Gift in der Landwirtschaft ist ein viel diskutiertes Thema. Mit weniger Aufwand zu mehr Ertrag zu kommen ist – seit die Menschen sesshaft geworden sind – ihr zentrales Bestreben. Dass wir im letzten Jahrhundert, um unseren Feinden zuvorzukommen, auch vor grossflächigem Einsatz von Gift nicht zurückschrecken, ist also nicht weiter erstaunlich. Die Produktion von grösseren Mengen an Nahrungsmitteln ermöglicht das exponentielle Wachstum der Weltbevölkerung und dies mit immer weniger Beschäftigten in der Landwirtschaft. Wertet man Wachstum positiv, muss die Agrochemie klar als Geschenk gesehen werden.
Die Erfindung des Haber-Bosch-Verfahrens um 1910 zur Gewinnung von synthetischem Stickstoff verlieh der breiten Verwendung von Kunstdüngern zur Ertragssteigerung zusätzlichen Schub. Bald darauf wurden auch die ersten synthetischen Insektizide und Herbizide entwickelt.
Diese Erfindungen sind eng mit den Gräueln der chemischen Kriegsführung in den beiden Weltkriegen und im Vietnamkrieg verknüpft.
Fritz Haber wurde mit dem Nobelpreis für Chemie ausgezeichnet. Seine Forschung ermöglichte zwar grössere Ernten, doch das gewonnene Ammoniak ist nicht nur Grundstoff für Düngemittel, sondern auch für Sprengstoff. Viele Chlorverbindungen wurden als zivile Nutzung in Form von Insektiziden und Saatgutbeizmitteln eingesetzt. Zahlreiche hoch toxische Pflanzenschutzmittel wie DDT und Atrazin wurden von Schweizer Chemikern und Firmen massgeblich mitentwickelt und später, aufgrund der enormen Schäden, welche sie an Mensch und Natur anrichteten, verboten.
Die Gründung von Biolandbau-Organisationen und die Pioniere eines ganzheitlichen Verständnisses von Mensch und Natur sind als Gegenbewegung vor diesem Hintergrund zu sehen. Rudolf Steiner, Mina Hofstetter sowie das Ehepaar Maria und Hans Müller leisteten einen enormen Einsatz, um der chemischen Revolution der Landwirtschaft etwas entgegenzusetzen. Permakultur, Gründüngungen, Agroforst und syntropische Landwirtschaft erfreuen sich heute grossen Interesses.
Im Unterschied zur «konventionellen» Landwirtschaft wurde in diesen Bereichen im letzten Jahrhundert leider nur sehr wenig geforscht. Es besteht also Aufholbedarf – auf dass der Mensch die Natur als Grundlage seiner Existenz erkennt, zu der es Sorge zu tragen gilt. Ihre Geschenke sind nicht endlos und verdienen mehr Respekt.
Kunst und Landwirtschaft
Chemie, Farben, Gift und Kunststoffe haben auch in der Kunstproduktion ihren festen Platz, genauso wie die Reflexion über deren Verwendung. Farben können mit Hilfe von «Gift» leuchtender, ja gar fluoreszierend und dazu auch noch viel leichter zu Verarbeiten gemacht werden. Synthetische Kunststoffe sind im Gegensatz zu natürlichen Werkstoffen greller, glatter und reproduzierbarer. Dies verleiht natürlich auch der künstlerischen «Plastik» immer neue ungeahnte Möglichkeiten.
Also doch ein Geschenk? Aber was ist ein Geschenk überhaupt? Kommt es bedingungslos von Herzen oder ist es an ein Gegengeschenk geknüpft? Wie verhält es sich mit der Ökonomie des Schenkens? Diese Fragen stellen sich für Kunst und Landwirtschaft gleichermassen. e
«gift» – Tokische Geschenke
Eröffnungswochendende: 27./28. Mai mit «special gift»: Domi Chansorn spielt seine Version von «Dimitri de Perrot’s Schaufenster».
Ab 14.00 Uhr Führungen durch die Ausstellung.
Ganzes Wochenende Barbetrieb mit Daniela und Essen von der Assoziative «schwarzes Schaf».
