Feuilleton Wädenswil

Sardinen – und alles wäre gut

Dreissig Jahre gibt es die Theatergruppe «bühnefrei» bereits. Mittels einiger Dias zur Einstimmung zeigten die Theaterleute einen Querschnitt durch unzählige Aufführungen und manch Lacher oder ein «weisch no» ging durch die Reihen. Nach dieser Einstimmung ging es dann tatsächlich los.

Text und Bild: Alexia Bischof

Als Erstes fand sich das Publikum in der Hauptprobe des Theaterstückes «Der nackte Wahnsinn», einer Komödie von Michael Frayn – ein Theater im Theater also.
Nathalie Schneider (gespielt von Regula Höhn) und Leo Dalavikas (Manuel Loosli) managen das diesjährige Stück. Sind die Schauspielenden zur richtigen Zeit am rechten Ort?
Nicht ganz alle. So versuchte ein Dieb seinen drehbuchmässigen Einbruch doch zwanzig Seiten zu früh. Die Hauseigentümer Frederick (Thomas Lüdi) und Belinda (Janina Klöti), welche in Spanien als Steuerflüchtlinge weilen, sind vorzeitig zurück und niemand hat mit ihnen gerechnet.
Eigentlich plante der Immobilienmakler ja ein Tète-à-tète in der leeren Liegenschaft. Die Haushälterin freute sich auf gemütliche Stunden am Fernseher. Es folgte der wiederholte Einbruch von Sigi (Christos Papadopoulos) – leider immer noch nicht zum richtigen Zeitpunkt.
Während des Spiels enervierte sich dann Marion (Seraina Lüdi), die jüngste Schauspielerin – vor allem, weil Bonnie (Sibille Brunold) zu freizügig gekleidet sei. In der heutigen Zeit müsse man auf so was achten, meinte sie. Passend zum Weltfrauentag, just an der Premiere, gab sie noch einen Einschub zum Besten. Nachdem sie dann auch noch einen älteren Herrn vom Publikum als «alten Lüstling» bezeichnete, verliess sie stapfend den Saal und meinte, mit diesem Stück gar nichts mehr am Hut zu haben. Nach gemeinsamen Kontaktlinsen suchen, Nasenbluten und Finger ausrenken, nahm das Chaos weiter seinen Lauf.
Im zweiten Teil wurde die Bühne umgestellt und das Publikum durfte hinter die Kulissen blicken, quasi die Hinteransicht geniessen. Das Publikum im SeesichtTheater sass also in der Vorstellung in Bassersdorf und folgte dem puren Tohuwabohu von Backstage. Dabei wurden die Zuschauenden gefordert, denn die Szenen hörten und sahen sie durch das Fenster. Dazu kamen alle möglichen Themen, welche sich eben dazwischen abspielten. Dies ging vom Blumen organisieren und Whisky vor Tim (Martin Höhn) zu verstecken bis zur Eifersuchtsattacke von Garry (Jonathan Mantione). Dieser wurde von der Polizistin oder dem Polizisten T. Brecher (Laura Wirth) abgeführt und war demzufolge nicht mehr mit von der Partie. Bonnie schmiss darauf ihren Bettel hin und zwei Rollen waren frei. Darf nun endlich Esmeralda (Vona Bürki) einspringen?

Schauspieler in den Publikumsrängen

Im dritten Teil ist das Publikum wieder im gewohnten Saal und die eigentliche Aufführung startet. Sogar Bonnie und Garry sitzen im Publikum und sind gespannt, wer einspringt und wie ihre Rollen übernommen werden. Ja, alles war richtig verkehrt und doch bekannt. Die Rollen wurden getauscht und die Kontaktlinsen wurden sogar in den Zuschauerrängen gesucht. Die vollkommene Fehlbesetzung kam zu Tage.
Einzig Mrs. Clackett alias Dorothea Haferkamp (Mara Brunold) beschäftigt sich immer noch mit ihren Sardinen und wartet stoisch auf die königliche Hochzeit am Fernseher.
Skurrile Szenen in einem Projekt, welches eigentlich zum Scheitern verurteilt ist. Mit viel Improvisation und verschiedensten Strategien versuchen alle ihr Bestes. Turbulente Verwicklungen im aberwitzigen Spiel, wo kein Auge trocken blieb, und ein begeistertes Publikum ob so viel Können – wahrlich mehr als Laiendarstellerinnen und -darsteller!

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