Am Montag, 29. Januar, stellte Radiomoderator Peter Walt im voll besetzten Preisig-Keller an der Dorfbachstrasse die Premiere des Podcasts «Ein Leben für Käse und Wein» über Hans Preisig vor. Eine Hommage an «Vorbereiter», Wegbegleiter und ein wertvolles Erinnerungsstück für die Nachfahren.
Text & Bilder: Reni Bircher
Das Lebensmittelgeschäft «Preisig Käse & Wein» ist weit herum ein Begriff für ein sorgfältig ausgesuchtes Sortiment, beste Qualität, freundliche und fachkundige Bedienung. Das Verdienst geht auf die Gründerfamilie zurück, und diese Geschichte wurde nun im Richterswiler Studio des Radiomoderators Peter Walt aufgezeichnet und liebevoll «zurecht gemacht». Erzähler ist Hans Preisig, der von den Anfängen seines Vaters Johannes in der Milchhütte an der Steingasse berichtet, die dieser 1942 von seinem Bruder übernommen hat.
Die Kinder des Milchhütten-Paares haben ab sechs Uhr morgens bei den Auslieferungen geholfen, bevor sie zur Schule mussten. Weil Hans ein Nachzügler war, oblag ihm diese Aufgabe, nachdem die Schwestern in die Lehre eingetreten waren. «Wir genossen als Kinder aber auch viele Freiheiten», betonte Hans Preisig, und teilt mit dem Publikum im Live-Talk sowie kurzen Ausschnitten aus dem Podcast diverse Erinnerungen aus seiner Kindheit, welche einige Lacher bei den Anwesenden hervorriefen.
Weitreichender Entschluss
Nach seiner Ausbildung in Wädenswil zog es Hans Preisig nach Frankreich. 1977 hat er in der Station Oenologique im Burgund Essigsäuren untersucht, die sich im Wein befinden. «Die damaligen Burgunderweine waren wirklich schlecht», gestand Preisig. Er arbeitete bei diversen Weinbauern und Weinhändlern, wo er ein Gespräch unter Schweizer Händlern mithören konnte. «Gut sei der Wein nicht», befanden die Tester, «aber der Kellermeister zuhause kann den dann schon noch mit diversen Zutaten ‹zwäg mache›, dann kommt das schon gut».
Ein Aufenthalt im Beaujolais-Gebiet offenbarte, dass auch dort kräftig «nachgeholfen» wurde, vor allem beim Beaujolais bernois, damit dieser ein Volumenprozent von 14,5% erreicht: «Zehn Kilo Zucker in hundert Liter Wein für die Berner Konsumenten, die es angeblich stärker mochten». Eine Nacht im Zelt am Fluss, mit einer Flasche Wein und feinem Käse – den Hans Preisig zuhause nicht gerne essen mochte, weil es nur Appenzeller-Reste gab – habe ihm offenbart, dass der Weg eines Kellermeisters nicht seiner sei. Und so übernahm er zusammen mit seiner zukünftigen Frau Christine 1978 das Geschäft seines Vaters und baute dieses aus, mit Schwerpunkt Käse und Wein.
Vater Johannes half bis 1982 noch mit auf der Milchtour und überliess die Geschäftsführung den Jungen. Dies machte eine Episode besonders klar: «Am ersten Tag der Geschäftsübernahme fragte mich mein Vater, ob er dem Chauffeur der Molkerei Wädenswil weiterhin jeden Samstag eine Schokolade schenken darf, so wie bis anhin». Selbstverständlich durfte er. Dies war für Hans Preisig das Zeichen, dass sein Vater ihn und Christine als Nachfolger vollkommen akzeptierte.
Gelebter Gemeinschaftssinn
Der Preisig-Familie ist es wiederholt gelungen, auf Zeit und Zeichen zu reagieren, innovativ zu denken und auf Veränderungen zu reagieren oder diese zu akzeptieren. Unter anderem wurde dank ihnen der Znüni-Service im Bodenschulhaus möglich, den heute die dörflichen Bäckereien weiterführen; nach vierjährigen Verhandlungen mit Bundesstellen und dem Milchverband erreicht Hans Preisig 1994, dass Landwirte ihre Milch und landwirtschaftlichen Produkte selbständig vor Ort und in Läden verkaufen dürfen, was die Hofläden wie Pilze aus dem Boden schiessen liess.
Der Laden konnte vergrössert, ein bescheidener Wohlstand erarbeitet werden. Das Käse- und Weinsortiment wurde durch Hans und Christine Preisig sorgfältig ausgesucht und erweitert, was die Kundschaft schnell registrierte und schätzte. Geschäftsbeziehungen wurden aufrichtig gepflegt, die Milchtour eingestellt, dafür ein Lieferservice ins Leben gerufen, der das ganze Sortiment abdeckt.
Begeisterung über ein Produkt weitergeben
Inzwischen hat Sohn Hansueli die «Käse & Wein»-Handlung in dritter Generation übernommen, zusammen mit Geschäftspartner Francesco Schnyder. «Wir haben nie von ihm erwartet, dass er das Geschäft übernimmt und keinen Druck ausgeübt», erklärte Hans Preisig. So, wie es damals auch sein Vater handhabte.