Weitere Hofrundgänge jeweils sonntags um 14.00 Uhr: 25. Juni, 27. August, 24. September, 29. Oktober
Gruppen gerne auf Anmeldung unter: martin@frohussicht.ch oder 044 784 29 94
Hof Blum – Froh Ussicht, Samstagern
Gift in der Landwirtschaft ist ein viel diskutiertes Thema. Mit weniger Aufwand zu mehr Ertrag zu kommen ist – seit die Menschen sesshaft geworden sind – ihr zentrales Bestreben. Dass wir im letzten Jahrhundert, um unseren Feinden zuvorzukommen, auch vor grossflächigem Einsatz von Gift nicht zurückschrecken, ist also nicht weiter erstaunlich. Die Produktion von grösseren Mengen an Nahrungsmitteln ermöglicht das exponentielle Wachstum der Weltbevölkerung und dies mit immer weniger Beschäftigten in der Landwirtschaft. Wertet man Wachstum positiv, muss die Agrochemie klar als Geschenk gesehen werden.
Die Erfindung des Haber-Bosch-Verfahrens um 1910 zur Gewinnung von synthetischem Stickstoff verlieh der breiten Verwendung von Kunstdüngern zur Ertragssteigerung zusätzlichen Schub. Bald darauf wurden auch die ersten synthetischen Insektizide und Herbizide entwickelt.
Diese Erfindungen sind eng mit den Gräueln der chemischen Kriegsführung in den beiden Weltkriegen und im Vietnamkrieg verknüpft.
Fritz Haber wurde mit dem Nobelpreis für Chemie ausgezeichnet. Seine Forschung ermöglichte zwar grössere Ernten, doch das gewonnene Ammoniak ist nicht nur Grundstoff für Düngemittel, sondern auch für Sprengstoff. Viele Chlorverbindungen wurden als zivile Nutzung in Form von Insektiziden und Saatgutbeizmitteln eingesetzt. Zahlreiche hoch toxische Pflanzenschutzmittel wie DDT und Atrazin wurden von Schweizer Chemikern und Firmen massgeblich mitentwickelt und später, aufgrund der enormen Schäden, welche sie an Mensch und Natur anrichteten, verboten.
Die Gründung von Biolandbau-Organisationen und die Pioniere eines ganzheitlichen Verständnisses von Mensch und Natur sind als Gegenbewegung vor diesem Hintergrund zu sehen. Rudolf Steiner, Mina Hofstetter sowie das Ehepaar Maria und Hans Müller leisteten einen enormen Einsatz, um der chemischen Revolution der Landwirtschaft etwas entgegenzusetzen. Permakultur, Gründüngungen, Agroforst und syntropische Landwirtschaft erfreuen sich heute grossen Interesses.
Im Unterschied zur «konventionellen» Landwirtschaft wurde in diesen Bereichen im letzten Jahrhundert leider nur sehr wenig geforscht. Es besteht also Aufholbedarf – auf dass der Mensch die Natur als Grundlage seiner Existenz erkennt, zu der es Sorge zu tragen gilt. Ihre Geschenke sind nicht endlos und verdienen mehr Respekt.
Kunst und Landwirtschaft
Chemie, Farben, Gift und Kunststoffe haben auch in der Kunstproduktion ihren festen Platz, genauso wie die Reflexion über deren Verwendung. Farben können mit Hilfe von «Gift» leuchtender, ja gar fluoreszierend und dazu auch noch viel leichter zu Verarbeiten gemacht werden. Synthetische Kunststoffe sind im Gegensatz zu natürlichen Werkstoffen greller, glatter und reproduzierbarer. Dies verleiht natürlich auch der künstlerischen «Plastik» immer neue ungeahnte Möglichkeiten.
Also doch ein Geschenk? Aber was ist ein Geschenk überhaupt? Kommt es bedingungslos von Herzen oder ist es an ein Gegengeschenk geknüpft? Wie verhält es sich mit der Ökonomie des Schenkens? Diese Fragen stellen sich für Kunst und Landwirtschaft gleichermassen. e
«gift» – Tokische Geschenke
Eröffnungswochendende: 27./28. Mai mit «special gift»: Domi Chansorn spielt seine Version von «Dimitri de Perrot’s Schaufenster».
Ab 14.00 Uhr Führungen durch die Ausstellung.
Ganzes Wochenende Barbetrieb mit Daniela und Essen von der Assoziative «schwarzes Schaf».
Weitere Hofrundgänge jeweils sonntags um 14.00 Uhr: 25. Juni, 27. August, 24. September, 29. Oktober
Gruppen gerne auf Anmeldung unter: martin@frohussicht.ch oder 044 784 29 94
Hof Blum – Froh Ussicht, Samstagern