Feuilleton Veranstaltungen Wädenswil

Felix Mendelssohn Bartholdy: «Paulus»

Das Oratorium «Paulus» war das erste Oratorium von Felix Mendelssohn Bartholdy. Das Werk stellt eine Auftragsarbeit des Frankfurter Cäcilien-Vereins im Jahre 1831 an Mendelssohn dar. Es handelt vom Leben und Wirken des Apostels Paulus. Den Auftrag erhielt Mendelssohn vor seiner grossen Reise. Nach seiner Rückkehr 1832 nach Berlin begann der junge Komponist seine Arbeit, inspiriert von den Studien und Eindrücken, die er im Rahmen seiner Reise sammeln konnte.

Dem zwanzigjährigen Mendelssohn gelang vor dem Oratorium «Paulus» eine musikalische Grosstat: Er entdeckte in Leipzig die Partitur der seit hundert Jahren nicht mehr gespielten «Matthäus-Passion» Bachs und entriss sie mit einem glanzvollen Konzert der Vergessenheit.
Dieses Bach-Erlebnis war prägend für die «Paulus»-Komposition.
Das Oratorium besteht aus einer fortlaufenden Kette von Schönheiten, die im Auditorium «wie ein Freudenfeuer zündete»; so schwärmte Robert Schumann in der von ihm begründeten «Neuen Zeitschrift für Musik» über eine Wiener Aufführung des «Paulus». Tatsächlich wurde Mendelssohns Oratorium vom Publikum überall begeistert aufgenommen, es ist fast das ganze 19. Jh. hindurch die Geschichte eines einzigartigen Erfolgs. Schon ein halbes Jahr nach der Düsseldorfer Uraufführung (Mai 1836, dirigiert durch den 27-jährigen Komponisten) erklang in Liverpool die erste englischsprachige Aufführung, im Mai 1837 war «Paulus» schon in Boston, Amerika, zu hören. Mendelssohns Oratorien «Paulus» und «Elias» (1846) hoben die Geschichte des deutschen Oratoriums wieder auf jenes Niveau an, das nach Haydn von keinem Tonsetzer mehr erreicht worden war. Formenstrenge, die an die barocken Vorbilder Bach (Faszination Matthäuspassion) und Händel anknüpft, ist von romantischer Wärme durchdrungen, was einen Zusammenklang von unverwechselbarer Art ergibt. Mendelssohns Oratorien haben das Publikum seiner Zeit reif gemacht zum Verständnis der alten Meister.

Der Text des «Paulus» entstand in Zusammenarbeit zwischen dem Komponisten und seinem Freund Julius Schubring, Pfarrer in Dessau; es wurden fast ausschliesslich Bibeltexte verwendet. Das Oratorium gliedert sich in zwei Teile. Der erste Teil berichtet über das Leben des Saulus von Tarsus und seiner Verfolgung der Christen. Doch auf dem Wege nach Damaskus hat er, wie die Apostelgeschichte dreimal berichtet, die Vision des Auferstandenen. Im Innersten getroffen, für drei Tage zunächst mit Blindheit geschlagen, wird er nach diesem Damaskus-Erlebnis unter dem Namen Paulus ein Missionar des Christentums. Von seinem Wirken und seiner Verfolgung erzählt der zweite Teil des Oratoriums.

Bemerkenswert ist, wie Mendelssohn bei der Komposition das biblische Geschehen aus der objektiven Distanz herauslöste, sodass das Oratorium weitgehend zu einer lyrischen Selbstbekenntnis wurde. Auch leidenschaftliche, dramatisch gespannte Partien lösen sich immer wieder in Meditationen. Ohne Frage thematisiert der «Paulus» Mendelssohns eigene, konfliktreiche Erfahrungen. Obwohl er sich zum Christentum bekannte, blieb er sich seiner jüdischen Herkunft, der Tradition der Familie, durchaus bewusst.
Die Menschen der heutigen Zeit entdecken Mendelssohns grosse Kunst wieder. Möge unsere Auseinandersetzung mit «Paulus» positiv dazu beitragen.

Die Luzerner Sopranistin Maria C. Schmid, der Schaffhauser Tenor Rolf Romei und der österreichische Bass Markus Volpert haben unter der fachkundigen Leitung des bekannten Wädenswiler Dirigenten Felix Schudel schon viele Aufführungen zusammen mit dem Kirchen- und Oratorienchor Wädenswil gestaltet.
Bald unzählige Konzerte bestritt das Neue Glarner Musikkollegium zusammen mit seinem Leiter Felix Schudel; eine Musiziertruppe, die stets mit Engagement bei der Sache ist. Die zahlreichen zusätzlich nötigen Bläser*innen verleihen der Paulus-Partitur vielfältigste Farben.

Der veranstaltende Kirchen- und Oratorienchor Wädenswil freut sich sehr, wiederum ein hoch attraktives, musikalisch vielschichtiges und anspruchsvolles Konzertprogramm zu präsentieren.

Konzerte
Samstag, 25. November, 18.30 Uhr und
Sonntag, 26. November, 16.30 Uhr
Ort: Reformierte Kirche Wädenswil
Vorverkauf: Papeterie A. Köhler AG,
Zugerstrasse 26, Wädenswil, Tel. 044 789 89 50
Abendkasse: jeweils eine Stunde vor Konzert–beginn, nur Barzahlung

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