Jahr einen grossen Effort, um Autorinnen und Autoren zu gewinnen. Aber «schwer» ist die Aufgabe nicht. Das Jahrbuch ist organisatorisch gut abgestützt: Stutz Medien als langjähriger Verlag und die Historische Gesellschaft Wädenswil als Herausgeberin stehen beide hinter dem Jahrbuch und wollen es in die Zukunft tragen.
Wie viele Autorinnen und Autoren arbeiten durchschnittlich mit?
In der Regel sind es rund zwölf pro Ausgabe. Einige publizieren regelmässig, andere nur einmal – je nach Thema. Ich freue mich immer, wenn jemand mit einem Themenvorschlag auf mich zukommt. Es gibt aber auch Themen, die mir wichtig erscheinen und für die ich dann gezielt jemanden suche, der gerne darüber schreibt.
Wie sehr wird das Jahrbuch von der Bevölkerung wahrgenommen und geschätzt? Wie gross ist die Auflage?
Ohne die Leserinnen und Leser, die das Buch jedes Jahr erwerben, gäbe es das Jahrbuch nicht. Der Verkauf ist eine wichtige Säule der Finanzierung. Die Auflage beträgt rund 700 Exemplare. Gemessen an der Bevölkerung des Einzugsgebiets ist das eine gute Verbreitung – auch im Vergleich zu anderen Jahrbüchern. Die Historische Gesellschaft bekommt viel Feedback. Das zeigt, dass das Jahrbuch geschätzt wird. Die Leserinnen und Leser sind ein sehr aufmerksames Publikum.
Wie wichtig ist das Jahrbuch für Wädenswil?
Von Anfang an ging es darum, Wissenswertes über Wädenswil zu vermitteln. Wer sich auskennt, fühlt sich zu Hause. Ich bin überzeugt, dass das im Interesse der Öffentlichkeit und der Gemeinschaft ist.
Wie lange, glaubst Du, wird es das Jahrbuch noch geben?
Hoffentlich noch sehr lange. Digitale Formate haben eine kurze Halbwertszeit – das Jahrbuch kann seinen Anspruch, über den Tag hinaus nützlich und zugänglich zu sein, nur in gedruckter Form wirklich einlösen.