Am 1. Juni hat die Klasse 6D aus Wädenswil auf der Fussballwiese beim Schulhaus Untermoosen einen Wetterballon steigen lassen. An dem Projekt hat Lehrer Reto Speerli mit seiner Klasse fast ein ganzes Jahr lang gearbeitet. Das Thema Wetter erschloss sich den Schülern anhand von interdisziplinären Arbeiten. Das Learning by doing fand mit dem Ballonstart seinen Höhepunkt – inklusive einem kleinen Scheitern.
Text & Bilder: Ingrid Eva Liedtke
Seit Beginn des Schuljahres befassten sich die Schüler der letzten Mittelstufenklasse mit dem Thema Wetter, und zwar fächerübergreifend. Wie Lehrer Reto Speerli erläutert, ging es bei diesem Projekt darum, dass die Schüler das Thema Wetter und somit Geografie, Physik, Mathematik und auch NMG (Natur/Mensch/ Gesellschaft) in einem grösseren Kontext erfahren konnten. «Mit eigenen Versuchen und deren Auswertungen wird die Theorie plötzlich plausibel, und es entsteht mehr Verständnis für die Materie und ihre Wirkung», so Speerli.
Medienverantwortliche informieren
Das Projekt «Ikarus» hatte mit Robine Reichelt und Aurora Ajvazi zwei kompetente Medienverantwortliche, die alle Details sehr professionell zu erläutern wussten.
Robine Reichelt: «Seit August 2022 wurde viel geforscht. Wir haben in den Stunden verschiedene Themen bearbeitet und dazu dann Experimente gemacht. Es wurde viel experimentiert. Wir Schüler haben viele der erforderlichen Gegenstände selbst konstruiert und programmiert, wie zum Beispiel einen Calliope Mikro-Controller-Wettersatelliten, eine Kapsel und selbst genähte Fallschirme. Kartenlesen mit GPS haben wir uns in den Informatikstunden angeschaut, haben Gegenstände auf dem Schulgelände mit GPS zu finden versucht.»
Aurora Ajvazi: «Eines der Experimente war, dass wir ein Ei möglichst gut verpackten und es anschliessend aus dem 4. Stock warfen. Das Ziel war eine Wetterballonkapsel zu konstruieren, die widerstandsfähig genug ist, damit ihr Inhalt bei einem Fall aus grösser Höhe nicht kaputt geht.»
Robine Reichelt: «Bei einem weiteren Experiment ging es um die Wärmeisolation. Wir haben in verschiedenen Versuchen eine Dose mit kochendem Wasser isoliert, mit Alufolie, mit Stoff, Karton, Klebeband, Wärmefolie und haben die Dose dann für eine Stunde draussen in der Kälte gelassen, um zu sehen, ob es zu einem Wärmeverlust kommt. Auf 35 000 Metern ist es nämlich sehr kalt, und die Messgeräte des Wetterballons müssen geschützt werden.»
Wetterballone, die auf 35 000 Meter aufsteigen
Es war geplant zwei Wetterballone starten zu lassen, die in eine Höhe von 35 000 Meter aufsteigen werden. Nach dem Stratosphärenflug sollen die Raumkapseln aufgespürt und geborgen werden. Die selbst programmierten Wettersatelliten sollen Wetterdaten aufzeichnen. Nach der Wetterballon-Mission werden die Daten ausgewertet, Filmmaterial verarbeitet und Erklärvideos produziert.
Das Projekt und der Lerneffekt
Das Projekt, das Lehrer Speerli schon zum wiederholten Male mit einer Klasse durchführt, war so aufgebaut, dass die Schüler in Projektgruppen aufgeteilt wurden.
«Die Physikalischen Hintergründe sind eigentlich zu komplex, als dass jeder Einzelne alle nötigen Schritte selber machen könnte. Darum haben wir Projektgruppen gebildet, die sich untereinander informieren, um schlussendlich alles zusammenzufügen. Durch die praktischen Anwendungen wurden die Phänomene der verschiedenen Fachrichtungen in der Beobachtung plausibel, und so fand alles einen Bezug zur Lebensrealität.
Die Projektgruppen
Die Projektgruppen bildeten sich folgendermassen: Es gab die zwei Martketingverantwortlichen, Robine Reichelt und Aurora Ajvazi. «Wir mussten eine richtige Bewerbung dafür schreiben», erinnern sich die beiden, «sogar mit einem handgeschriebenen Teil.»
