Wädenswil

Jahrbuch-Vernissage

Jedes Jahr wird für Wädenswil ein Jahrbuch verfasst, dieses Jahr zum 49. Mal. Die neuste Ausgabe ist, wie immer, ein Sammelsurium von interessanten, historischen Geschichten und wird mit einer Vernissage gefeiert.

Text & Bilder: Ingrid Eva Liedtke

Die historische Gesellschaft Wädenswil ist Herausgeberin des Wädenswiler Jahrbuchs. Das hat seine Richtigkeit, da dieses Buch die Geschichte von Wädenswil erzählt. Es widmet sich dabei jedes Jahr gewissen Hauptthemen, wie heuer dem Bildungswesen und der Musik und fügt weitere interessante Themen zu. Die Vernissage de s Jahrbuchs wird traditionell vom Präsidenten der HGW, von Christian Winkler, eröffnet.
Nicht wie jedes Jahr fand der Anlass diesmal in der Aula des Oberstufenschulhauses Rotweg statt, das neu gebaut wurde und im Januar 2017 den Schulbetrieb aufnahm. Man fand es spannend, die Örtlichkeit zu wechseln – meistens findet der Anlass in der Kulturgarage statt –, zumal sich das Schulhaus auch hinsichtlich eines der Themenschwerpunkte angeboten habe. Frido Koch, ehemaliger Oberstufen-Schulleiter, zeigt in seinem Beitrag anhand dieses Schulhaus-Neubaus wie sich «Moderne Architektur verbindet mit zukunftsgerichteten Lernräumen».

Ein Weihnachtsgeschenk

Mitte November ist immer ein guter Zeitpunkt für das Erscheinen des Jahrbuches, da sich langsam die Vorweihnachtszeit ankündigt und sich das Jahrbuch als sinnvolles Weihnachtsgeschenk anbietet. Es ist ein Buch mit guten Geschichten von früher und heute. Wo erzählt man sich solche nicht lieber, als an einem dunklen Winterabend am Kaminfeuer oder unter dem Weihnachtsbaum?

Adrian Scherrer, Historiker, ist als versierter Redaktor Nachfolger von Peter Ziegler, der es sich seinerseits nicht nehmen lässt, als Autor weiterhin zum Gelingen des Jahrbuches beizutragen. Gerne wird er jedes Jahr als Ehrengast mit Applaus begrüsst.
Scherrer stellt alljährlich eine interessante Auswahl an Themen zusammen und sammelt dazu entsprechend auch gutes Bildmaterial, um daraus einen weiteren wertvollen Band des Jahrbuches zu fertigen. Dieser grosse Aufwand verdient Anerkennung.
Ein weiterer Dank wird den Stutz Medien ausgesprochen, die «immer noch an das Gestalten eines guten Buches und dessen analoges Erleben glauben», so Winkler.

Als Auflockerung erklingen an diesem Abend ländliche Appenzeller Volksmusik-Klänge. Christian Enzler an Geige und Kontrabass und Reinhard Brunner am Hackbrett geben Walzer, Rugguseli und auch ein paar Evergreens zum Besten.

Adrian Scherrer stellt das Jahrbuch 2023 vor

«Spanish Eyes» ist das letzte Stück, das die beiden Musiker interpretieren, bevor Adrian Scherrer dazu übergeht, den Inhalt des Jahrbuches vorzustellen. Der Ohrwurm dient sozusagen als Überleitung, denn dieses Musikstück wurde von Bert Kaempfert, einem Komponisten aus Hamburg, komponiert. Viele sehr bekannte Songs, wie eben «Spanish Eyes» oder «Strangers in the night», mit dem Frank Sinatra Weltruhm erlangte, stammen aus Kaempferts Feder. Er würde dieses Jahr seinen 100. Geburtstag feiern.
Dies alles erzählt nun Adrian Scherrer, wie er jedes Jahr die Entstehung des Jahrbuches mit spannenden Geschichten ausschmückt.
Der Komponist Kaempfert hat tatsächlich einen Bezug zu Hütten, respektive Wädenswil, und zwar ist er auf Anraten seines Steuerberaters in den 60er-Jahren in die Schweiz, eigentlich nach Zug, gezogen, um Steuern zu sparen. Allerdings verbrachte er die meiste Zeit in seinem Wochenendhaus auf der Schönau in Hütten, wo er auch ein Tonstudio hatte. Da sind einige Welthits entstanden, und so wurde Kaempferts Haus und sein Wirken zum spannenden Thema für das Jahrbuch.

Gästebuch und Jubiläen

Ein Beitrag von Peter Ziegler befasst sich mit den Einträgen ins Gästebuch der Industriellen-Familie Blattmann. Das Buch lag in der Oberalphütte im Grünenberg-Park auf, wo sich eine illustre Gästeschar traf.
Auch dieses Jahr gibt es einige Jubiläen zu feiern. Die Kinderkrippe in Wädenswil, die KIBE, feiert ihr 125-jähriges Bestehen. Sie wurde 1898 gegründet und war eine der ersten Krippen im Kanton Zürich. Der Beitrag zeigt die familienergänzende Betreuung im Wandel der Zeit auf.
Auch das Kammerorchester und sein Dirigent Felix Schudel feiern ein Jubiläum. Das Orchester gibt es schon seit 125 Jahren. Sein Dirigent gibt den Taktstock nach 47 Jahren weiter, erstmals an eine Frau!
Dann ist da noch der Turnverein, der auf 175 Jahre sportliche Erfolge zurückblickt.

Stadtpersönlichkeiten

Auch einige Persönlichkeiten werden dem Leser wieder ins Gedächtnis gerufen: Elisabeth Weber-Hauser (1842–1906), Chefin der Brauerei Wädenswil, fand eine Würdigung als geschickte Unternehmerin. Fritz Stüssi (1874–1923) war ein Wädenswiler Komponist der Spätromantik, Jakob Bolli (1907–1993) ist ein nahezu vergessener Dichter. Er war Lehrer im Eidmattschulhaus und gleichsam Dichter und Schriftsteller, auch eine umstrittene Persönlichkeit, weshalb er wohl in Vergessenheit geriet.

Historische Beizentour

Zur Auflockerung nimmt Christian Winkler die Leser des Jahrbuches mit auf eine Beizentour durch die historischen Lokale von Wädenswil. In der Vergangenheit gab es viel mehr Beizen als heute – um die 50. Dazu und deren Wirtinnen und Wirten gibt es interessante Geschichten zu erzählen. Einige davon waren bisher nur mündlich überliefert.
Abschliessen dankt Adrian Scherrer allen Autorinnen und Autoren, die – wie er sagt – einmal mehr ein breites Feld mit spannenden Themen beackert hätten.
Zum Abschluss des offiziellen Teils der Jahrbuch-Vernissage sprach Beat Schoch von Stutz Medien und lud dann zum Apéro, bei dem sich Autoren und Publikum mischten und austauschten.

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