Wie jedes Jahr spielt der Theaterverein Schönenberg im Dorfhuus auf. Das neue Stück heisst «Hesch en Vogel?». Die Laiengruppe spielt eine Komödie, voller lustiger Verwirrungen.
Text: Ingrid Eva Liedtke, Bild: zvg
Roberta Binggeli ist eine Buchhalterin, die aufgrund der Finanzkrise in arge Geldnot geraten ist. Darum lässt sie sich von ihrem Cousin Carlo Stalder, einem notorischen Verbrecher, dazu überreden, eine Bank auszurauben. Ihre Flucht läuft schief und die beiden müssen sich in ihrer Not in einer Werbeagentur verstecken. Dort entdeckt man sie schnell einmal. Um nicht aufzufliegen, verstricken sie sich in immer neue Lügen, und als wäre das noch nicht genug, machen ihnen neue Kunden der Werbeagentur, ein verwirrter Inhaber und ein plappernder Papagei, das Leben schwer.
Lange dabei und noch lange nicht genug
Der Bankräuber wird gespielt von Fabio Gulino. Er ist Präsident des Theatervereins und schon seit 15 Jahren Mitglied.
Und er hat, wie er sagt, noch lange nicht genug.
Er lacht: «Immer nach der letzten Vorstellung denke ich, jetzt reichts, jetzt mache ich mal eine Pause. Die Vorbereitungsmonate sind immer sehr intensiv. Doch nach der Winterpause habe ich wieder das Reissen, und im Mai beginnen wir wieder mit der Vorbereitung, dann bin ich wieder voll dabei. In der Zwischenzeit treffen wir uns nur zum Spass, etwa einmal im Monat.
Im Mai beginnen wir verschiedene Stücke zu lesen, damit wir uns vor den Sommerferien für ein Stück entscheiden können. Dann machen wir die Rollenverteilung noch vor den Sommerferien, lesen es in den Ferien und beginnen danach mit den Proben. Zuerst proben wir einmal pro Woche, dann ab Mitte September proben wir bis zur Aufführung zweimal.»
Zuwachs erwünscht
Das Theater Schönenberg hat momentan 15 Aktivmitglieder. Man wünscht sich Zuwachs. Dringend!
«Manchmal würde ich gerne eine kleinere oder sogar mal keine Rolle spielen», sagt Gulino. «Dazu haben wir aber momentan zu wenig Mitglieder. Wir machen alle alles: arbeiten in den Pausen am Buffet, die einen bis zur letzten Minute an der Kasse. Wir bauen auch die Kulissen selber. Zum Glück haben wir einen Schreiner unter uns. Vor der Premiere stellen wir die Tische auf, nachher wischen wir die Böden. Wären wir mehr Leute, könnten wir natürlich auch die Aufgaben besser verteilen.»
Es ist Mittwochabend, neunzehn Uhr. Langsam trudeln die Laiendarsteller zur Probe ein. Ein Hallo hier, eine Umarmung da. Alle sind gut drauf, und man merkt, dass sie gerne da sind.
Jemand sucht sein Skript, zwei andere unterhalten sich über die Farbe der Kulisse und ob es nicht irgendwo noch einen farbigeren Papagei aufzutreiben gäbe. Die Stimmung ist aufgeräumt. Eigentlich ist es ein Vereinsabend. Man trifft sich und spielt Theater. Anforderungen, um dabei zu sein, werden vom Theaterverein Schönenberg keine gestellt: «Wir suchen einfach Leute, die gerne mal Theater spielen möchten. Sie müssen auch nicht sofort Mitglieder im Verein werden. Man kann auch mal eine Saison mitmachen und sehen, wie es einem gefällt.»
Theatertradition auf dem Dorf
Den Theaterverein Schönenberg gibt es schon seit 1970. Er ist aus dem Cäcilienchor der Katholischen Kirche hervorgegangen.
