Feuilleton History Wädenswil

«Klostertram»: Ein weiterer Schritt zum Ziel

1939/40 in Betrieb gesetzt, wird der im 2001 ausser Betrieb genommene Triebwagen Triebwagen ABe 4/4 5 seit einigen Jahren in einer Remise in Wald vom Verein «Historischer Triebwagen 5» unter Einhaltung von denkmalpflegerischen Grundsätzen restauriert.
Selbstverständlich war der genannte Triebwagen 5 mit der Bezeichnung ABe 4/4 nie als «Klostertram» angeschrieben, auch wenn er tausende von Gästen bzw. Pilgern von Arth-Gold­au, Rapperswil oder Wädenswil ins Klosterdorf Einsiedeln transportiert hat. Als Vorläufer des heutigen Voralpenexpress wurden die Triebwagen anfänglich ebenfalls auf der Linie von Luzern nach St. Gallen eingesetzt – ja, sie zogen sogar die Skizüge von Zürich HB nach Einsiedeln oder Sattel. Und auf der Strecke der ehemaligen Wädenswil–Einsiedeln-Bahn, die 1890 in der neugegründeten Schweizerischen Südostbahn aufging, pendelte das «Klostertram» zwischen Wädenswil und dem Sackbahnhof Einsiedeln hin und her. Glaskasten war der andere oft gehörte Übername, den die Fahrgäste aufgrund seiner grossen Panoramafenster dem beliebten Fahrzeug verliehen.
Nun bekam der Triebwagen neue Stromabnehmer.

Bei noch schönem Wetter (Regen war erst für den Nachmittag angesagt) wurde am 27. März 2024 der Stromabnehmer auf den Triebwagen gesetzt und angeschlossen. Ein letztes Überprüfen: Sitzen alle Schrauben richtig fest, fehlt auch wirklich nichts? Vier Traggurten werden am Stromabnehmer befestigt. Er ist bereit, auf das Wagendach gehievt zu werden.
In unzähligen Arbeitsstunden wurden aus zwei Stromabnehmern die noch gut erhaltenen, brauchbaren Teile ausgebaut und zu einem funktionierenden zusammengefügt. Aber die beiden Stromabnehmer waren doch so unterschiedlich, dass sie nicht zusammenpassten und nicht funktionieren konnten. Die Wippe, die an der Fahrleitung anliegt und den Strom abnimmt, musste neu angeschafft werden. Sie ist breiter und entspricht der heutigen Norm. Auch die Wippenfederung wurde durch externe Fachleute aufgearbeitet. Sehr aufwändig war das Einstellen der komplizierten Mechanik, damit die Anpresskraft auf allen Arbeitshöhen stimmen kann. Nach all den erfolgten Arbeiten wartete der neue Stromabnehmer, gereinigt, neu gestrichen und geölt in der Remise auf den Tag der Montage.
Auf dem Nebengleis beim Bahnhof Wald wurde der Kran vorbereitet. Dieser setzte den Stromabnehmer an seinen endgültigen Platz auf den Triebwagen. Röbi Graf, technischer Leiter, und seine Mannen sind ein eingespieltes Team. Jeder wusste, was er zu tun hat, zügig kamen sie gemeinsam voran.
Der «Schnarchli» (Rangiertraktor) durfte wieder einmal schnauben und zog den Triebwagen an die frische Luft hinaus.
Alles lief schliesslich wie am Schnürchen, die Regenwolken wurden dichter, die Temperaturen durch die Bise merklich kühler. Sachte wurde der Stromabnehmer in die Höhe gezogen und langsam auf dem Dach abgesetzt, justiert und montiert. Letzte Montagearbeiten auf dem Dach wurden dann im Trockenen in der Remise ausgeführt. Der Regen kam wie vorhergesagt nach dem Mittag!

Bevor der Triebwagen aber aufs Trassee darf, der Stromabnehmer angehoben werden kann, müssen die Hilfsbetriebe, Heizstrom- und Leistungsstromkreise unter der Fahrleitung in Oerlikon überprüft werden. «Es wäre wunderbar, wenn wir diese Überprüfungen noch dieses Jahr machen könnten», hofft Katrin Biedermann vom Verein «Historischer Triebwagen 5». Ursprünglich war geplant, dass der historische Triebwagen 2022 wieder das Schienennetz befährt. wa

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