Wädenswil

Eine Wädi-Fasnacht der Superlative 

Mit dem Schlusskonzert am Montagabend, 10. März, endete eine tolle Wädenswiler Fasnacht, die viel Volk anzog und die Bööggen, Narren und Guggenmusiker glücklich machte.

Text und Bilder: Stefan Baumgartner

Nachdem die Plaketten-Vernissage am 6. Januar und «Fasnacht on Ice», der noch junge Maskenball auf der Seeplatz-Eisbahn, am 16. Februar den Startschuss gaben, reihte sich ab 28. Februar Höhepunkt an Höhepunkt an eine tolle, friedliche und farbige Wädi-Fasnacht.

Schnitzelbank-Premiere – laut und farbig

Am letzten Februartag lud die Neue Fasnachtsgesellschaft in die Kulturhalle Glärnisch zur Schnitzelbankfest-Premiere. Glamourös führte René Mogy durch das vielseitige Programm, bei dem die Jungtambouren – mit dem Motto «St. Patrick’s Day» – den Auftakt machten. Die «Söi-Affe» aus dem Nachbardorf – fasnächtlich bekannt als Turnliibliwil – gehören seit einigen Jahren zu den gern gesehenen und gehörten Gästen auf der Glärnischbühne, und wie alle Jahre wussten sie zu einschlägigen Rhythmen viel Lustiges zu berichten, zum Beispiel von «fremde Chüe», von der Moai-ähnlichen Statue auf der Insel Schönenwirt oder vom verschwundenen Wädenswiler Bier. Was folgte, war der erste, mit Spannung erwartete Aufritt des «Raclette Mans», der eine tolle Bühnenshow ablieferte, die irgendwo zwischen dem «Alpentainer» Trauffer und den Mallorca-Fetenhits von Micky Krause anzusiedeln war. Mit eigens komponierten Songs besang er Wädi, seine Stadt, wo er daheim sei, und lieferte mit seinem ersten Auftritt einen willkommenen neuen Farbtupfer in der Wädenswiler Schnitzelbankfest-Geschichte. Auch die Wädibüezär führen musikalisch eine immer feinere Klinge; dieses Jahr mit Schwyzerörgeli-Unterstützung. Sie beschäftigten sich mit der Seeplatz-Gastronomie, dem Ärgernis Perron-Lift und vermissen den Wadin-Taler, das während «Corona» vom Handwerker- und Gewerbeverein lancierte Zahlungsmittel, das beim HGV genauso wieder in Vergessenheit geriet wie die Unterstützung der einheimischen Detaillisten. Aber auch die Wädibüezär finden: Wädischwil isch wunderschön!

Mit «Sounds of Silence» begann die Guggenmusig Trubadix ihren Auftritt – der natürlich alles andere als still war (auch wenn eine Fasnächtlerin meinte, die Guggenmusig sollte wieder vermehrt in Dur statt Moll spielen). Sie sind dieses Jahr als Könige von Narnia unterwegs.

In Erwartung der 13. AHV-Rente wollte sich Annekäthi Huuser einmal zu den «Mehrbesseren» auf den Balkon gesellen. Sie und ihr Pfleger Gilbert befanden, dass eine Fasnacht ohne Konfetti-Bar wie eine Bahnhofstrasse ohne Bahnhof sei (wo die beiden auch absolut recht haben).

Die «Luggebüesser» schliesslich fragten aus der Telefonkabine nochmals genau nach, was beim 

Stadtrat, in der Stadtverwaltung oder in der Primarschule nicht richtig läuft, und auch sie schafften es nicht, eine Telefonverbindung zum NFG-Präsidenten oder Fasnachts-Verpflegungschef herzustellen.

Den lauten Abschluss des Premieren-Abends machten die Tambouren, die nicht nur mit Lautstärke, sondern auch mit ihrer filigranen Technik das Publikum verblüffte. 