Sepp Lagler erinnert sich: «Der Cäcilienchor hat immer ein Chränzli gemacht und auch Theater gespielt. Dann sind dem Chor die Sängerinnen ausgegangen. So blieb es dann beim Theaterspielen, und daraus hat sich schliesslich der Theaterverein gebildet. Es gibt noch Ehrenmitglieder aus dieser Zeit, Rösy Marty vom Stollen, Rösli Müller und Margrit Vassella.»
Auf der Bühne kann man vieles sein
Yvonne Cantaffa setzt sich dazu und erzählt, warum sie gerne Theater spielt. «Ich bin Yvonne. Aber auf der Bühne kann ich eine Edelhure sein oder auch eine Nonne. Ich finde es cool, meine Identität zu verändern. Ich kann auch jemandem etwas an den Kopf schmeissen, was ich sonst nie machen würde», lacht sie.
Fabio Gulino: «Ich finde die Reaktionen vom Publikum so schön. Sie sind auch sehr divers. Die Leute lachen nicht immer an denselben Stellen. An einem Abend sind es vielleicht nur 40 Zuschauer und die lachen sich tot, und dann wiederum ist der Saal voll und es herrscht Stille oder es wird bei ganz anderen Szenen gelacht.»
«Die Reaktionen des Publikums – das ist unser Lohn», stimmt ihm Yvonne zu. «Zudem ist das Rollenlernen gut fürs Gedächtnis!»
Die 15 Mitglieder spielen alles, verschiedene Rollen, verschiedenen Alters.
«Beim Aussuchen der Stücke müssen wir darauf schauen, dass sie einigermassen zu uns passen, aber wir sind prinzipiell flexibel», sagt Gulino.
«Manchmal ist halt eine Person im Stück eine Frau, obwohl eigentlich ein Mann vorgesehen wäre. Wir passen das, wenn nötig, an.»
Das Alter sei auch nicht wirklich ein Problem, sagt Yvonne, die auch als Maskenbildnerin fungiert. Man könne mit Schminke viel machen.
Darin sind sich alle einig: Der Theaterverein und das Spielen ist ihr Hobby. Es soll Spass machen und darum mit Humor angegangen werden. Diese Stimmung ist ansteckend, und so helfen gerne auch Familienangehörige mit.
Sehr gerne würde man weiter angefressene Thea-
terfans im Verein begrüssen, sodass auch mal eine Zweitbesetzung möglich wäre. Eben musste eine Kollegin ins Spital eingeliefert werden mit Blinddarmentzündung. Sie wird bei den Proben fehlen.
Ein Stück Volkstheater
Im Stück, das geprobt wird, gibt es viele Verwirrungen, die zu komischen Situationen führen. Es sind die üblichen, die die Komik dieser Volkstheaterstücke ausmachen. Sepp Lagler: «Wir spielen Komödien und Schwänke. Ernste Theaterstücke gibt es schon genug.»
Das Publikum
Das Publikum kommt vor allem aus Schönenberg, aber auch Leute aus der Umgebung werden herzlich willkommen geheissen.
Der Applaus, die Freude und die Lacher des Publikums seien das Schönste.
«Und dann, am letzten Freitag, nach der letzten Vorstellung, fällt einem das ganze Buch aus dem Kopf, bis dann das neue kommt, im nächsten Sommer», rundet Yvonne Cantaffa ab.n
Wer also Lust hat, diese alte Tradition des Dorftheaters mitzugestalten, ist herzlich willkommen beim Theater Schönenberg mitzutun.
Kontakt: theaterschoenenberg.ch
Letzte Vorstellungen von «Hesch en Vogel?»
im Dorfhuus Schönenberg:
Donnerstag, 26. Oktober, 20.00 Uhr,
Türöffnung, 19.00 Uhr
Freitag, 27. Oktober, 20.00 Uhr (Dernière),
Türöffnung 19.00 Uhr
Wie jedes Jahr spielt der Theaterverein Schönenberg im Dorfhuus auf. Das neue Stück heisst «Hesch en Vogel?». Die Laiengruppe spielt eine Komödie, voller lustiger Verwirrungen.
