Die Zahl der spirituellen Angebote im Internet wächst. Die Reformierte Kirche Wädenswil erweitert ihr digitales Angebot, bleibt aber Ort der physischen Begegnung.
In der Pandemie haben wir uns daran gewöhnt uns im virtuellen Raum zu treffen. Für Sitzungen, einen Familienchat und sogar für Gottesdienste. Aber kann Spiritualität im Internet funktionieren? An Angeboten jedenfalls mangelt es nicht.
Von Zoom bis Minecraft
Da gibt es zum Beispiel das Netzkloster (www.netzkloster.ch) der evangelisch-methodistischen Kirche. Es «begleitet Menschen auf dem Weg zur Etablierung einer regelmässigen Meditationspraxis und einem kontemplativen Lebensstil».
Oder die Minecraft-Kirche (https://canstein-berlin.de/minecraft). Sie vermittelt biblische Inhalte via diesem überaus beliebten Computerspiel. Dabei können die Teilnehmenden über ihre eigene Kreativität Zugang zu religiösen Themen finden.
Brot & Liebe (https://www.brot-liebe.net) wiederum ist «ein postkonfessioneller Gottesdienst mit Storytelling, Popmusik und Abendmahl». Er wird alle zwei Wochen in einem Zoomraum gefeiert.
Diese Angebote stossen auf grosse Zustimmung. Verabschiedet sich die Kirche zunehmend in den virtuellen Raum?
Physische Begegnungsorte werden nicht überflüssig
Pfarrer Christian Scharpf kann sich das schlecht vorstellen: «Angebote wie Netzkloster oder Brot & Liebe sind nützlich für Menschen, die sich nicht an einen Ort begeben können oder mögen, an dem gemeinsam gefeiert wird. Zum Beispiel, weil sie krank sind oder gebrechlich. Sonst aber möchten die Menschen doch gerne unter die Leute.»
Die kirchlichen Räume in Wädenswil und der Au bleiben Orte, um in der Nähe einzeln oder in Gemeinschaft Spiritualität zu erleben – als Teil aller spirituellen Orte nah und fern.
Digitale Angebote ergänzen diejenigen vor Ort. Christian Scharpf: «Das Netzkloster kann interessant sein, um Wissen zu vermitteln und Strukturen einzuüben wie z. B. immer zu selben Tageszeit zu beten.» Er fragt sich allerdings, ob das Netzkloster nicht am eigentlichen Zweck vorbeigeht: «Der springende Punkt bei einem Kloster ist doch, dass man zusammen in einer Gemeinschaft lebt.»
Christian Scharpf betont auch, dass nicht alles digitalisiert werden kann: «Mit anderen in einem Raum singen, der eine gute Akustik hat, ist online unmöglich.»
Digitale Angebote bergen Gefahren
«Ich habe selber erlebt, dass sich Leute online mir gegenüber ruppiger, weniger rücksichtsvoll verhielten als im persönlichen Gegenüber», sagt Pfarrer Scharpf. Oft fänden diese Personen das nicht so schlimm, weil es ja ‹nur› online sei. «Das ist eine höchst problematische Haltung. Das Gegenüber ist ja trotzdem ein Mensch, ein fühlendes Wesen.»
Christian Scharpf sieht auch die Gefahr, dass Chatbots plötzlich eine Hauptrolle im Leben spielen können. Es verweist auf den Fall, wo sich jemand in einen Chatbot verliebt hat. So können problematische Abhängigkeiten entstehen.
Schliesslich können Menschen sogar manipuliert werden. Wer garantiert mir, dass der Jesus-Chatbot, mit dem ich mich regelmässig austausche, nur Nächstenliebe predigt und mich nicht auffordert, meinen ungläubigen Bruder zu töten? Chatbots sind nur so gut, wie sie programmiert und trainiert wurden.
Behutsamer Ausbau des digitalen Angebots
Die Reformierte Kirche Wädenswil behält ihre Angebote vor Ort bei. Als Ergänzung baut sie aber ihren Auftritt auf Social Media aus. So wurde vor Kurzem ein Instagram-Kanal eröffnet (kirche-wae
denswil), auf dem Mitarbeitende der Kirchgemeinde posten. Schon länger ist die Reformierte Kirche auf Facebook (kirche.waedenswil). Angedacht ist auch ein Auftritt mit Videos auf Youtube.
Die Reformierte Landeskirche macht sich viele Gedanken dazu, wie Spiritualität heute und in Zukunft in digitalen oder kirchlichen Räumen gelebt werden kann. Mehr dazu erfahren Sie auf https://www.reflab.ch.