Wunderbare Anekdoten und Einblicke in die verschiedenen Seiten von Familie, Geschäft und ihre Partner fanden eine begeisterte Zuhörerschaft – doch zu viel erzählt werden soll hier nicht, denn der Podcast kann auf Spotify und Apple Podcast angehört werden.
Peter Walts Frage, welche Bilanz Hans Preisig aus seinem Leben ziehen könne, beantwortete dieser pragmatisch und ruhig: «Wenn ich morgen sterben würde, dann kann ich sagen: Es war einfach gut. Es gibt nichts, was ich nachholen müsste.» Sie hätten viel erlebt, viel unternommen, ihr Geschäft nach bestem Gewissen geführt und das, was sie erreicht hätten, nicht als selbstverständlich genommen. Und entsprechend zurückgegeben, beispielsweise als sie das ganze Dorf am 75-Jahr-Jubiläum zum Racletteessen eingeladen haben.
Das Senior-Paar geniesst nun etwas mehr Freizeit, auf die es grossen Wert legt. «Man kann leben, um zu arbeiten, oder arbeiten, um zu leben», sagte Hans Preisig entschieden.
Unter anderem hat er die letzten drei Jahre jeweils für einen Monat eine Sprachschule in Paris besucht. «Aber das war nichts, was ich zehn Jahre vor mir her geschoben habe. Ein Blitzgedanke.» Gesagt, getan.
Der Weinfachmann und Käsegourmand verriet zum Schluss, dass seine Frau Anfang Februar Geburtstag habe und er sie in Paris in ein feines Lokal ausführen werde. Vorerst jedoch bat Preisig am Montagabend Christine zur Bühne, wo er ihr einen Strauss Rosen überreichte, mit den Worten: «Ohne dich wäre das nicht gegangen, aber zusammen haben wir es geschafft».
Wie Peter Walt richtig erkannt hat, begleiten uns Töne ein Leben lang. «Es wäre schön, wenn wir uns erinnern könnten, wie die Eltern mit uns gesprochen haben und wie sie dabei geklungen haben. Ein Podcast fängt dies für die Ewigkeit ein.» n
www.peterwalt.ch
Im November 2017 erschien zum 75-Jahr-Ladenjubiläum im Richterswiler Anzeiger ein Porträt über Hans Preisig: «Ein traditionsreiches Familienunternehmen», zu lesen auf unserer Homepage.
Am Montag, 29. Januar, stellte Radiomoderator Peter Walt im voll besetzten Preisig-Keller an der Dorfbachstrasse die Premiere des Podcasts «Ein Leben für Käse und Wein» über Hans Preisig vor. Eine Hommage an «Vorbereiter», Wegbegleiter und ein wertvolles Erinnerungsstück für die Nachfahren.
Text & Bilder: Reni Bircher
Das Lebensmittelgeschäft «Preisig Käse & Wein» ist weit herum ein Begriff für ein sorgfältig ausgesuchtes Sortiment, beste Qualität, freundliche und fachkundige Bedienung. Das Verdienst geht auf die Gründerfamilie zurück, und diese Geschichte wurde nun im Richterswiler Studio des Radiomoderators Peter Walt aufgezeichnet und liebevoll «zurecht gemacht». Erzähler ist Hans Preisig, der von den Anfängen seines Vaters Johannes in der Milchhütte an der Steingasse berichtet, die dieser 1942 von seinem Bruder übernommen hat.
Die Kinder des Milchhütten-Paares haben ab sechs Uhr morgens bei den Auslieferungen geholfen, bevor sie zur Schule mussten. Weil Hans ein Nachzügler war, oblag ihm diese Aufgabe, nachdem die Schwestern in die Lehre eingetreten waren. «Wir genossen als Kinder aber auch viele Freiheiten», betonte Hans Preisig, und teilt mit dem Publikum im Live-Talk sowie kurzen Ausschnitten aus dem Podcast diverse Erinnerungen aus seiner Kindheit, welche einige Lacher bei den Anwesenden hervorriefen.
Weitreichender Entschluss
Nach seiner Ausbildung in Wädenswil zog es Hans Preisig nach Frankreich. 1977 hat er in der Station Oenologique im Burgund Essigsäuren untersucht, die sich im Wein befinden. «Die damaligen Burgunderweine waren wirklich schlecht», gestand Preisig. Er arbeitete bei diversen Weinbauern und Weinhändlern, wo er ein Gespräch unter Schweizer Händlern mithören konnte. «Gut sei der Wein nicht», befanden die Tester, «aber der Kellermeister zuhause kann den dann schon noch mit diversen Zutaten ‹zwäg mache›, dann kommt das schon gut».