Weiter brauchte es Ballonexperten, Programmierer, Fallschirmexperten, Navigatoren, Konstrukteure (sie haben die Wettersonden gebaut) und einen Koordinator des ganzen Projekts. Die Spezialisten formierten sich aufgrund ihrer Interessen.
Die Herausforderung war die, dass die einzelnen Teams gut vernetzt zusammenarbeiteten. Die einzelnen Arbeitsschritte mussten koordiniert werden, damit es funktionierte. Es gab viele Details, die aufeinander abgestimmt werden mussten. Auch dies war ein Lernplatz!
Es hat auch Spass gemacht!
Man kann sich gut vorstellen, dass ein solches Projekt mehr Freude macht, als das Lernen nach dem Schulbuch. Das bestätigen die beiden Pressesprecherinnen, die übrigens auch den Pressetext verfasst haben.
Aurora: «Ja, mir hat es sehr Spass gemacht. Wir haben an einer Sache gearbeitet, bei der alle Fächer involviert waren. So lernt man leichter.»
Robine: «Ich habe mich jeden Tag auf die Schule gefreut. Es war super, dass wir nicht immer nur im Klassenzimmer arbeiten mussten.»
Die Frage nach der Arbeitsdisziplin beantwortet Lehrer Speerli, weil die zwei Pressedamen verlegen lächeln und etwas davon murmeln, dass sie auch mal gequatscht hätten, anstatt zu arbeiten.
«Sie hatten fixe Termine, bis wann die Arbeiten fertig sein mussten. Also mussten die Schülerinnen un Schüler auch die Verantwortung dafür tragen und die Konsequenzen, wenn sie sich verplempert haben.»
Robine und Aurora: «Wir hatten auch eine Learning View, wo wir alle unsere Aufgaben aufgelistet sahen.»
Das Ziel dieses Projekts formuliert Lehrer Speerli so: «Alles, was man lernen kann in der Physik, hat einen praktischen Nutzen. Das Ziel war, die Schüler für Physik zu begeistern.» Ziel erreicht!
Die Panne
Am Donnerstag, 1. Juni, versammelten sich die Schüler des Schulhaus Untermoosen auf der Fussballwiese, um dabei zu sein, wenn die Wetterballone in die Lüfte steigen. Der erste Ballon startete nach 10 Uhr. Leider funktionierte das GPS nicht richtig. Für diesen Fall hatte man zwei Ballone eingeplant, sodass sicher einer gefunden würde. Unter Jubel erhob sich der erste Ballon in die Lüfte.
Und dann geschah es! Die Panne, die sich niemand wünscht und die doch immer wieder mal passiert. Ein Aufschrei! Schrecken in den Gesichtern der Schüler, die alle in den Himmel starrten. Jemand hatte den Ballon zu früh losgelassen!
Zuerst Fassungslosigkeit, dann Unmut, dann bei einzelnen Ärger.
Krisenbewältigung
In so einem Moment geht es um Krisenbewältigung – ein neuer Projektzweig hat sich eröffnet. Lehrer Speerli beruhigt die Klasse. Es muss damit umgegangen werden, dass jemand einen Fehler begangen hat, der das Projekt zum Scheitern bringen könnte.
Schlussendlich bieten Eltern an, einen dritten Ballon zu sponsern.
Wetterballonsonde gefunden
Vor Redaktionsschluss wurde bekannt, dass die Wetterballonsonde glücklicherweise am Samstag darauf gefunden worden ist. Sie hängt in rund 20 Metern Höhe in einem Baum in der Umgebung von Langenthal BE (wie vorhergesagt). Das Backup-System (Funkpeilsender) hat funktioniert und eine Ortung per Peilgerät ermöglicht.
Am kommenden Wochenende wird man die Sonde mit Hilfe einer Drohne bergen. So ist es nur noch eine Frage des Aufwandes (und der Zeit), bis die Kapsel sichergestellt werden kann.
Die Klasse und Lehrer Speerli haben beschlossen, einen dritten Ballon steigen zu lassen, damit auch die zweite Sonde (und die Arbeit der involvierten Schülerinnen und Schüler) entsprechend starten und später gewürdigt werden kann.
So kommt ein wirklich tolles Projekt doch noch zu einem guten Abschluss und die involvierten Schüler in den Genuss von ein paar zusätzlichen lebenspraktischen Lektionen.
Am 6. Juli 2023 sind im Schulhaus Untermosen die abschliessenden Vorträge und Erklärvideos, im Rahmen einer Ausstellung des Projektes, zu sehen.
