Während draussen die Sommerhitze flirrte, öffnete sich in der Wädenswiler Töpferei von Tobias Humm ein stiller Raum für Sprache, Klang und Kontemplation.
Text & Bild: Noëmi Lea Hermann
Zwischen Regalen mit handgeformter Keramik fand eine besondere Lesung statt: Der Wädenswiler Lyriker Thomas Dütsch las seine Gedichte – berührend, mit feinem Gespür für nachhallende Worte.
Poesie im Alltag verankert
Dütsch ist ein Dichter der feinen Beobachtungen. Seine Texte entstehen aus Momenten, die andere vielleicht übersehen würden – dem Licht, das durchs Fenster fällt, einem streifenden Windzug, dem Ruf eines Vogels. «Oft wird aus einer Naturerscheinung ein poetisches Bild, das etwas über mich oder die Menschen im Allgemeinen aussagt», erklärte er im Gespräch.
Seine Gedichte wurzeln in der Welt, und dennoch heben sie sich davon ab. Die Natur ist dabei Inspirationsquelle, aber nie blosses Sujet. Der alte Kirschbaum, das Mittagslicht oder der Fuchs im Garten werden zu Trägern innerer Zustände – und bleiben dennoch konkret.
Zwischen Wäscheleine und Morgenspaziergang
Dütschs Schreibprozess ist langsam, tastend. Die ersten Zeilen entstehen unterwegs: beim Wandern, Schwimmen, Wäsche aufhängen. «Immer habe ich ein kleines Notizbuch dabei», erzählt er.
Einzelne Wörter, Wendungen, Bilder werden festgehalten. Erst später, in stillen Stunden am Schreibtisch, wächst daraus ein Gedicht.
«Vielleicht sollte ich einfach dankbar sein»
Auf die Frage, welche Gedanken ihn momentan besonders beschäftigen, antwortet er: «Seit einiger Zeit frage ich mich, woher ich eigentlich immer wieder die Kraft bekomme, all das Leid und die Not in der Welt so weit von mir wegzuschieben, dass ich fähig bin, ein Gedicht über einen alten Kirschbaum zu schreiben.
Oder über das Mittagslicht in meinem Wohnzimmer. Es fühlt sich jedes Mal an wie ein kleines Wunder. Vielleicht sollte ich gar nicht versuchen, es zu erklären, sondern einfach dankbar dafür sein, dass es möglich ist.»
Ein Haiku im Kopf
Und gibt es eine Zeile, die ihn gerade begleitet?
«Vor ein paar Tagen ist mir beim Schwimmen im See folgender Haiku eingefallen:
Das Rad der Sonne
dem ich hinterherlaufe
kennt nur eine Richtung
Dieser Dreizeiler geht mir seither nicht mehr aus dem Kopf. Aber fragen Sie mich bitte nicht, was er genau bedeutet … Ich weiss es selbst (noch) nicht.»
Keramik und Klang
Die Töpferei war nicht nur Schauplatz, sondern Mitspielerin des lyrischen Abends. Auch für Tobias Humm, den Gastgeber und Keramikkünstler, ist Lyrik ein Resonanzraum: «Meine Arbeit ist von meiner Erlebniswelt inspiriert, da gehören Gedichte immer auch dazu», sagt er.
So wurde der Abend zu einem Dialog zwischen Wort und Material – leise, konzentriert und dennoch voller Weite.
Während draussen die Sommerhitze flirrte, öffnete sich in der Wädenswiler Töpferei von Tobias Humm ein stiller Raum für Sprache, Klang und Kontemplation.
Text & Bild: Noëmi Lea Hermann
Zwischen Regalen mit handgeformter Keramik fand eine besondere Lesung statt: Der Wädenswiler Lyriker Thomas Dütsch las seine Gedichte – berührend, mit feinem Gespür für nachhallende Worte.
Poesie im Alltag verankert
Dütsch ist ein Dichter der feinen Beobachtungen. Seine Texte entstehen aus Momenten, die andere vielleicht übersehen würden – dem Licht, das durchs Fenster fällt, einem streifenden Windzug, dem Ruf eines Vogels. «Oft wird aus einer Naturerscheinung ein poetisches Bild, das etwas über mich oder die Menschen im Allgemeinen aussagt», erklärte er im Gespräch.
Seine Gedichte wurzeln in der Welt, und dennoch heben sie sich davon ab. Die Natur ist dabei Inspirationsquelle, aber nie blosses Sujet. Der alte Kirschbaum, das Mittagslicht oder der Fuchs im Garten werden zu Trägern innerer Zustände – und bleiben dennoch konkret.
Zwischen Wäscheleine und Morgenspaziergang
Dütschs Schreibprozess ist langsam, tastend. Die ersten Zeilen entstehen unterwegs: beim Wandern, Schwimmen, Wäsche aufhängen. «Immer habe ich ein kleines Notizbuch dabei», erzählt er.
Einzelne Wörter, Wendungen, Bilder werden festgehalten. Erst später, in stillen Stunden am Schreibtisch, wächst daraus ein Gedicht.
«Vielleicht sollte ich einfach dankbar sein»
Auf die Frage, welche Gedanken ihn momentan besonders beschäftigen, antwortet er: «Seit einiger Zeit frage ich mich, woher ich eigentlich immer wieder die Kraft bekomme, all das Leid und die Not in der Welt so weit von mir wegzuschieben, dass ich fähig bin, ein Gedicht über einen alten Kirschbaum zu schreiben.
Oder über das Mittagslicht in meinem Wohnzimmer. Es fühlt sich jedes Mal an wie ein kleines Wunder. Vielleicht sollte ich gar nicht versuchen, es zu erklären, sondern einfach dankbar dafür sein, dass es möglich ist.»
Ein Haiku im Kopf
Und gibt es eine Zeile, die ihn gerade begleitet?
«Vor ein paar Tagen ist mir beim Schwimmen im See folgender Haiku eingefallen:
Das Rad der Sonne
dem ich hinterherlaufe
kennt nur eine Richtung
Dieser Dreizeiler geht mir seither nicht mehr aus dem Kopf. Aber fragen Sie mich bitte nicht, was er genau bedeutet … Ich weiss es selbst (noch) nicht.»
Keramik und Klang
Die Töpferei war nicht nur Schauplatz, sondern Mitspielerin des lyrischen Abends. Auch für Tobias Humm, den Gastgeber und Keramikkünstler, ist Lyrik ein Resonanzraum: «Meine Arbeit ist von meiner Erlebniswelt inspiriert, da gehören Gedichte immer auch dazu», sagt er.
So wurde der Abend zu einem Dialog zwischen Wort und Material – leise, konzentriert und dennoch voller Weite.