Text: Ingrid Eva Liedtke, Bild: zvg
Roberta Binggeli ist eine Buchhalterin, die aufgrund der Finanzkrise in arge Geldnot geraten ist. Darum lässt sie sich von ihrem Cousin Carlo Stalder, einem notorischen Verbrecher, dazu überreden, eine Bank auszurauben. Ihre Flucht läuft schief und die beiden müssen sich in ihrer Not in einer Werbeagentur verstecken. Dort entdeckt man sie schnell einmal. Um nicht aufzufliegen, verstricken sie sich in immer neue Lügen, und als wäre das noch nicht genug, machen ihnen neue Kunden der Werbeagentur, ein verwirrter Inhaber und ein plappernder Papagei, das Leben schwer.
Lange dabei und noch lange nicht genug
Der Bankräuber wird gespielt von Fabio Gulino. Er ist Präsident des Theatervereins und schon seit 15 Jahren Mitglied.
Und er hat, wie er sagt, noch lange nicht genug.
Er lacht: «Immer nach der letzten Vorstellung denke ich, jetzt reichts, jetzt mache ich mal eine Pause. Die Vorbereitungsmonate sind immer sehr intensiv. Doch nach der Winterpause habe ich wieder das Reissen, und im Mai beginnen wir wieder mit der Vorbereitung, dann bin ich wieder voll dabei. In der Zwischenzeit treffen wir uns nur zum Spass, etwa einmal im Monat.
Im Mai beginnen wir verschiedene Stücke zu lesen, damit wir uns vor den Sommerferien für ein Stück entscheiden können. Dann machen wir die Rollenverteilung noch vor den Sommerferien, lesen es in den Ferien und beginnen danach mit den Proben. Zuerst proben wir einmal pro Woche, dann ab Mitte September proben wir bis zur Aufführung zweimal.»
Zuwachs erwünscht
Das Theater Schönenberg hat momentan 15 Aktivmitglieder. Man wünscht sich Zuwachs. Dringend!
«Manchmal würde ich gerne eine kleinere oder sogar mal keine Rolle spielen», sagt Gulino. «Dazu haben wir aber momentan zu wenig Mitglieder. Wir machen alle alles: arbeiten in den Pausen am Buffet, die einen bis zur letzten Minute an der Kasse. Wir bauen auch die Kulissen selber. Zum Glück haben wir einen Schreiner unter uns. Vor der Premiere stellen wir die Tische auf, nachher wischen wir die Böden. Wären wir mehr Leute, könnten wir natürlich auch die Aufgaben besser verteilen.»
Es ist Mittwochabend, neunzehn Uhr. Langsam trudeln die Laiendarsteller zur Probe ein. Ein Hallo hier, eine Umarmung da. Alle sind gut drauf, und man merkt, dass sie gerne da sind.
Jemand sucht sein Skript, zwei andere unterhalten sich über die Farbe der Kulisse und ob es nicht irgendwo noch einen farbigeren Papagei aufzutreiben gäbe. Die Stimmung ist aufgeräumt. Eigentlich ist es ein Vereinsabend. Man trifft sich und spielt Theater. Anforderungen, um dabei zu sein, werden vom Theaterverein Schönenberg keine gestellt: «Wir suchen einfach Leute, die gerne mal Theater spielen möchten. Sie müssen auch nicht sofort Mitglieder im Verein werden. Man kann auch mal eine Saison mitmachen und sehen, wie es einem gefällt.»
Theatertradition auf dem Dorf
Den Theaterverein Schönenberg gibt es schon seit 1970. Er ist aus dem Cäcilienchor der Katholischen Kirche hervorgegangen.