Am 1. Juni hat die Klasse 6D aus Wädenswil auf der Fussballwiese beim Schulhaus Untermoosen einen Wetterballon steigen lassen. An dem Projekt hat Lehrer Reto Speerli mit seiner Klasse fast ein ganzes Jahr lang gearbeitet. Das Thema Wetter erschloss sich den Schülern anhand von interdisziplinären Arbeiten. Das Learning by doing fand mit dem Ballonstart seinen Höhepunkt – inklusive einem kleinen Scheitern.
Text & Bilder: Ingrid Eva Liedtke
Seit Beginn des Schuljahres befassten sich die Schüler der letzten Mittelstufenklasse mit dem Thema Wetter, und zwar fächerübergreifend. Wie Lehrer Reto Speerli erläutert, ging es bei diesem Projekt darum, dass die Schüler das Thema Wetter und somit Geografie, Physik, Mathematik und auch NMG (Natur/Mensch/ Gesellschaft) in einem grösseren Kontext erfahren konnten. «Mit eigenen Versuchen und deren Auswertungen wird die Theorie plötzlich plausibel, und es entsteht mehr Verständnis für die Materie und ihre Wirkung», so Speerli.
Medienverantwortliche informieren
Das Projekt «Ikarus» hatte mit Robine Reichelt und Aurora Ajvazi zwei kompetente Medienverantwortliche, die alle Details sehr professionell zu erläutern wussten.
Robine Reichelt: «Seit August 2022 wurde viel geforscht. Wir haben in den Stunden verschiedene Themen bearbeitet und dazu dann Experimente gemacht. Es wurde viel experimentiert. Wir Schüler haben viele der erforderlichen Gegenstände selbst konstruiert und programmiert, wie zum Beispiel einen Calliope Mikro-Controller-Wettersatelliten, eine Kapsel und selbst genähte Fallschirme. Kartenlesen mit GPS haben wir uns in den Informatikstunden angeschaut, haben Gegenstände auf dem Schulgelände mit GPS zu finden versucht.»
Aurora Ajvazi: «Eines der Experimente war, dass wir ein Ei möglichst gut verpackten und es anschliessend aus dem 4. Stock warfen. Das Ziel war eine Wetterballonkapsel zu konstruieren, die widerstandsfähig genug ist, damit ihr Inhalt bei einem Fall aus grösser Höhe nicht kaputt geht.»
Robine Reichelt: «Bei einem weiteren Experiment ging es um die Wärmeisolation. Wir haben in verschiedenen Versuchen eine Dose mit kochendem Wasser isoliert, mit Alufolie, mit Stoff, Karton, Klebeband, Wärmefolie und haben die Dose dann für eine Stunde draussen in der Kälte gelassen, um zu sehen, ob es zu einem Wärmeverlust kommt. Auf 35 000 Metern ist es nämlich sehr kalt, und die Messgeräte des Wetterballons müssen geschützt werden.»
Wetterballone, die auf 35 000 Meter aufsteigen
Es war geplant zwei Wetterballone starten zu lassen, die in eine Höhe von 35 000 Meter aufsteigen werden. Nach dem Stratosphärenflug sollen die Raumkapseln aufgespürt und geborgen werden. Die selbst programmierten Wettersatelliten sollen Wetterdaten aufzeichnen. Nach der Wetterballon-Mission werden die Daten ausgewertet, Filmmaterial verarbeitet und Erklärvideos produziert.
Das Projekt und der Lerneffekt
Das Projekt, das Lehrer Speerli schon zum wiederholten Male mit einer Klasse durchführt, war so aufgebaut, dass die Schüler in Projektgruppen aufgeteilt wurden.
«Die Physikalischen Hintergründe sind eigentlich zu komplex, als dass jeder Einzelne alle nötigen Schritte selber machen könnte. Darum haben wir Projektgruppen gebildet, die sich untereinander informieren, um schlussendlich alles zusammenzufügen. Durch die praktischen Anwendungen wurden die Phänomene der verschiedenen Fachrichtungen in der Beobachtung plausibel, und so fand alles einen Bezug zur Lebensrealität.
Die Projektgruppen
Die Projektgruppen bildeten sich folgendermassen: Es gab die zwei Martketingverantwortlichen, Robine Reichelt und Aurora Ajvazi. «Wir mussten eine richtige Bewerbung dafür schreiben», erinnern sich die beiden, «sogar mit einem handgeschriebenen Teil.»