Klein ist fein – das gilt besonders für die Wädenswiler Beizenfasnacht 

In sieben Lokalen spielten am 1. März neun Formationen mit ganz unterschiedlicher Instrumentierung – da waren etwa die «2Step4Fun», im Zürcher Unterland beheimatet, die mit ihrem Mardi-Gras-Sound zu begeistern wussten, oder die «Giigegugge», die – wie es der Name verrät – ihren Streichinstrumenten fasnächtliche Töne entlockten. Auch die «Söi-Affe» aus Nachbarswil waren nach ihrem Auftritt am Schnitzelbankfest am Vortag bereits wieder unterwegs und gaben ihre musikalisch unterlegten Sprüche zum Besten. «Don – die ohne Namen» spielten so, wie die mittlerweile beerdigten «Wadin-Schränzer» in ihren Anfangszeiten spielten: Einfache, aber eingängige Melodien, die zum Mitschunkeln einladen. Die «Autsumpfer» – als Steampunks unterwegs – hatten bei ihrem Ausflug aus dem Bern-Luzern-Aargauischen Grenzgebiet nach Wädenswil sichtlich viel Spass. Auch «die Vorige» aus dem Nachbardorf seeabwärts unterhielten das Publikum, sogar nicht nur mit Musik – sie versteigerten Alltagsgegenstände, wie zum Beispiel «Turntäppeli mit Wädenswiler (oder war’s Horgner?) Fussschweiss». Das Duo Chlapf sorgte für viel Trommelwirbel, während die Winterthurer Gugge Eulalia der Hafer stach: Sie waren als Jockeys unterwegs. «Megason» schliesslich sagen von sich selbst, sie seien auf der Suche nach Noten, Harmonien, vergessenen Mundstücken und neuen Herausforderungen …

Die Beizenfasnacht als Kleinguggenfestival hat mittlerweilen einen festen Platz im Fasnachtskalender und zieht immer mehr auch Gäste aus nah und fern an. Bleibt zu hoffen, dass für die verschiedenen Guggen auch in Zukunft genügend Beizen verbleiben!

Fasnachtssamstag

Die Wädi-Fasnacht lebt! Nach der Schnitzelbankfest-Reprise und dem Einschellen der Fasnacht am Freitag nahm die Fasnacht am Samstag so richtig Fahrt auf. Mit dem Guggenkonzert «Uf de Gass» wurde es dann erstmals auch so richtig laut: Sechs Formationen spielten an der Türgass auf und unterhielten bei bestem Wetter das zahlreich aufmarschierte Publikum. Mit dem Eindunkeln wurde es nicht ruhiger; in den verbliebenen Fasnachtsbeizen und auf der gesperrten Zugerstrasse herrschte emsiges Böggentreiben. Einzelmasken und Gruppen gaben ein Stelldichein bei den verschiedenen, entlang der Zugeri postierten Umzugswagen. Guggenkonzerte beim Rössli und auf dem Konfetti-Platz bei den «Scharmbölzen» sorgten für den lauten Rahmen.

Ein Fasnachtsumzug der Superlative …

… erlebten sowohl das Publikum am Strassenrand wie auch alle Beteiligten auf der Umzugsroute oder in der Organisation. Als Punkt 14 Uhr der letzte Böller losging, setzten sich 44 nummerierte und die eine oder andere nicht auf dem Umzugsprogramm vermerkte Gruppe in Bewegung und zogen durchs Zentrum. Tausende Zuschauerinnen und Zuschauer verfolgten das närrische Treiben auf der Strasse – bei bestem Wetter. Geisselchlöpfer und Triichler machten den Anfang; es folgten Hexen – die weiteste Anreise hatten die Warenbachhexen aus Villingen aus dem südwestlichen Deutschland, Guggenmusigen – nebst den heimischen Trubadix kamen diese aus dem Freiburgischen, aus Pfäfers, dem Bündnerland und aus dem Zürcher Unterland. 