Sepp Lagler erinnert sich: «Der Cäcilienchor hat immer ein Chränzli gemacht und auch Theater gespielt. Dann sind dem Chor die Sängerinnen ausgegangen. So blieb es dann beim Theaterspielen, und daraus hat sich schliesslich der Theaterverein gebildet. Es gibt noch Ehrenmitglieder aus dieser Zeit, Rösy Marty vom Stollen, Rösli Müller und Margrit Vassella.»
Auf der Bühne kann man vieles sein
Yvonne Cantaffa setzt sich dazu und erzählt, warum sie gerne Theater spielt. «Ich bin Yvonne. Aber auf der Bühne kann ich eine Edelhure sein oder auch eine Nonne. Ich finde es cool, meine Identität zu verändern. Ich kann auch jemandem etwas an den Kopf schmeissen, was ich sonst nie machen würde», lacht sie.
Fabio Gulino: «Ich finde die Reaktionen vom Publikum so schön. Sie sind auch sehr divers. Die Leute lachen nicht immer an denselben Stellen. An einem Abend sind es vielleicht nur 40 Zuschauer und die lachen sich tot, und dann wiederum ist der Saal voll und es herrscht Stille oder es wird bei ganz anderen Szenen gelacht.»
«Die Reaktionen des Publikums – das ist unser Lohn», stimmt ihm Yvonne zu. «Zudem ist das Rollenlernen gut fürs Gedächtnis!»
Die 15 Mitglieder spielen alles, verschiedene Rollen, verschiedenen Alters.
«Beim Aussuchen der Stücke müssen wir darauf schauen, dass sie einigermassen zu uns passen, aber wir sind prinzipiell flexibel», sagt Gulino.
«Manchmal ist halt eine Person im Stück eine Frau, obwohl eigentlich ein Mann vorgesehen wäre. Wir passen das, wenn nötig, an.»
Das Alter sei auch nicht wirklich ein Problem, sagt Yvonne, die auch als Maskenbildnerin fungiert. Man könne mit Schminke viel machen.
Darin sind sich alle einig: Der Theaterverein und das Spielen ist ihr Hobby. Es soll Spass machen und darum mit Humor angegangen werden. Diese Stimmung ist ansteckend, und so helfen gerne auch Familienangehörige mit.
Sehr gerne würde man weiter angefressene Thea-
terfans im Verein begrüssen, sodass auch mal eine Zweitbesetzung möglich wäre. Eben musste eine Kollegin ins Spital eingeliefert werden mit Blinddarmentzündung. Sie wird bei den Proben fehlen.
Ein Stück Volkstheater
Im Stück, das geprobt wird, gibt es viele Verwirrungen, die zu komischen Situationen führen. Es sind die üblichen, die die Komik dieser Volkstheaterstücke ausmachen. Sepp Lagler: «Wir spielen Komödien und Schwänke. Ernste Theaterstücke gibt es schon genug.»
Das Publikum
Das Publikum kommt vor allem aus Schönenberg, aber auch Leute aus der Umgebung werden herzlich willkommen geheissen.
Der Applaus, die Freude und die Lacher des Publikums seien das Schönste.
«Und dann, am letzten Freitag, nach der letzten Vorstellung, fällt einem das ganze Buch aus dem Kopf, bis dann das neue kommt, im nächsten Sommer», rundet Yvonne Cantaffa ab.n
Wer also Lust hat, diese alte Tradition des Dorftheaters mitzugestalten, ist herzlich willkommen beim Theater Schönenberg mitzutun.
Kontakt: theaterschoenenberg.ch
Letzte Vorstellungen von «Hesch en Vogel?»
im Dorfhuus Schönenberg:
Donnerstag, 26. Oktober, 20.00 Uhr,
Türöffnung, 19.00 Uhr
Freitag, 27. Oktober, 20.00 Uhr (Dernière),
Türöffnung 19.00 Uhr