Weiter brauchte es Ballonexperten, Programmierer, Fallschirmexperten, Navigatoren, Konstrukteure (sie haben die Wettersonden gebaut) und einen Koordinator des ganzen Projekts. Die Spezialisten formierten sich aufgrund ihrer Interessen.
Die Herausforderung war die, dass die einzelnen Teams gut vernetzt zusammenarbeiteten. Die einzelnen Arbeitsschritte mussten koordiniert werden, damit es funktionierte. Es gab viele Details, die aufeinander abgestimmt werden mussten. Auch dies war ein Lernplatz!
Es hat auch Spass gemacht!
Man kann sich gut vorstellen, dass ein solches Projekt mehr Freude macht, als das Lernen nach dem Schulbuch. Das bestätigen die beiden Pressesprecherinnen, die übrigens auch den Pressetext verfasst haben.
Aurora: «Ja, mir hat es sehr Spass gemacht. Wir haben an einer Sache gearbeitet, bei der alle Fächer involviert waren. So lernt man leichter.»
Robine: «Ich habe mich jeden Tag auf die Schule gefreut. Es war super, dass wir nicht immer nur im Klassenzimmer arbeiten mussten.»
Die Frage nach der Arbeitsdisziplin beantwortet Lehrer Speerli, weil die zwei Pressedamen verlegen lächeln und etwas davon murmeln, dass sie auch mal gequatscht hätten, anstatt zu arbeiten.
«Sie hatten fixe Termine, bis wann die Arbeiten fertig sein mussten. Also mussten die Schülerinnen un Schüler auch die Verantwortung dafür tragen und die Konsequenzen, wenn sie sich verplempert haben.»
Robine und Aurora: «Wir hatten auch eine Learning View, wo wir alle unsere Aufgaben aufgelistet sahen.»
Das Ziel dieses Projekts formuliert Lehrer Speerli so: «Alles, was man lernen kann in der Physik, hat einen praktischen Nutzen. Das Ziel war, die Schüler für Physik zu begeistern.» Ziel erreicht!
Die Panne
Am Donnerstag, 1. Juni, versammelten sich die Schüler des Schulhaus Untermoosen auf der Fussballwiese, um dabei zu sein, wenn die Wetterballone in die Lüfte steigen. Der erste Ballon startete nach 10 Uhr. Leider funktionierte das GPS nicht richtig. Für diesen Fall hatte man zwei Ballone eingeplant, sodass sicher einer gefunden würde. Unter Jubel erhob sich der erste Ballon in die Lüfte.
Und dann geschah es! Die Panne, die sich niemand wünscht und die doch immer wieder mal passiert. Ein Aufschrei! Schrecken in den Gesichtern der Schüler, die alle in den Himmel starrten. Jemand hatte den Ballon zu früh losgelassen!
Zuerst Fassungslosigkeit, dann Unmut, dann bei einzelnen Ärger.
Krisenbewältigung
In so einem Moment geht es um Krisenbewältigung – ein neuer Projektzweig hat sich eröffnet. Lehrer Speerli beruhigt die Klasse. Es muss damit umgegangen werden, dass jemand einen Fehler begangen hat, der das Projekt zum Scheitern bringen könnte.
Schlussendlich bieten Eltern an, einen dritten Ballon zu sponsern.
Wetterballonsonde gefunden
Vor Redaktionsschluss wurde bekannt, dass die Wetterballonsonde glücklicherweise am Samstag darauf gefunden worden ist. Sie hängt in rund 20 Metern Höhe in einem Baum in der Umgebung von Langenthal BE (wie vorhergesagt). Das Backup-System (Funkpeilsender) hat funktioniert und eine Ortung per Peilgerät ermöglicht.
Am kommenden Wochenende wird man die Sonde mit Hilfe einer Drohne bergen. So ist es nur noch eine Frage des Aufwandes (und der Zeit), bis die Kapsel sichergestellt werden kann.
Die Klasse und Lehrer Speerli haben beschlossen, einen dritten Ballon steigen zu lassen, damit auch die zweite Sonde (und die Arbeit der involvierten Schülerinnen und Schüler) entsprechend starten und später gewürdigt werden kann.
So kommt ein wirklich tolles Projekt doch noch zu einem guten Abschluss und die involvierten Schüler in den Genuss von ein paar zusätzlichen lebenspraktischen Lektionen.
Am 6. Juli 2023 sind im Schulhaus Untermosen die abschliessenden Vorträge und Erklärvideos, im Rahmen einer Ausstellung des Projektes, zu sehen.