Ein Aufenthalt im Beaujolais-Gebiet offenbarte, dass auch dort kräftig «nachgeholfen» wurde, vor allem beim Beaujolais bernois, damit dieser ein Volumenprozent von 14,5% erreicht: «Zehn Kilo Zucker in hundert Liter Wein für die Berner Konsumenten, die es angeblich stärker mochten». Eine Nacht im Zelt am Fluss, mit einer Flasche Wein und feinem Käse – den Hans Preisig zuhause nicht gerne essen mochte, weil es nur Appenzeller-Reste gab – habe ihm offenbart, dass der Weg eines Kellermeisters nicht seiner sei. Und so übernahm er zusammen mit seiner zukünftigen Frau Christine 1978 das Geschäft seines Vaters und baute dieses aus, mit Schwerpunkt Käse und Wein.
Vater Johannes half bis 1982 noch mit auf der Milchtour und überliess die Geschäftsführung den Jungen. Dies machte eine Episode besonders klar: «Am ersten Tag der Geschäftsübernahme fragte mich mein Vater, ob er dem Chauffeur der Molkerei Wädenswil weiterhin jeden Samstag eine Schokolade schenken darf, so wie bis anhin». Selbstverständlich durfte er. Dies war für Hans Preisig das Zeichen, dass sein Vater ihn und Christine als Nachfolger vollkommen akzeptierte.
Gelebter Gemeinschaftssinn
Der Preisig-Familie ist es wiederholt gelungen, auf Zeit und Zeichen zu reagieren, innovativ zu denken und auf Veränderungen zu reagieren oder diese zu akzeptieren. Unter anderem wurde dank ihnen der Znüni-Service im Bodenschulhaus möglich, den heute die dörflichen Bäckereien weiterführen; nach vierjährigen Verhandlungen mit Bundesstellen und dem Milchverband erreicht Hans Preisig 1994, dass Landwirte ihre Milch und landwirtschaftlichen Produkte selbständig vor Ort und in Läden verkaufen dürfen, was die Hofläden wie Pilze aus dem Boden schiessen liess.
Der Laden konnte vergrössert, ein bescheidener Wohlstand erarbeitet werden. Das Käse- und Weinsortiment wurde durch Hans und Christine Preisig sorgfältig ausgesucht und erweitert, was die Kundschaft schnell registrierte und schätzte. Geschäftsbeziehungen wurden aufrichtig gepflegt, die Milchtour eingestellt, dafür ein Lieferservice ins Leben gerufen, der das ganze Sortiment abdeckt.
Begeisterung über ein Produkt weitergeben
Inzwischen hat Sohn Hansueli die «Käse & Wein»-Handlung in dritter Generation übernommen, zusammen mit Geschäftspartner Francesco Schnyder. «Wir haben nie von ihm erwartet, dass er das Geschäft übernimmt und keinen Druck ausgeübt», erklärte Hans Preisig. So, wie es damals auch sein Vater handhabte.
Wunderbare Anekdoten und Einblicke in die verschiedenen Seiten von Familie, Geschäft und ihre Partner fanden eine begeisterte Zuhörerschaft – doch zu viel erzählt werden soll hier nicht, denn der Podcast kann auf Spotify und Apple Podcast angehört werden.
Peter Walts Frage, welche Bilanz Hans Preisig aus seinem Leben ziehen könne, beantwortete dieser pragmatisch und ruhig: «Wenn ich morgen sterben würde, dann kann ich sagen: Es war einfach gut. Es gibt nichts, was ich nachholen müsste.» Sie hätten viel erlebt, viel unternommen, ihr Geschäft nach bestem Gewissen geführt und das, was sie erreicht hätten, nicht als selbstverständlich genommen. Und entsprechend zurückgegeben, beispielsweise als sie das ganze Dorf am 75-Jahr-Jubiläum zum Racletteessen eingeladen haben.
Das Senior-Paar geniesst nun etwas mehr Freizeit, auf die es grossen Wert legt. «Man kann leben, um zu arbeiten, oder arbeiten, um zu leben», sagte Hans Preisig entschieden.
Unter anderem hat er die letzten drei Jahre jeweils für einen Monat eine Sprachschule in Paris besucht. «Aber das war nichts, was ich zehn Jahre vor mir her geschoben habe. Ein Blitzgedanke.» Gesagt, getan.
Der Weinfachmann und Käsegourmand verriet zum Schluss, dass seine Frau Anfang Februar Geburtstag habe und er sie in Paris in ein feines Lokal ausführen werde. Vorerst jedoch bat Preisig am Montagabend Christine zur Bühne, wo er ihr einen Strauss Rosen überreichte, mit den Worten: «Ohne dich wäre das nicht gegangen, aber zusammen haben wir es geschafft».
Wie Peter Walt richtig erkannt hat, begleiten uns Töne ein Leben lang. «Es wäre schön, wenn wir uns erinnern könnten, wie die Eltern mit uns gesprochen haben und wie sie dabei geklungen haben. Ein Podcast fängt dies für die Ewigkeit ein.» n
www.peterwalt.ch
Im November 2017 erschien zum 75-Jahr-Ladenjubiläum im Richterswiler Anzeiger ein Porträt über Hans Preisig: «Ein traditionsreiches Familienunternehmen», zu lesen auf unserer Homepage.