Die Seilbahn der «Chlünteler» aus dem Klönthal vermochte schon an den verschiedensten Fasnachtsumzügen der Region zu gefallen, als letzte Tournee-Station nun auch in Wädenswil. Die elfjährigen «Luusmeitli» trauerten dem Cindy’s, der Autobahnraststätte im Herrlisberg, nach. Mit viel Jööh-Effekt waren die verschiedenen Schulklassen unterwegs, die sich auf den ganzen Umzug verteilten. Spontan mischten sich auch Schneepersonen, die BööggInnen, in den Umzug und verbrannten ihren Böögg auf einem Leiterwagen. Die «Glashoch Rangers» aus Thalwil zogen als Schlümpfe durch die Strassen, die «Familie Scharmbölze» zeigten rasante Fahrten auf ihrem Go-Kart, Boxenstopps inklusive. Die «Mischtziehär» vom Ober-Ybrig verteilten ihren Mist auf den Strassen und die «Flintstones» fanden sich im Dschungel wieder. Die «Kinter-Clique» war im Märliwald, und auch der Raclette-Man bewegte seine Raclettekocherei durch den Umzug. Die «Freunde der Kinderfasnacht» sammelten einen Batzen für den Kinderzvieri am Folgetag, und auch etwas Carnevale aus Venedig war zu sehen. Die «Wädibüezär» waren dieses Jahr als Pfahlbauer unterwegs. Die «Friilänzer» machten Werbung für die bekannteste Streuwürze der Schweiz, und die «Dorfpüggel» verschrieben sich der Rockmusik: Da war ein Reigen an Stars zu sehen, von Elton John bis Alice Cooper! Die «Steilgänger» waren Pizzaiolos, die «Chiquitas» Waldfeen, die «Trinkspiration Vollrouge» baute sich ein Märchenschloss und feierte «101 Jahre Disney». «SyDal» schliesslich – mit viel pink – liessen das Publikum wissen, dass sie nun «older, wilder, hotter» seien – Oldies but (G)oldies halt. Ihnen folgte das Iglu der «Dirty Bergler», ehe die «Bierhimml Angels» zusammen mit den Tambouren den St. Patrick’s Day feierten und so den grünen Schlusspunkt unter einen farbenfrohen Umzug setzten.

Guggenkonzert auf dem Konfetti-Platz

Doch ging’s gleich weiter: Auf dem Konfetti-Platz versammelten sich die verschiedenen Guggenmusiken zum grossen Konzert. Hier wurde nochmals richtig geschränzt, und das Wädenswiler Publikum liess sich nochmals richtig auf fasnächtliche Töne ein.

Klar, dass sich bei soviel Publikum am Strassenrand und anschliessend auf dem Konfetti-Platz auch die organisierende Neue Fasnachtsgesellschaft zufrieden zeigte, so etwa Umzugschef René Mogy, der den Umzug als schlichtweg phänomenal bezeichnete.

Der Fasnachtsnachwuchs steht bereit!

Mit der Kinderfasnacht am Montag – zuerst mit dem Umzug durchs Zentrum, dann mit dem Kindermaskenball und der Prämierung in der Kulturhalle Glärnisch – ging eine weitere tolle Wädi-Fasnacht zu Ende. Bis zum Schluss hielt das Wetter, und so belohnten die Wädenswilerinnen und Wädenswiler die Mitmachenden und die Organisatoren nochmals mit einem riesigen Aufmarsch. Der Kinderumzug zeigte nochmals 21 Gruppen – viele Schulklassen aus den verschiedensten Schulhäusern und der Stiftung Bühl liefen ebenfalls mit. Im Anschluss herrschte emsiges Treiben in der Kulturhalle und auf dem grossen Platz davor. Nach Auftritten der «Trubadix» und der Tambouren wurden die besten Masken der Kinder prämiert, wobei vor allem auf Originalität geachtet wurde, und wieviel Arbeit in den Kostümen steckt. Dass wieder ganze Schulklassen mitlaufen, wurde von den «Freunden der Kinderfasnacht» auch honoriert. Nach der Prämierung der besten Einzelmasken und Gruppen wurden auch alle Schulklassen auf die Bühne gebeten, und die Arbeiten des Elternrats Au, der 3. Klasse vom Glärnisch und die Schule Schönenberg, wurden für ihre tolle Arbeiten speziell belohnt.

Mit dem Abschlusskonzert auf dem Konfetti-Platz setzten die einheimischen Musikanten dann den Schlusspunkt unter eine denkwürdig-tolle Fasnacht 2025!

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