Hansjörg Schmid, Kirchenpfleger Reformierte Kirche Wädenswil
Die Zahl der spirituellen Angebote im Internet wächst. Die Reformierte Kirche Wädenswil erweitert ihr digitales Angebot, bleibt aber Ort der physischen Begegnung.
In der Pandemie haben wir uns daran gewöhnt uns im virtuellen Raum zu treffen. Für Sitzungen, einen Familienchat und sogar für Gottesdienste. Aber kann Spiritualität im Internet funktionieren? An Angeboten jedenfalls mangelt es nicht.
Von Zoom bis Minecraft
Da gibt es zum Beispiel das Netzkloster (www.netzkloster.ch) der evangelisch-methodistischen Kirche. Es «begleitet Menschen auf dem Weg zur Etablierung einer regelmässigen Meditationspraxis und einem kontemplativen Lebensstil».
Oder die Minecraft-Kirche (https://canstein-berlin.de/minecraft). Sie vermittelt biblische Inhalte via diesem überaus beliebten Computerspiel. Dabei können die Teilnehmenden über ihre eigene Kreativität Zugang zu religiösen Themen finden.
Brot & Liebe (https://www.brot-liebe.net) wiederum ist «ein postkonfessioneller Gottesdienst mit Storytelling, Popmusik und Abendmahl». Er wird alle zwei Wochen in einem Zoomraum gefeiert.
Diese Angebote stossen auf grosse Zustimmung. Verabschiedet sich die Kirche zunehmend in den virtuellen Raum?
Physische Begegnungsorte werden nicht überflüssig
Pfarrer Christian Scharpf kann sich das schlecht vorstellen: «Angebote wie Netzkloster oder Brot & Liebe sind nützlich für Menschen, die sich nicht an einen Ort begeben können oder mögen, an dem gemeinsam gefeiert wird. Zum Beispiel, weil sie krank sind oder gebrechlich. Sonst aber möchten die Menschen doch gerne unter die Leute.»
Die kirchlichen Räume in Wädenswil und der Au bleiben Orte, um in der Nähe einzeln oder in Gemeinschaft Spiritualität zu erleben – als Teil aller spirituellen Orte nah und fern.
Digitale Angebote ergänzen diejenigen vor Ort. Christian Scharpf: «Das Netzkloster kann interessant sein, um Wissen zu vermitteln und Strukturen einzuüben wie z. B. immer zu selben Tageszeit zu beten.» Er fragt sich allerdings, ob das Netzkloster nicht am eigentlichen Zweck vorbeigeht: «Der springende Punkt bei einem Kloster ist doch, dass man zusammen in einer Gemeinschaft lebt.»
Christian Scharpf betont auch, dass nicht alles digitalisiert werden kann: «Mit anderen in einem Raum singen, der eine gute Akustik hat, ist online unmöglich.»
Digitale Angebote bergen Gefahren
«Ich habe selber erlebt, dass sich Leute online mir gegenüber ruppiger, weniger rücksichtsvoll verhielten als im persönlichen Gegenüber», sagt Pfarrer Scharpf. Oft fänden diese Personen das nicht so schlimm, weil es ja ‹nur› online sei. «Das ist eine höchst problematische Haltung. Das Gegenüber ist ja trotzdem ein Mensch, ein fühlendes Wesen.»
Christian Scharpf sieht auch die Gefahr, dass Chatbots plötzlich eine Hauptrolle im Leben spielen können. Es verweist auf den Fall, wo sich jemand in einen Chatbot verliebt hat. So können problematische Abhängigkeiten entstehen.
Schliesslich können Menschen sogar manipuliert werden. Wer garantiert mir, dass der Jesus-Chatbot, mit dem ich mich regelmässig austausche, nur Nächstenliebe predigt und mich nicht auffordert, meinen ungläubigen Bruder zu töten? Chatbots sind nur so gut, wie sie programmiert und trainiert wurden.
Behutsamer Ausbau des digitalen Angebots
Die Reformierte Kirche Wädenswil behält ihre Angebote vor Ort bei. Als Ergänzung baut sie aber ihren Auftritt auf Social Media aus. So wurde vor Kurzem ein Instagram-Kanal eröffnet (kirche-wae
denswil), auf dem Mitarbeitende der Kirchgemeinde posten. Schon länger ist die Reformierte Kirche auf Facebook (kirche.waedenswil). Angedacht ist auch ein Auftritt mit Videos auf Youtube.
Die Reformierte Landeskirche macht sich viele Gedanken dazu, wie Spiritualität heute und in Zukunft in digitalen oder kirchlichen Räumen gelebt werden kann. Mehr dazu erfahren Sie auf https://www.reflab.ch.
Hansjörg Schmid, Kirchenpfleger Reformierte Kirche Wädenswil